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Ein Fleckchen namens Amshausen

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Von Jonas Damme

Steinhagen-Amshausen. Die Steinhagener Redakteure des Haller Kreisblatts benutzen drei Ortsmarken: Brockhagen, Steinhagen (Ortskern) und Amshausen. In den meisten Fällen ist auch klar, welche wann benutzt werden sollte. Immer wieder schleichen sich jedoch Sonderfälle ins Blatt. Deshalb nun für alle, die die Grenzen des nördlichen Ortsteils (ebenso wie der Schreibende), noch nicht aus dem Effeff kennen, eine genaue Grenzbestimmung.

Die richtige Einordnung Amshausens beginnt schon mit der Gemeindezugehörigkeit: Amshausen gehört zu

Steinhagen.
Richtig, aber nicht selbstverständlich. Denn noch bis zur Kommunalreform 1973 gehörte die selbstständige »Gemeinde« zu
Halle.
Bis vor etwas mehr als 40 Jahren hatte Amshausen auch einen eigenen Bürgermeister, Heinz Sickmann.

Als Kirchengemeinde gehörte Amshausen sogar noch länger zu Halle, nämlich bis zum Jahr 1994. Damals ging der zuständige Pfarrer, Werner Grothaus, in den Ruhestand. Das nahm man zum Anlass, in der Kirchengemeinde über die zukünftige Zugehörigkeit abstimmen zu lassen. Mit eindeutigem Ergebnis: 80 Prozent der Gemeindemitglieder wollten nach

Steinhagen.

Der nördlichste Punkt Amshausens ist heute der Hang des Gottesberges auf dem Kamm des Teutoburger Waldes. Dort grenzt Amshausen sowohl an Werther als auch an Kirchdornberg. Bis zur Gebietsreform zog sich die damalige »Gemeinde Amshausen« sogar noch weiter nach Norden, nördlich der Ascheloher Straße, entlang des Hengeberges - ein Gebiet, das mittlerweile Halle zugeschlagen wurde.

Weitere Berge auf beziehungsweise an der Grenze zum Amshausener Gebiet sind der Jakobsberg, der Petersberg und der Bußberg. "Die Bergvölker", wie sie humorvoll genannt werden, haben für Amshausen besondere Bedeutung, wie Udo Bolte, Gründer der Amshausen-Fans, erläutert. "Amshausen hat keinen Kirchturm", sagt er, "nur einen Glockenturm am Bodelschwingh-Haus. Gemeinden, die sich um die Kirche versammeln, so wie in Brockhagen, haben immer ein anderes Ortsbewusstsein."

Historisches Zentrum sei deswegen die alte Schule im Berg gewesen. Ein Großteil der Gebäude, die man heute mit Amshausen in Verbindung bringt, seien erst nach dem Kriege entstanden. Und dort habe sich dann nach dem Bau der neuen (Grund-)Schule später auch das neue Zentrum entwickelt.

Vom Bergkamm aus verläuft die östliche Grenze über die erhöhte Egge zur Bundesstraße 68. Sowohl Eichenstraße als auch Kiefernweg, liegen noch im Ortsteil.

Das Firmengelände von Jung Pumpen liegt nicht auf Amshausener Gebiet. Die Grenze folgt von dort aus der Bergstraße und trifft unterhalb des Markant-Marktes auf die Bahnhofstraße, verläuft dann aber über den Jückemühlenweg. Der Knick innerhalb des Wohngebietes südlich der Bundesstraße bedingt sich dadurch, dass die Grenze älter ist, als die meisten der Gebäude. Nur die westlichen Anlieger der Bergstraße sind Amshausener. Auch der Markant gehört noch dazu, der Bahnhof und das Unternehmen »Verlagsauslieferung Runge« hingegen nicht. Der Jückemühlenweg trifft schließlich auf die Patthorster Straße.

Auch die Gebäude nördlich der Patthorster Straße gehören zu Amshausen. Ursprünglich war dort offenes Land. Dann ist die Besiedelung über die Grenze gewachsen.

Danach folgt der Grenzverlauf mit Unterbrechungen dem Hilterweg, wechselt dann an der Grenze zu Halle auf den Schnatweg und schließlich zurück auf den Ascheloher Weg wieder Richtung Gottesberg.

Am Ascheloher Weg verläuft die Grenze am Haller Gebiet und nahe dem Steinbruch Müller, aktuell einem der wichtigsten Themen der Interessengemeinschaft Amshausen-Fans. Die stellen neben den Sportvereinen, dem Heimatverein und dem Männerchor einen wichtigen Beitrag zum Selbstverständnis.

"Wir versuchen die Menschen für ihren Ortsteil zu sensibilisieren", sagt Udo Bolte. Und fast 50 Gäste bei der letzten Versammlung der Fans sprechen dafür, dass die Amshausener ihren Ortsteil mögen - auch ohne eigenen Kirchturm.


Der Traum vom ersten Profirennen

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Von Max Backhaus

Versmold.
Jacqueline Horsthemke-de Brito will in die Gokart-Geschichtsbücher eingehen: Die Versmolderin möchte das erste Mädchen sein, das an der Rotax-Weltmeisterschaft teilnimmt. Beste deutsche U 17-Fahrerin ist die 14-Jährige schon jetzt (siehe HK-Bericht vom 23. Oktober). Grund genug für die Jury der Altkreissportlerwahl, sie zum weiblichen Nachwuchstalent des Jahres 2014 zu küren. Ausgezeichnet wird sie am 23. Januar bei der Gala im Haller Landhotel Jäckel.

Auf die Frage, weshalb sie die Auszeichnung verdient habe, antwortet Jackie, wie sie von allen gerufen wird, selbstbewusst: "Weil ich mich als Mädchen nicht unterkriegen lasse." Sich in der von Männern dominierten Motorsportwelt durchzusetzen, empfindet sie als Herausforderung und Freude. "Das Beste an dem Sport ist, wenn Jungs mich vor dem Start angrinsen und sich denken, dass ich sowieso keine Chance habe", erzählt sie: "Der Hass in ihren Blicken nach den meisten Rennen ist unbezahlbar."

Angefangen hat alles in der Werkstatt ihres Vaters, wo ein altes, nicht mehr fahrtüchtiges Kart herumstand. Ein Überbleibsel aus den Zeiten, als André Horsthemke noch selbst seine Runden drehte. Schon kurz darauf kurvte Jackie in dem alten Gefährt über den Hof - und war schnell begeistert vom Kartsport. Im Alter von zehn Jahren fuhr sie ihr erstes Hobbyrennen und erzielte bald gute Ergebnisse.

Diese machten Trainer Dieter Golz auf sie aufmerksam. Er hilft der jungen Versmolderin mittlerweile, den Traum vom Profirennen wahr werden zu lassen. Daran, dass die Formel 1 ihr langfristiges Ziel ist, lässt Jackie keinen Zweifel: "Es wäre super, einmal Testfahrerin für einen großen Stall sein zu dürfen und dann in die Formel 1 reinzurutschen." Ihre Planung erfolgt allerdings zweigleisig: Die Realschülerin, die zurzeit die neunte Klasse besucht, möchte das Abitur machen und anschließend Automobilingenieurin werden. "So lerne ich mein Kart auch von innen kennen", sagt sie.

Ihre bisherigen Erfolge lassen darauf schließen, dass die Versmolderin sowohl Talent als auch Fleiß mitbringt. Bei der Rotax-Challenge, einer deutschlandweiten Kartserie, belegte sie in diesem Jahr in der Altersklasse U 17 unter 42 Startern einen bemerkenswerten 13. Platz und war damit bestes deutsches Mädchen. Für das kommende Jahr hat sie sich ein großes Ziel gesetzt: Jackie will die Meisterschaft für sich entscheiden, denn nur so kann sie sich für die Rotax-WM qualifizieren.

Worauf es dabei unter anderem ankommen wird, weiß sie genau. Um ihr Ergebnis zu verbessern, möchte Jackie variabler fahren können: "Im nächsten Jahr fahren wir zum Training nach Belgien, Holland und Österreich. Überall wird anders gefahren, und ich kann meine Fahrmöglichkeiten erweitern", blickt sie voraus. Auch im Ausland zu starten, ist für sie erst mit dem Jahreswechsel machbar. Aufgrund ihrer guten Leistungen wird sie nun die internationale Fahrerlizenz ausgehändigt bekommen. Verändern wird sich zur neuen Rennserie auch ihr Kart. Das Gefährt bekommt ein neues Chassis und einen neuen Motor. "Damit Jackie sich mit den Veränderungen schnell zurechtfindet, trainieren wir den Winter über in der Halle", erzählt ihr Vater.

Zudem fährt sie in Emsbüren und in Kerpen bei zwei Winterturnieren mit, um in Form zu bleiben. Neben dem Renntraining absolviert die Versmolderin zudem Trainingseinheiten im Fitnessstudio.

Keine Frage: Wer in die Sportgeschichte eingehen will, muss fleißig sein.

Laibach macht Platz

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Von Nicole Donath

Halle-Kölkebeck. Der Laibach in Kölkebeck soll jetzt auf einer Länge von rund 160 Metern verlegt und naturnah ausgebaut werden. Das Vergabeverfahren für das rund 40 000 Euro teure Projekt läuft, der Auftrag soll in diesen Tagen erteilt werden, damit im Januar die Arbeiten starten können.

Grund für diese Verlegung, für die ein etwa dreiwöchiger Arbeitsaufwand einkalkuliert wird, sind die Pläne der Stadt Halle, entlang der Kölkebecker Straße den dritten Abschnitt des Radweges zu bauen. Jener letzte Teil, der die Lücke zwischen Kölkebeck und Halle endgültig schließen soll. "Die Grundstücksverhandlungen laufen bereits", berichtet Heinz Stricker, Tiefbauingenieur der Stadtverwaltung. "Wir gehen allerdings nicht davon aus, dass wir vor Herbst 2015 mit dem Bau beginnen können." Vielleicht werde es sogar 2016, bis der Radweg gebaut werden könne.

Weil der Laibach zurzeit auf einer Länge von rund 40 Metern direkt parallel zur Kölkebecker Straße, also der Landesstraße 966, verläuft, soll der Gewässerlauf auf 160 Metern in nördliche Richtung verschoben werden. "Sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus ökologischen Gründen ist diese Maßnahme sinnvoll", sagt Heinz Stricker, während er auf der Brücke kurz vor der Einmündung Kölkenweg steht und auf den betroffenen Abschnitt blickt. "Im oberen Bereich soll der Laibach sein vorhandenes Bachbett verlassen." Die Rückführung in das vorhandene Bachbett erfolge dann unmittelbar vor der Querung mit der Kölkebecker Straße. "Dazu wird auch die bestehende Brücke erneuert", ergänzt Heinz Stricker.

Der neue Gewässerlauf soll in diesem Zuge "leicht mäandrierend" ausgebaut werden, also leicht gewunden. "Die Sohlbreite entspricht dann der Sohlbreite des vorhandenen Laibachs und beträgt in der Mitte rund drei Meter. Die Böschungen werden indes etwas flacher angelegt, wobei der überschüssige Aushubboden, der nicht zum Verfüllen des alten Laibachs verwendet werden kann, von der Baustelle beseitigt wird", erläutert der Fachmann. Das vorhandene, alte Bachbett des Laibaches wird nur in kurzen Abschnitten mit Aushubboden verfüllt und bleibt teilweise erhalten. Dasselbe gilt für den vorhandenen Baumbestand, der den Plänen zufolge ebenfalls weitgehend erhalten werden soll.

Hinter der Postkartenidylle

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Von Andre Schneider

Malawi. Während andere den Jahreswechsel bei ihren Freunden oder ihren Familien erleben, ist Nele Hülck weit weg. Weit weg von zu Hause, weit weg von Deutschland. Auf einem anderen Kontinent. Die 17-jährige Versmolderin weilt zurzeit im ostafrikanischen Malawi.

"Ich werde Silvester nach einer Reise zu den Viktoriafällen in Sambia in Nhkata Bay in Malawi verbringen. Das ist eine kleine Bucht am riesigen Lake Malawi im Norden des Landes, ein Ziel für viele Backpacker", berichtet Nele Hülck dem HK via Facebook. Ereignisreiche Wochen und Monate liegen hinter der jungen Versmolderin, die im Sommer ihr Abitur gemacht hat.

Was verschlägt eine Westeuropäerin ins Entwicklungsland Malawi? Seit Oktober lebt Hülck auf dem - für viele immer noch unbekannten - Kontinent. Sie absolviert dort ihr freiwilliges soziales Jahr mit der Organisation Help2Kids, einer Non-Profit-Organisation. "Wir unterstützten Kinder in Tansania und Malawi und ermöglichen ihnen eine nachhaltige Zukunft", erklärt Hülck.

Daran hat die junge Frau in den vergangenen Monaten mit ihrer ganzen Energie und Kraft gearbeitet. "Das Schulprojekt ist jetzt beendet und ich befinde mich auf Reisen", sagt sie.

Was hat sie erlebt? In Lifuwu, einem kleinen Dorf im Osten des Landes, half die Reisende vor allem in der Nursery School. Dort lernen drei- bis sechsjährige Kinder hauptsächlich Englisch. "Als wir das erste Mal dort ankamen, stürzten sich etliche Kinder auf mich und wollten meine Hand halten. Gut, dass man zehn Finger hat", scherzt Nele Hülck. Nach den anfänglichen stürmischen Begrüßungen stand aber tatsächlich englischsprachiger Unterricht auf dem Programm. "Wir haben Lieder wie »Good Morning« oder »Twinkle, Twinkle Little Star« gesungen. Das hat viel Spaß gemacht", berichtet die 17-Jährige.

Aber trotz all der augenscheinlichen Idylle verdeutlicht die Versmolderin in ihrem Internetblog vor allem, dass sie sich in einem Entwicklungsland befindet. "Als das Alphabet an der Reihe war, mussten die Kinder die Buchstaben mit Kreide auf den Boden malen. Die meisten Kinder besitzen keine Stifte oder Zettel", schreibt Nele Hülck.

Auch das Leben im Dorf Lifuwu erinnert stark an Afrika-Filme. Hülck schreibt: "Es ist ein typisch afrikanisches Dorf, so wie man es sich klischeehaft vorstellt. Die Menschen wohnen in Lehmhütten mit einem Strohdach ohne fließend Wasser und Strom. Die Einwohner müssen zu einem Brunnen gehen und das Grundwasser abpumpen, was sie dann zum Trinken und zum Kochen benutzen. Die Kinder sind zwar nicht unterernährt, also nicht abgemagert, aber mangelernährt. Also sie haben nicht zu wenig zu essen, aber es ist nicht vielfältig genug, um alle Bedürfnisse zu decken. Deshalb haben sie auch so aufgeblähte Bäuche. Es ist schwer, hier unter den Umständen genug Obst und Gemüse anzubauen. Denn es regnet einfach sieben oder acht Monate lang nicht. Ein anderes Problem ist der Müll. Sie haben oder benutzen einfach keine Mülleimer, sondern werfen alles auf die Straße. Auch Plastik. Deshalb sieht man immer wieder Rauchschwaden irgendwo im Dorf und in der Umgebung, weil sie den Müll einfach verbrennen."

Aber trotz all der großen Probleme: Nele Hülck genießt ihren Aufenthalt in Malawi, lernt neue Menschen und eine ganz neue Kultur kennen.

75-Jähriger kündigt Suizid an: SEK-Einsatz in Steinhagen

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Steinhagen (nic).
Großeinsatz für die Polizei am Silvestertag: Ein 75-jähriger Mann aus Steinhagen soll ernst zu nehmende Suizidabsichten geäußert haben. Weil er als Jäger Zugriff auf scharfe Waffen besitzt, wurde das Haus an der Teplitzer Straße, das er gemeinsam mit seiner gleichaltrigen Frau bewohnt, umgehend durch Polizeikräfte aufgesucht und weiträumig abgesperrt. Außerdem rückten das Spezialeinsatzkommando aus Dortmund sowie die Verhandlungsgruppe aus Münster an. Diese fanden den Mann laut Aussagen der Polizei schlafend und unversehrt im Haus vor. "Zu keinem Zeitpunkt bestand eine Gefahr für Außenstehende", heißt es weiter. Der Mann, der zum Zeitpunkt des Einsatzes allein im Haus war, wurde mit einem Rettungswagen in eine Klinik gebracht. Bei der Durchsuchung des Wohnhauses fanden die Beamten mehrere Lang- und Kurzwaffen vor. Diese wurden sichergestellt. Gegen 16.30 Uhr war der Einsatz beendet.

Mehr lesen Sie am Freitag im Haller Kreisblatt. Foto: N. Donath

Richtige Antworten auf Rückschläge

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TuS Brockhagen

Platz 2, 16:6 Punkte, 341:305 Tore. Trainer: Lokman Direk.

Das war gut: "Felix Kröger und Maurice Grabmeir haben sich im Vergleich zu den Vorjahren stabilisiert. Felix ist zu einer tragenden Säule unseres Spiels geworden und auch Maurices Wurfquote ist gestiegen. Er könnte ruhig mit mehr Selbstvertrauen auflaufen. Christoph Motzkau hat sich gut in die Mannschaft gekämpft."

Das war schlecht: "Eigentlich hätten wir nur zwei Minuspunkte haben dürfen. In Hörste (der TuS verlor 23:34, Anm. der Red.) haben wir das schlechteste Spiel unter meiner Regie überhaupt abgeliefert und verdient verloren. Die Unentschieden gegen Westfalia Kinderhaus (19:19) und in Emsdetten (28:28) sowie zuletzt die Niederlage in Ibbenbüren (25:27 bei Spvg. 08) waren völlig unnötig. Da rächt es sich dann, dass wir es verpassen, in den anderen Spielen einen Gegner mal aus der Halle zu schießen, unseren Streifen runterzuspielen und uns Selbstbewusstsein zu holen. Außerdem muss die Trainingsbeteiligung deutlich besser werden, wenn wir alle aufsteigen wollen."

Einlauftipp: Beim einstigen Oberligisten sind sie nicht mehr hungrig genug nach Erfolg - das äußert sich in vielen kleinen und großen Auffälligkeiten auf und neben dem Platz. Beispiele: Nicht jeder arrivierte Spieler hechtet zum Ball, zu gern wird mit Schiedsrichtern, Gegnern oder Mitspielern diskutiert. Ändert sich diese Einstellung nicht, bleibt die negative Zuschauerentwicklung - und der TuS in der Landesliga hängen.

TG Hörste

Platz 3, 16:6 Punkte, 346:291 Tore. Trainer: Thomas Lay.

Das war gut: "Dass wir trotz unserer Verletzungsprobleme so viel herausgeholt haben, ist schon stark. Im Prinzip mussten Max Schäper, Silvan Tarner und Eike Weide die ganze Verantwortung im Rückraum schultern, weil Oli Noske und Marvin Wernecke lange ausgefallen sind. Das haben sie toll gemacht. Kim Dreger ist der Nächste, der in diese Rolle hineinwachsen wird."

Das war schlecht: "Mit mehr Konstanz und weniger Verletzungspech hätte wir noch mehr Punkte holen können. Das Deckungsspiel braucht noch mehr Festigkeit und auch den daraus resultierenden Gegenangriff - den wir seit drei Jahren trainieren - müssen wir noch verfeinern."

Einlauftipp: Vom heißen Aufstiegskandidaten mit 12:0 Punkten nach sechs Spieltagen, dann mit einer Negativserie von 2:6 Zählern fast schon als Frühstarter verschrien und wieder zurück im Rennen: Den jungen Rothosen ist zuzutrauen, dass sie am Saisonende Meister-Shirts bedrucken dürfen, weil sie bereits gelernt haben, mit Rückschlägen nicht nur umzugehen - sondern sie zu beantworten. Sorgt der Abgang von Trainer Thoams Lay zu SF Loxten nicht für zu viel Wirbel im Kader und damit ungewollte Ablenkung, steigt die TG in die Verbandsliga auf.

TV Werther

Platz 12, 8:14 Punkte, 318:328 Tore. Trainer: Helmut Bußmeyer.

Das war gut: "Die bisherige Saison hat gezeigt, dass wir mit jedem Gegner mithalten können. Wir haben deutlich mehr Potenzial, als der aktuelle Tabellenplatz zeigt und jetzt mit Martin Damm noch einmal Qualität hinzubekommen. Die Leistungen von Andreas Horstmann und auch Marco Stutzki sind hervorzuheben, weil sie meist konstant gute Leistungen abrufen."

Das war schlecht: "Von den Möglichkeiten der Einzelspieler her müssten wir eigentlich im Tabellenmittelfeld wiederzufinden sein. Unser Auftrag für die weiteren Spiele wird sein, uns vor allem in der Defensive zu stabilisieren. Gerade da kriegen wir die Vorgaben oftmals nicht umgesetzt. Im Angriff muss das Kreisläuferspiel besser werden, denn über diese abhängige Position erzielen wir zu wenig Tore."

Einlauftipp: Mit dem Abstieg haben sie am Wertherberg nichts zu tun - dafür ist der Kader sowohl in der Breite als auch in der Spitze zu stark besetzt. Sollte die Bußmeyer-Crew ihre Launenhaftigkeit mittelfristig in den oberen Leistungsbereich verschieben, muss Platz sechs bis sieben keine Illusion bleiben.

Spvg. Versmold

Platz 14, 2:20 Punkte, 247:331 Tore. Trainer: Dirk Schmidtmeier.

Das war gut: "Die Moral der Mannschaft. Die Spieler opfern sich trotz der schwierigen sportlichen Situation immer wieder auf - das ist echt klasse. Dazu passt die gute Trainingsbeteiligung. Sören Brune, Dennis Hauptvogel, Kai Sötebier und Torhüter Matthias Mense stellen sich vorbildlich in den Dienst der Mannschaft und übernehmen viel Verantwortung."

Das war schlecht: "Natürlich fehlen uns ein paar Punkte. Gerade die Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor ist eines unserer größten Probleme. In x Spielen war das unser Hauptmanko."

Einlauftipp: Im Durchschnitt verlieren die Versmolder ihre Partien 22:30, stellen sowohl die schwächste Offen- als auch Defensive und verzeichnen bisher mit minus 84 Toren die mit Abstand schlechteste Tordifferenz. Man muss kein Prophet sein - falls sich personell nicht einiges tut - , um den Abstieg der Versmolder vorherzusehen. Verlassen zwei Mannschaften die Klasse Richtung Bezirksliga, ist die Spvg., die erst kurz vor Saisonbeginn in die Landesliga aufrückte, dabei.

400 000 Kartoffelpuffer in der Woche

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von Alexander Heim

Werther.
Ob es tatsächlich der »Alte Fritz« war, der die Kartoffel einst in deutschen Landen einführte? Darüber streiten sich bis heute die Gelehrten. Sicher aber ist: seitdem der Erdapfel zum Protegé Friedrichs des Großen wurde, trat er seinen Siegeszug auf den Mittagstischen der Nation an. Seit rund 150 Jahren beschäftigt man sich auch auf dem Hof Pahmeyer in Werther mit dem »Pomme de Terre«. Und ob als Covenience-Produkt oder frisch vom Schältisch - die Kartoffelmanufaktur Pahmeyer kann sich über mangelndes Interesse am Grundapfel wahrlich nicht beschweren.

"Von Ende März bis Ende April werden die Kartoffeln gesetzt", erklärt Uwe Pahmeyer, Inhaber und Geschäftsführer der Kartoffelmanufaktur. "Von Juli bis Oktober wird dann geerntet." Und wenn kurz vor Beginn des Novembers die letzte Kartoffel vom Acker aufgelesen ist, muss sie unter Umständen bis zum nächsten Jahr durchhalten. "Wir sind in einer relativ kalten Region", erläutert Pahmeyer. "Bei der Ernte sind wir zwei bis drei Wochen später dran als im Rheinland."

Dennoch: "Wir haben mit unserem Standort einen großen Vorteil gegenüber den Mitbewerbern", ist Pahmeyer überzeugt. "Nach dem Zweiten Weltkrieg hat jeder Landwirt Kartoffeln angebaut. Ab den 1960er Jahren hielt die Mechanisierung Einzug." Damit begründete sich auch der Siegeszug der Sand-Standorte. "Die Lüneburger Heide oder der Oldenburger Raum sind eigentlich die Kartoffel-Hochburgen."

Doch der Sand bereitet den Kartoffeln - wenn’s schlecht läuft - auch mehr Stress in der Wachstumsphase. "Die Kartoffel hört bei 28 Grad auf zu wachsen", erklärt Pahmeyer. Gegen große Hitzeperioden schützt der Sand indes schlecht. Demgegenüber hat der Lehm-Lössboden, wie es ihn in Werther gibt, klare Vorzüge. "Hier wirken sogar Kapillarkräfte", führt Pahmeyer aus. Auch bei Hitze wird’s der Kartoffel nicht zu heiß. Das wirkt sich aus. "Die Qualität ist besser, vor allem gleichmäßiger. Und der Geschmack ist intensiver."

Vor 18 Jahren übernahm Uwe Pahmeyer den Hof von seinem Vater. Ökologie und Ökonomie sinnvoll miteinander zu verbinden - das ist dem Staatlich geprüften Landwirt und Industriekaufmann seither wichtig. Und so hat er im Laufe der vergangenen fast zwei Jahrzehnte einen Baustein zum anderen gefügt.

"Wir wollen vom Feld bis zum Teller alles liefern", beschreibt der dreifache Familienvater das Konzept hinter der Kartoffelmanufaktur, die vor sechs Jahren ihren Namen erhielt. "Es ist ein ökonomischer Vorteil, dass wir dabei keine Verkehrswege haben. Das ist auch ökologisch sinnvoll." Ohnehin ist Pahmeyer überzeugt: "Ökologie und Ökonomie sind Dinge, die nicht unbedingt im Gegensatz stehen müssen."

Die kalt geschälten Kartoffeln, führt er aus, würden im Umkreis von 50 Kilometern vertrieben. Gastronomische Betriebe gehören dabei ebenso zu den Kunden wie Krankenhäuser oder Altenheime. In einer weiteren Linie werden Reibekuchen erstellt. Und schließlich sind da, drittens, die fertigen Kartoffelprodukte, Rosmarinkartoffeln etwa.

"Als ich anfing, haben wir in der Woche 5000 Kilo Kartoffeln geschält. Heute sind es 100 000", verblüfft Pahmeyer mit den Entwicklungen dieses Sortiments. "Früher waren es 20 000 Reibekuchen, die wir pro Woche produziert haben. Inzwischen sind es 400 000." In Gusspfannen und mit Öl werden sie gebraten. "So, wie es Oma zu Hause machen würde."

Im Drei-Schicht-Betrieb wird dabei von sonntags bis samstags auf dem Hof gearbeitet. "Das ist wichtig, damit wir flexibel auf die Kundenwünsche reagieren können", erklärt Pahmeyer. Denn: "Alles was wir machen, machen wir frisch." Zwischen minimal drei und höchstens zwölf Stunden vergehen zwischen dem Moment der Bestellung und der Auslieferung. "Wir produzieren ein Frischeprodukt auf Bestellung, haben kaum Vorräte."

Die Kartoffeln selbst - sie lagern natürlich schon. Drei große Hallen sind dabei inzwischen auf dem Hof Pahmeyer entstanden. Fünf Meter hoch türmen sich die Kartoffeln hier, werden klimatisch so versorgt, dass sie gut überwintern können. Insgesamt 12 000 Tonnen.

Eine eigene Biogasanlage, befüllt ausschließlich mit Lebensmittelresten, versorgt den Hof mit Wärme und Strom. Ein anderer Teil der als Abfallprodukt anfallenden Kartoffelschalen wird erwärmt und gegart, bis die innewohnende Stärke aufgeschlossen ist. Zu zwei Dritteln das Futter für die 1300 Schweine auf dem Hof. "Im Grunde eine Kreislaufwirtschaft", erklärt Pahmeyer. Eine, an der auch der »Alte Fritz« sein Plaisir gefunden hätte.

Böllerbilanz fällt zufriedenstellend aus

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Versmold (HK/upo). Die Silvesternacht ist in Versmold relativ ruhig verlaufen. Außer dem brennenden Holzunterstand in der Sandortstraße (siehe nebenstehenden Text), hat es, so berichten die Beamten der Versmolder Wache, nur noch kleinere Unfälle und Einsätze gegeben.

Bereits am Abend gegen 20.45 Uhr war es zu einem Verkehrsunfall mit einer leicht verletzten Person gekommen. Ein 22-jähriger Sassenberger fuhr mit seinem Opel Corsa auf der Münsterstraße (B 476) aus Richtung Sassenberg kommend in Richtung

Versmold.
Ausgangs einer Rechtskurve kam er nach rechts von der Fahrbahn ab, fuhr auf den Grünstreifen und verlor hierbei die Kontrolle über sein Auto. Er schleuderte nach links über die Fahrbahn und stieße mit einem Straßenbaum zusammen. Anschließend prallte er gegen die Steinwand einer Scheune. Der Sassenberger wurde vor Ort durch einen Notarzt behandelt und anschließend ins Krankenhaus gebracht. Es entstand ein Gesamtsachschaden in Höhe von 4500 Euro.

Einige Stunden später, gegen 5 Uhr am frühen Neujahrsmorgen, kam ein 37-jähriger Versmolder mit seinem Auto unweit des Bärchenkreisels vom Stadtring ab und landete im Graben. Der alkoholisierte Fahrer verletzte sich dabei nur leicht.

Zu einem weiteren kleinen Zwischenfall kam es an der Schulstraße. Unweit des Jugendzentrums Westside beschädigte vermutlich eine Rakete eine Straßenlaterne. Der Lampenschirm hängt nun im 90-Grad-Winkel auf dem Pfosten, so dass jetzt geprüft werden muss, ob die Lampe repariert oder gar ausgetauscht werden muss. Ebenso seien, so teilen die Versmolder Polizeibeamten mit, an zwei abgestellten Autos in der Schulstraße durch Böller Beulen entstanden.

In der Diskothek Fame ist am Neujahrsmorgen ein Gast unangenehm aufgefallen. Nachdem er bereits des Lokals verwiesen worden war, verschaffte er sich eigenhändig wieder Einlass, in dem er über den Zaun des Raucherbereichs kletterte. Alkoholbedingte Koordinationsschwierigkeiten führten jedoch zum Scheitern des Versuchs, so dass sich der Mann an der Hand verletzte.

Ebenfalls eher ruhig war die Lage im benachbarten Landkreis Osnabrück. Es sei, so teilen die Beamten mit, ein relativ ruhiger Jahreswechsel gewesen. In der Zeit von 20 Uhr bis 7.30 Uhr habe die Polizeiinspektion Osnabrück 431 Einsätze verzeichnet. Dabei sei die ganze Palette des Polizeialltags bedient worden. Körperverletzungen, Trunkenheitsfahrten, hilflose Personen, Sachbeschädigungen, häusliche Gewalt, Unfälle, Fundsachen und diverse Streitigkeiten zum Jahreswechsel.


Jahresbeginn um fünf nach zwölf

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Von Anke Schneider

Borgholzhausen.
Überall im Altkreis Halle lagen sich die Menschen in der Silvesternacht pünktlich um null Uhr in den Armen, nur in Piums Mitte nicht. An der Kirche begann das neue Jahr ganze fünf Minuten später - dank der Kirchenglocken, die es dieses Mal nicht ganz so eilig hatten. Der Stimmung auf dem Kirchplatz tat das keinen Abbruch und auch die Silvestersänger schmetterten ihren musikalischen Neujahrsgruß um zehn Minuten nach Mitternacht nach dem Motto von Leonardo da Vinci: Die Zeit verweilt lange genug für denjenigen, der sie nutzen will.

Einige Minuten vor Mitternacht kamen die drei Silvestersänger Werner Spill, Martin Majewski und Reiner Fröhlich gut gelaunt in Lodenmänteln und Filzhut, mit Hellebarde, Horn, Laterne und Trillerpfeife ausgestattet, an der Kirche an. Seit 18 Uhr waren sie unterwegs gewesen, hatten zunächst die Bewohner des DRK-Seniorenheims und dann über 60 Haushalte besucht und das alte Nachtwächterlied gesungen. Viele Familien in Pium empfangen die Sänger bereits seit vielen Jahrzehnten und möchten auf deren Besuch nicht mehr verzichten. Hier und da gab es für die Sänger eine Kleinigkeit zu essen oder einen Schnaps. Überall nahmen die drei Sänger gute Wünsche für das Jahr 2015 mit auf den Weg.

Bürgermeister Klemens Keller war einer der ersten auf dem Kirchplatz. Wohl wissend, dass er in seiner Funktion als Bürgermeister den Bürgerinnen und Bürgern in Pium zum letzten Mal ein erfolgreiches und gesundes neues Jahr wünschen wird. Mit einem beachtlichen Sektvorrat ausgerüstet ging er durch die immer größer werdende Menge, um die obligatorischen braunen Kunststoffbecher zu verteilen und zu füllen. Um dann pünktlich um Mitternacht mit allen Gästen auf dem Kirchplatz auf das Jahr 2015 anstoßen zu können.

Die Piumer erschienen wie immer zahlreich. Kinder, Jugendliche und Erwachsene hatten sich aufgemacht, um ihren Mitmenschen in großer Runde zuzuprosten sowie Feuerwerkskörper und Wunderkerzen zu entzünden. Um Mitternacht flogen dann rings um den Kirchplatz die Raketen in den Himmel. Sämtliche Uhren der Gäste hatten den Jahreswechsel bereits angezeigt - nur die Kirchenglocken noch nicht. Geduldig warteten auch die Sänger auf das traditionelle Signal, das mit fünf Minuten Verspätung erschallte. Danach stellten sich die drei Männer vor dem Kirchentor auf und kündigten das neue Jahr mit der Liedstrophe an, die eigens für den Jahreswechsel getextet wurde: "Das alte Jahr vergangen ist, wir danken dir, Herr Jesu Christ."

Nachdem alle Neujahrswünsche ausgesprochen, alle Lieben umarmt und alle Hände geschüttelt waren, machten sich die Silvestersänger auf ins Heimathaus, wo der Heimatverein sie wie in jeder Silvesternacht mit einer warmen Suppe begrüßte.

Jäger (75) droht mit Suizid: SEK umstellt Haus

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Von Nicole Donath

Steinhagen. Beamte des Spezialeinsatzkommandos (SEK)
Dortmund haben am Silvesternachmittag ein Haus in der Teplitzer Straße in Steinhagen umstellt. Ein 75-jähriger Mann hatte damit gedroht, sich das Leben zu nehmen. Weil der Jäger Zugriff auf Waffen im eigenen Haus hatte, ging die Polizei vom schlimmsten Fall aus und fuhr ein Großaufgebot auf.

Die Ehefrau hatte die Polizei kurz vor 13 Uhr über "ernst zu nehmende Suizidabsichten" ihres Mannes informiert, der sich zu dem Zeitpunkt alleine in dem Haus aufhielt. Umgehend fuhren die Beamten nach Steinhagen und sperrten das Objekt weiträumig ab. Parallel dazu rückten das SEK Dortmund, ein Rettungswagen mit der Leitenden Notärztin aus Gütersloh und dem Organisationsleiter Rettungsdienst aus Verl sowie eine Verhandlungsgruppe aus Münster an. Hierbei handelt es sich um eine Spezialeinheit der Polizei, deren Beamte geschult sind, in Bedrohungslagen, bei Verbarrikadierung, Entführungen, Geiselnahmen oder eben Suizidversuchen mit den Betreffenden Kontakt aufzunehmen und sie zur Aufgabe zu bewegen.

Zunächst unbemerkt von den Anwohnern fuhren die Beamten in verschiedenen Zivilfahrzeugen vor und parkten hintereinander am Straßenrand. Als sie im Nebel dieses trüben Silvesternachmittages schließlich die Kofferräume öffnen und ihre stich- und kugelsicheren Westen anlegen, Sturmhauben und Gefechtshelme aufsetzen, Waffen, Funkgeräte und Uhren kontrollieren und zuletzt noch ein Codewort vereinbaren, wirkt diese Szene schon extrem unheimlich und ist voller Spannung zugleich. Und mittlerweile guckt dann doch der ein oder andere Nachbar aus dem Fenster oder kommt vorsichtig aus der Haustür heraus, während die Streifenbeamten passierende Fahrzeuge bitten, wieder umzudrehen.

Als die Beamten das Haus betreten, zünden sie aus Präventionsgründen eine Rauchbombe, um dem Mann im Notfall die Orientierung zu nehmen. Tatsächlich finden sie ihn schlafend auf dem Sofa vor. Kurze Zeit später, mittlerweile ist es 16.15 Uhr, wird er mit einem Rettungswagen in eine Klinik eingeliefert und die bei der Durchsuchung gefundenen Lang- und Kurzwaffen werden sichergestellt.

"Es hat zu keinem Zeitpunkt Gefahr für die Öffentlichkeit bestanden", betont Polizeihauptkommissar Jan Bobe, der passend zum 1. Januar die Leitung der Haller Polizeiwache übernommen hat. "Doch wenngleich der Einsatz glimpflich ausgegangen ist - wir konnten nur so handeln."

Verzicht auf Irdisches, um frei zu sein

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Frau Blaschke, nehmen Sie eigentlich wahr, dass die Menschen sich nach Ihnen umdrehen? Wenn Sie über den Kirchplatz laufen, durch die Stadt oder entlang der B 68? Dass Sie aus der Masse herausstechen, dass Sie immer und sofort auffallen?

URSULA BLASCHKE: "Aber natürlich! Und ich fühle mich guuut, sehr gut! Ich bin ein bisschen so wie diese Conchita Wurst, Sie wissen doch, die den Song Contest gewonnen hat. Also ja, ich nehme es wahr und werte es als Freundlichkeit."

Sie färben sich nach wie vor Ihre Haare. Wie oft machen Sie das?

BLASCHKE (streicht mit den Handrücken über ihren Kopf): "Ob Sie es glauben oder nicht: Die Haare sind gar nicht gefärbt, das habe ich von meiner Großmutter geerbt. Es ist nur der Scheitel, der ergraut. Und jetzt verrate ich Ihnen noch ein kleines Geheimnis: Den färbe ich nicht einmal wirklich, sondern ich bediene mich da einfacher Schuhcreme! Mit so einem kleinen Schwämmchen gehe ich darüber - das funktioniert wunderbar."

Schwarze Haare, fast ausnahmslos schwarze Kleidung, schwarz lackierte Nägel - warum ausgerechnet Schwarz?

BLASCHKE: "Da halte ich es ein bisschen wie Henri Matisse, der hat Schwarz bevorzugt. Und Schwarz ist auch für mich wichtig. Nicht als Zeichen der Trauer, nein, eher als Kontrast zu der Buntheit der Bilder. Überhaupt ist die Welt so bunt, da fühle ich mich in Schwarz gut. Für mich ist dieses Schwarz hier im Museum wahrscheinlich sogar die einzig mögliche Farbe."

Nun sagen Sie ja selber, dass Sie in Halle allein durch diese Äußerlichkeiten auffallen, und bereits dazu braucht es ja schon ein gewisses Maß an Selbstsicherheit. Und die Überzeugung, dass man seinen ganz eigenen Weg gehen darf, vielleicht sogar muss, um sein Glück zu finden. Haben Sie diese Stärke von Anfang an in sich getragen, oder reifte dieses Gefühl erst später?

BLASCHKE: "Zunächst einmal habe ich der Stabilität meiner Familie viel zu verdanken, also meiner Ursprungsfamilie, wo der Grundstock für mein Durchhaltevermögen gelegt wurde. Ich weiß, was Leid bedeutet, was es heißt, flüchten zu müssen. Und das ist übrigens auch ein Grund dafür, warum ich so viel Herzblut in die Andy-Warhol-Ausstellung investiert habe. Die Familie Warhol war ja von Tschechien aus nach Amerika eingewandert. Davon abgesehen lernt man im Laufe der Jahre, dass man immer wieder auf die Nase fällt und dann doch wieder aufstehen kann, denn diese Kraft hat man in sich!"

Aber wie hat Ihre Familie Ihnen die Stabilität und Kraft vermittelt?

BLASCHKE: "Sie hat an mich geglaubt! Meine Eltern haben mir schon früh prophezeit: Du wirst keine Nonne, sondern mal eine große Künstlerin. Und in der Tat wurde die Freundin Nonne und hat oft für uns gebacken, also nur so als Beispiel. Ich hingegen habe mich bereits als Kind künstlerisch bewährt, habe gemalt und geschnitzt ..."

Wie ungewöhnlich, wenn man die Zeiten bedenkt, in denen Sie aufgewachsen sind. Dass Ihre Eltern Ihnen das ermöglicht haben. Man hätte ihnen nicht verdenken können, wenn sie anders entschieden hätten ...

BLASCHKE: "Oh ja. Es war ein riesiges Stück Freiheit, das sie mir da geschenkt haben."

Was hat Ihre Eltern wohl dazu bewogen?

BLASCHKE: "Sie wussten ganz genau, dass einem irdischer Besitz viel von der Freiheit nimmt, die man zum Leben braucht."

Wie wichtig ist Ihnen Besitz heute?

BLASCHKE: "Es gab Zeiten, in denen habe ich unter anderen Umständen gelebt. Aber das ist schon lange anders und erst danach hat es sich gut und richtig angefühlt. Die Verleiher beispielsweise wissen, dass ich dieses Projekt hier allein mit meiner Familie stemme, und es funktioniert trotzdem."

Müssen Sie sich für die Kunst, für das Museum hier, für Ihr Lebenswerk einschränken?

BLASCHKE: "Das ist eine Frage der Sichtweise. Andere werden es anders sehen. Aber ich brauche keine Juwelen und muss auch nicht fliegen. Und wenn ich mich auch mit noch so teuren Klunkern behängen würde - am Ende bringt es nichts, darauf kommt es nicht an. Ich liebe es, wenn mich an meinem kleinen Häuschen morgens die Rehe besuchen, nachts die Eule ruft und sich die Vögel im Garten tummeln. Den Adventskranz mache ich mir selber mit den Sachen, die ich im Wald finde. Ich lege mir schon Gebote und Verbote auf, aber das macht mich auch stolz."

Wie weit reichen diese Einschränkungen?

BLASCHKE: "Ich lebe vor allem von Gemüse und Obst und Säften und würde niemals Medikamente nehmen. Mein Grundvertrauen zu mir reicht so weit, ich muss nichts nehmen. Stattdessen bekomme ich viele Dinge geschenkt."

Materielle Dinge?

BLASCHKE: "Das kommt auch schon mal vor. Mir fällt da ein besonderer Mantel ein ... Aber es sind vor allem Begegnungen. Neulich abends klopfte es an der Tür des Museums. Ich hatte längst geschlossen, aber natürlich öffnete ich und vor mir standen ein paar Jugendliche: "Hallo Frau Museum", sagten sie und fragten, ob ich sie noch hereinlassen würde. Sie hätte einem ihrer Freunde einen Besuch im Museum geschenkt und dieses Versprechen wollten sie jetzt einlösen. Ist das nicht ganz reizend?!"

Und was haben Sie dann mit den Jugendlichen gemacht?

BLASCHKE: "Ach, es ist ja ganz egal, ob jemand etwas von Kunst versteht oder nicht. Jeder, der herkommt, bekommt zunächst einmal die Wärme des Hauses geschenkt. Die Wärme dieses Hauses, das ich vor fast 30 Jahren erobert habe und worauf ich so stolz bin! Aber wenngleich Kunst natürlich Anregungen braucht und gewisse technische Voraussetzungen, so lautet mein Leitsatz im Umgang mit meinen Besuchern, vor allem mit den Kindern, immer: Male so, wie du es dir wünschst! DU weißt, was du gemalt hast - und dann ist es egal, was die anderen darin sehen!"

Das ist nicht gerade das, was man in der Schule im Kunstunterricht hört ...

BLASCHKE: "Ganz genau. Ich habe ja auch die Gegenkraft der Kunstlehrer! Kunst ist frei! Aber damit mich niemand falsch versteht: Ich bin keine Konkurrenz, ich will nur helfen. Und eben diese Freiheit, die ich hier vermittele, ist doch so wichtig! Meine Gabe ist mir als Aufgabe auferlegt. Und jeder Kraftakt lohnt sich. Wenn man einknickt, hat man schon verloren."

Das heißt, dass Sie Ihren Weg weitergehen. Ganz gleich, wie hoch die Hürden sind ...

BLASCHKE: "Ich bin ja nicht naiv und deshalb habe ich für das Museum Vorsorge getroffen und gebe einen Teil der Bilder in fünf Jahren nach Oslo. Aber für mich persönlich weiß ich, dass Freiheit im Alter immer wichtiger wird und ich deshalb auch niemals in einem Altersheim leben werde. Dort kann man doch nicht sterben und ich sage Ihnen auch, warum. Weil dort an dem Irdischen festgehalten wird und man so nicht loslassen kann."

Und wie sieht die Alternative aus, Ihre Alternative?

BLASCHKE: "Freiheit muss man sich einfach nehmen. Und man muss glauben. Zum Beispiel daran glauben, dass die eigenen Kinder, die Liebsten, von Schutzengeln behütet sind. Denn nur dann, wenn man diesen Glauben wirklich in sich trägt und das ehrliche Vertrauen hat, kann man diese Freiheit, die es im Leben braucht, auch wirklich weitergeben. Eine Freiheit, dir mir erlaubt, arm zu sein."

Gelbe Tonnen sind wieder da

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von Herbert Gontek

Halle.
Die gelben Tonnen für Verpackungsabfälle sind wieder zu haben. Nachdem die Stadt Halle den Vertrag mit der Firma Tönsmeier über die Abfuhr verlängert hat, gibt das Unternehmen auch wieder kostenlos gelbe Tonnen ab.

"Kein Mietvertrag, kein Führerschein, keine Diskussion, den Personalausweis bitte", so steht es sinngemäß am Kassenhäuschen bei Tönsmeier im Wertpunkt in Künsebeck. Zu Deutsch: Der Mitarbeiter möchte von dem Kunden, der eine gelbe Wertstofftonne haben will, nur den Personalausweis als Legitimation und sonst nichts. Dann geht alles fast wortlos seinen Gang: Regis-trierung und dann die Aufforderung, sich eine Tonne zu nehmen und einzuladen.

In ein normales Auto passt die Tonne nicht. Ein größerer Kombi ist notwendig oder gar ein Auto mit Angänger.

Die gelben Tonnen sind für recycelbare Verpackungsmaterialien, die bisher in gelben Säcken aufbewahrt wurden. Weil die gelben Säcke nur sehr dünn sind, gab es immer wieder Probleme mit deren Haltbarkeit. Die Säcke gingen kaputt, deren Inhalt lag an der Straße oder komplette Säcke flogen bei starkem Wind weg und landeten im Straßengraben. Auch Vögel oder Nager zerstören immer wieder die gelben Säcke auf der Suche nach Fressbarem.

Aus diesem Grund wurde von den Gemeinden, aber auch den Abfallentsorgern die Ausrüstung der Kunden mit einer gelben Tonne befürwortet und begonnen. Im ersten Anlauf wurde etwa die Hälfte die Kunden mit einer Tonne versorgt, das war vor zwei Jahren. Dann standen die Vertragsverlängerungen der Stadt Halle mit Tönsmeier an. Um nicht unnütz zu investieren, setzte der Entsorger bis zum Abschluss die Einführung der Resttonnen aus. Jetzt stehen zwei Container Tonnen voll bereit zum Abholen.

Ein Bürojob für PC-Liebhaberin

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Von Silke Derkum

Versmold.
Dass sie mal eine von etwa 140 Rathausmitarbeitern wird, ein eigenes schickes Büro hat und jeden Morgen ganz selbstverständlich zu ihrem Acht-Stunden-Arbeitstag in ihrer Heimatstadt aufbricht - das hätte Marina Galinski sich so sicherlich nicht vorgestellt. Seit September ist genau das jedoch Realität. Die 24-Jährige (Marina Galinski feiert heute ihren Geburtstag) ist bei der Stadt Versmold für die aufwendige Digitalisierung der Aktenbestände verantwortlich. Für die Peckeloherin ein Glücksgriff, genauso wie für die Stadt.

Bislang war Marina Galinski in einer Behindertenwerkstatt des Wertkreises GT in Brockhagen beschäftigt. Verpackungs- und Montagearbeiten für heimische Industrieunternehmen gehörten dort zu ihren Aufgaben. Aber so richtig zufrieden war sie mit ihrer Tätigkeit nicht. "Ich mache gerne etwas mit Computern", erzählt sie und war deshalb sofort neugierig auf das Jobangebot der Stadt Versmold, das sie beim Wertkreis am Schwarzen Brett gesehen hatte.

"Sie hat sich aus eigenem Antrieb gemeldet und auf die Stelle beworben", berichtet Katja Kammeier, Integrationsassistentin im Bereich berufliche Inklusion beim Wertkreis GT. Neben Marina Galinski hatten neun weitere Menschen mit Handicap ihr Interesse für die Arbeit im Versmolder Rathaus bekundet. "Es ist toll, dass ich den Job bekommen habe, weil ich in Versmold wohne und weil ich endlich am PC arbeiten kann", sagt Marina Galinski.

Nun kümmert sich die 24-Jährige im Rathaus also täglich darum, dass die Berge von Bauakten der Stadt von Papier zu digitalen Daten werden. "Wir hatten schon seit langem geplant, unsere Akten nach und nach zu digitalisieren", sagt Bürgermeister Michael Meyer-Hermann. Da kam das Förderprogramm »1000 Außenarbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen« des Landes gerade recht. Bereits im Herbst 2013 hatte der Stadtrat beschlossen, einen Integrationsarbeitsplatz einzurichten. Knapp ein Jahr hat es gedauert, bis das Vorhaben umgesetzt werden konnte.

Im Rathaus stehen der jungen Frau zwei Mitarbeiter als Ansprechpartner zur Seite. Aber ihre Arbeit verrichtet sie vollkommen selbstständig. Und dabei ist hohe Konzentration gefordert. Die Pläne, Statikberechnungen und der gesamte Schriftverkehr jedes einzelnen Bauvorhabens seit Ende der 1940er-Jahre gehen nun durch Marina Galinskis Hände, werden eingescannt und am PC den entsprechenden Hausnummern zugeordnet. "Das ist eine unglaubliche Erleichterung für Architekten oder Gebäudeeigentümer, wenn sie Akteneinsicht nehmen wollen", nennt Bauamtsleiterin Nina Herrling Beispiele für die Nutzung der digitalen Akten. Und auch die Rathausmitarbeiter könnten nun parallel auf die Unterlagen zugreifen, ergänzt Fachbereichsleiter Carsten Wehmöller.

Das Modellprojekt ist zunächst auf ein Jahr begrenzt. Einer möglichen Verlängerung ist man bei der Stadt grundsätzlich nicht abgeneigt. "Arbeit ist da; allein im Bauamt gibt es 8000 bis 9000 Akten, die digitalisiert werden müssten", sagt Carsten Wehmöller. Und auch Marina Galinski würde sich freuen, wenn sie nicht wieder in der Behindertenwerkstatt arbeiten müsste. "In der Werkstatt habe ich mich manchmal gelangweilt", sagt sie, "das ist mir hier noch nie passiert."

Ein Oxer gegen den Silvesterkater

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Steinhagen (howi).
Das Neujahrsspringen vom PSV Steinhagen-Brockhagen-Hollen bietet Ross und Reiter seit mehr als drei Jahrzehnten eine willkommene Gelegenheit, den Silvesterkater aus den Beinen zu schütteln. In diesem Jahr nutzten dies rekordverdächtige 120 Starter, die an den drei angebotenen Wettbewerben unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade teilnahmen.

Im Gegensatz zum Ü 30-Cup am 14. März oder den Steinhagener Reitertagen, die vom 9. bis zum 12. Juli ausgetragen werden, ist das Neujahrsspringen lediglich ein inoffizieller Trainingswettbewerb. "Wenn man so auf den Parkplatz schaut, könnte man aber denken, dass schon heute eines unserer großen Turniere ist", freute sich Pressesprecherin Marleen Kottmann über das nicht minder rege Interesse an der Traditionsveranstaltung am ersten Tag des Jahres.

Da keine Ranglistenpunkte vergeben wurden, standen für die Starter, die aus dem gesamten Kreisreiterverband Gütersloh sowie vom Reitverein Dornberg angereist waren, der Spaß und das gesellige Beisammensein im Vordergrund. Das schmälerte allerdings nicht den Ehrgeiz der vorwiegend jungen Reiter, für die das Neujahrsspringen oft der erste Wettbewerb vor Publikum war. Dementsprechend groß war auch die Aufregung der mitfiebernden Eltern, die - besonders gut beim Einsteigerspringen zu beobachten - jeden Satz ihrer Sprösslinge mit einem eigenen kleinen Hüpfer hinter der Bande begleiteten.

Zwar wurde der erste Wettbewerb des Tages ohne Platzierung geritten, für einen Null-Fehler-Ritt über den Parcours mit einer maximalen Hindernishöhe und -weite von 85 Zentimetern erhielten die Reiter aber eine der begehrten Schleifen als Anerkennung. Dieses Kunststück schafften 26 von 40 Startern.

Für den zweiten Wettbewerb der Klasse A erhöhte Parcourschef Jürgen Langenströr den Schwierigkeitsgrad. Neben einer Hindernishöhe und -weite von maximal 95 Zentimetern mussten die 48 Teilnehmer nun auch eine Kombination von zwei eng nacheinanderfolgenden Sprüngen meistern. Der Avenwedder Stefan Rehpöhler auf Grazia siegte hier knapp vor Lokalmatador Falk Pieles auf Hermine.

Sportlicher Höhepunkt der Veranstaltung war das abschließende Springen der Klasse L mit einer maximalen Hindernishöhe und -weite von 115 Zentimetern. Zusätzlich zu den Steilsprüngen wartete in diesem Wettbewerb ein sogenannter Oxer als besondere Schwierigkeit: Bei diesem wurde den 32 Starterpaaren nicht nur eine Sprungentfaltung in die Höhe, sondern zusätzlich auch in die Weite abgefordert.

Fünf Paare bewältigten diesen Parcours innerhalb der erlaubten 62 Sekunden mit null Fehlern und qualifizierten sich so für das Stechen. Da dieses mit viel Risiko auf Zeit geritten wird, verzichteten die Youngster und es nahmen nur die beiden erfahrensten Reiter teil. Jörg Brinkmann auf Azarah vom PSV Steinhagen-Brockhagen-Hollen musste vorlegen. Da er die Hindernisse im Bemühen um eine schnelle Zeit in engen Radien anritt, hatte er zwei Abwürfe zu verzeichnen. Im Wissen um dieses Ergebnis konnte Jan-Henrik Oestersandforth auf White Cap vom ZRFV Rietberg-Druffel taktischer reiten. Zwar benötigte er gut zehn Sekunden länger für den Parcours, hatte aber nur einen Abwurf und sicherte sich so die goldene Schleife für den Erstplatzierten.

Kompakt an zwei Tagen

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Von Claus Meyer

Altkreis

Halle.
Aus dem ungeliebten Kind soll endlich ein Vorzeigejunge werden. Mit neuem Modus, finanziellem Anreiz und persönlichen Auszeichnungen ermittelt der Handballkreis Gütersloh an diesem Wochenende seine Pokalsieger bei Männern und Frauen.

Erstmals findet der gesamte Wettbewerb inklusive Vorrunde kompakt an zwei Tagen statt. 19 Männer- und 15 Frauenteams spielen in sieben Sporthallen die Titelträger aus. Austragungsort des Halbfinales und des Finales am Sonntag ist für Männer und Frauen die beschauliche Mastholter Spielstätte. Auf der Suche nach Ausrichtern musste der Handballkreis im Spätsommer nachhaken, da sich zunächst kein Verein gefunden hatte. "Natürlich hätten wir für die Finalrunde lieber die Versmolder Sparkassen-Arena gehabt", sagt Heinz-Hermann Jerrentrup, stellvertretender Kreisvorsitzender.

Das erste Januarwochenende als Termin ist für Jerrentrup dagegen derzeit alternativlos. "Wir müssen auf den Spielbetrieb im Verband und Kreis Rücksicht nehmen. Gehen wir aufs Karnevalswochenende, beschweren sich zudem die Südkreis-Teams", sagt er. So möchte der Handballkreis auch 2016 und 2017 mit der Kompaktversion des Kreispokals ins Jahr starten und anschließend schauen, ob sich Modus und Zeitpunkt bewährt haben.

Der Ausgang erscheint für den bislang bei vielen Vereinen eher unbeliebten Wettbewerb völlig offen. "Wir wollen unter den gegebenen Umständen das Beste aus dem Pokal machen", sagt etwa Philipp Christ, Trainer des Verbandsligisten HSG Gütersloh. Das klingt noch nicht nach Hurra-Geschrei. Dabei gibt es durchaus Anreize für Aktive und Zuschauer: Zum ersten Mal hat der Handballkreis Sponsoren gewonnen, deren Unterstützung freien Eintritt an beiden Turniertagen ermöglicht. 400 Euro Prämie erhalten die Siegerteams; die besten Feldspieler, Torhüter und Torschützen werden gekürt.

Nicht genug Anreiz ist das für Landesligist TG Hörste und Oberligist SF Loxten. Die Sportfreunde nehmen traditionell nicht am Kreispokal teil. Trainer Dirk Elschner ist nach eigener Aussage ein spielfreies Wochenende lieber, bevor es am 11. Januar bei LIT für Loxten wieder um Punkte geht.

Hörstes Abteilungsleiter Frank Panofen findet den neuen Modus "prinzipiell gut", möchte aber zunächst abwarten, wie sich der Wettbewerb entwickelt. Besonders den frühen Januartermin sehen die Verantwortlichen bei der TG kritisch, da in den Weihnachtsferien viele Spieler noch nicht zur Verfügung stünden und an geregeltes Training im Vorfeld nicht zu denken sei. In Absprache mit Trainer Thomas Lay sei in diesem Jahr auf eine Teilnahme verzichtet worden, auch weil zum Zeitpunkt der Meldung der neue Modus noch nicht bekannt gewesen sei.

Männer

Ranghöchstes Team aus dem Altkreis ist Verbandsligist Spvg.

Steinhagen.
Das Team von Trainer Stephan Neitzel geht als Titelverteidiger an den Start und gewann vor sechs Wochen auch den Westfalenpokal. Beginn der Spiele ist am Samstag jeweils um 14 Uhr. Am Sonntag geht es um 12 Uhr in Mastholte weiter, das Finale ist um 18 Uhr angesetzt.

Vorrunde, Gruppe 1 (Sporthalle Städtisches Gymnasium Gütersloh): SV Spexard, TV Isselhorst, SC Lippstadt, TV Werther, Spvg. Versmold.

Gruppe 2 (Neue Sporthalle Herzebrock): Herzebrocker SV, HSG Gütersloh, Spvg. Steinhagen, TV Jahn Oelde, Wiedenbrücker TV.

Gruppe 3 (Sporthalle Greffen): FC Greffen, TV Verl, Spvg. Hesselteich, Union Halle.

Gruppe 4 (Hauptschulhalle Versmold): HSG Bockhorst/Dissen, HSG Rietberg-Mastholte, TuS Brockhagen, SG Neuenkirchen-Varensell, TuS Borgholzhausen.

Frauen

Stärkstes Team auf dem Papier ist die HSG Union ’92

Halle.
Statt des Drittligisten wird aber die Landesliga-Mannschaft in der Mastholter Sporthalle auflaufen. So dürften die Oberligisten TV Verl und Spvg. Steinhagen die besten Karten haben. Beginn am Samstag ist jeweils um 14 Uhr. Am Sonntag in Mastholte geht es um 13 Uhr weiter, das Finale ist für 17.30 Uhr angesetzt.

Vorrunde, Gruppe 1 (Sporthalle Hauptschule Neuenkirchen): SG Neuenkirchen-Varensell, Herzebrocker SV, Spvg. Versmold, HSG Bockhorst/Dissen, TV Verl.

Gruppe 2 (Sporthalle Mastholte): HSG Rietberg-Mastholte, SV Spexard, Wiedenbrücker TV, Union Halle.

Gruppe 3 (Sporthalle Brockhagen): TuS Brockhagen, SC Lippstadt, TV Werther, Spvg. Steinhagen, TuS Borgholzhausen.


Ein Haller für die Haute Cuisine

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Von Florian Gontek

Halle. Christoph Schlegel (23)
ist gerne da, wo alles angefangen hat. An Weihnachten ist Gelegenheit dazu: durchatmen, Freunde treffen, Zeit mit der Familie verbringen. Mehr als drei Mal innerhalb eines Jahres schafft er es meistens nicht in seine Heimat
Halle, die auch Geburtsstadt ist. "Wenn ich einmal hier bin, führt der erste Weg meist zu René", sagt Schlegel und lacht, wenn er von dem Haller Koch und Gastronomen René Sauerzapfe erzählt. Dem 37-Jährigen habe er eigentlich alles zu verdanken, was er jetzt mache, sagt er. Über einen ganz eigenen Weg in die hohe Küche und den Wunsch, irgendwann wieder hier zu sein.

"Ich habe noch nie in meinem Leben eine richtige Bewerbung geschrieben", grinst Christoph Schlegel kurz nachdem er an seiner Cola genippt hat. Es passt zu dem, was der junge Mann - Fan des Bayerischen und der titelhungrigen Bestia Negra von der Säbener Straße - zu erzählen hat. Hätte ihm kurz nach seinem Abschluss an der Haller Realschule 2008 oder kurz nach seinem abgebrochenen Fachabitur am Carl-Severing-Berufskolleg jemand weismachen wollen, dass er heute die Expertise für Fleisch und Saucen in einem Fünfsterne-Luxushotel direkt an der Hafenpromenade Lindaus am Bodensee ist, er hätte ihn wohl mit dem Kopf in selbigen gesteckt. Nun ja.

Heute sitzt er da, dunkles Hemd, und erzählt. Zum Beispiel, wie er mit 14 Jahren im Gerry Weber Sportpark Hotel unter Andreas Hinkerohe im Rahmen eines Schülerpraktikums ersten Küchen-Kontakt knüpfte. Die geplante Lehre im Haller Viersternehaus zerschlug sich, so dass ein sechswöchiges Praktikum 2009 im gerade eröffneten Haller Restaurant »Sauerzapfes Junge Küche« während des Fachabiturs schließlich der Türöffner werden sollte. "Mir wurde dann von René die Lehre nahegelegt und ich habe mich recht schnell dazu entschlossen, das Fachabitur abzubrechen", erzählt er. "Im Kochberuf ist es wichtig, das merke ich gerade an den jungen Leuten, die jetzt zu uns kommen, dass du es von dir selbst aus willst", erklärt er. Die kommenden drei Lehrjahre seien intensiv gewesen, blickt er zurück. "Aber ich kann arbeiten", sagt Schlegel. Und er wollte. Das bestätigt auch Sauerzapfe: "Christoph hat das hier drei Jahre gut durchgezogen und ist immer willkommen", sagt sein einstiger Ausbilder, der mittlerweile ein guter Freund geworden ist. Umso beachtlicher ist es, dass es Sauerzapfe war, der Schlegel dazu riet, rauszugehen aus dem vertrauten Umfeld. So wie er es einst selbst gemacht hatte, verbrachte der Haller Gastronom seine Lehrjahre doch in Seesen am Harz. Also begab sich auch sein Lehrling auf die Suche, wenn auch recht unkonventionell: "Im dritten Lehrjahr machte ich eine Woche Urlaub am Bodensee und schrieb E-Mails an 15 Läden, zehn meldeten sich zurück - unter anderem auch der Bayerische Hof", erinnert sich Schlegel.

Hier kocht er übrigens bis heute. Und das von Beginn an ohne Berührungsängste. Kaum angekommen, bat er seinen Küchenchef Sebastian Fink um den Saucier-Posten, den für die Zubereitung von Saucen und Fleisch. Hier muss Schlegel lächeln. "Herr Schlegel, das packen Sie nicht", wiederholt er die Worte seines Chefs, den er schließlich doch überreden konnte. Für eine Saison. "Als die vorbei war, gab er mir den Zuspruch für meine gute Arbeit", erzählt der Rindfleisch-Liebhaber, der mittlerweile einen unbefristeten Vertrag als Chef de Partie und Junior-Souschef im Bayerischen Hof bekommen hat - die dritthöchste Stelle in der Küchenbrigade. Hier wickelt er mittlerweile auch Bestellungen ab und schultert mit seinen 18 bis 20 Kollegen in der Küche während der Hochsaison 500 bis 600 Essen täglich. Das bedeutet Stress. Am Silvesterabend wollten auch in diesem Jahr wieder hunderte Gäste exquisit bekocht werden.

Dennoch ist der Schritt in die Luxus-Gastronomie für den 23-Jährigen der im Nachhinein "absolut richtige" gewesen. "Ich habe hier innerhalb eines Jahres noch einmal so viel gelernt, wie in meiner gesamten Lehre - weggehen ist wichtig, ich würde es jedem genauso raten."

Ebenso selbstverständlich ist es für den jungen Koch aber auch, irgendwann einmal zurückzukehren. Zu seiner Familie, seinen Freunden, seinen Wurzeln. In absehbarer Zeit wird er im Bayerischen Hof Souschef - Stellvertreter -, dennoch plant er die weite Zukunft in Ostwestfalen. "Ich bin ein Heimattyp, möchte meinen Eltern später helfen können und in der Nähe sein", erklärt der junge Koch, der auch noch eine Schwester, Anna (25), hat. Der Kochlöffel soll aber auch dann nicht aus der Hand gelegt werden. "Ein kleines Restaurant hier in der Gegend, gemeinsam mit einem Freund, maximal 30 Sitzplätze. Da kann ich frisch kochen, jeden Tag etwas anderes - das wäre schon ein Traum", schwärmt Schlegel. Dort, wo er gerne ist, dort, wo alles angefangen hat.

Abfalllaster versinkt im Seitenstreifen und kippt zur Seite

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Werther (hego).
Die Engerstraße zwischen Häger und der Kreuzung am Sägewerk Kreft war gestern Nachmittag fast drei Stunden für den Durchgangsverkehr gesperrt. Der Grund: Ein mit Gemüseabfälle beladener Lastwagen war in der Kurve kurz vor der Kreuzung am Sägewerk rechts auf die weiche Bankette gekommen und zur Seite gekippt. Erst mit einem Kran konnte das Gefährt wieder flottgemacht werden.

Der Unfall geschah gegen 15 Uhr. Der Auflieger war unterwegs von Häger in Richtung

Werther.
Offenbar durch Unachtsamkeit des Fahrers kam das Gefährt vor der Kurve zu weit nach rechts von der Straße ab. Im von den Niederschlägen der vergangenen Tage aufgeweichten Seitenstreifen versackte der mit 25 Tonnen Gemüseabfällen für die Biogasanlage beladene Wagen schnell und geriet in eine gefährliche Seitenlage. Aus diesem Grund ließ die Polizei die Straße vorsichtshalber sperren.

Ein Spezialunternehmen aus Rheda-Wiedenbrück wurde benachrichtigt und rückte mit einem 500-Tonnen-Kran an, um das »Hinterteil« des Fahrzeugs wieder auf die Straße zu setzen. Mit einer Seilwinde wurde der Maschinenwagen aus seiner misslichen Lage befreit.

Gegen 18.45 Uhr wurde die Engerstraße schließlich wieder für den Durchgangsverkehr freigegeben, nachdem die tiefen Spurrillen zwischen Straße und Radweg verfüllt waren.

Die Polizei schätzt den Sachschaden auf rund 20 000 Euro.

Bordercollie »Ginny« offenbar tückisch vergiftet

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Von Andreas Großpietsch

Borgholzhausen.
Aus dem Verdacht ist schreckliche Gewissheit geworden: Der im Ortsteil Barnhausen gestorbene Hund (das Haller Kreisblatt berichtete am 31. Dezember) ist offenbar Opfer einer gezielten Vergiftung geworden. Die Laboruntersuchung einer Blutprobe ergab, dass ein Organophosphat die Ursache des qualvollen Todes von Bordercollie-Hündin »Ginny« war. Besitzer Peter Karnat erstattete gestern Anzeige gegen Unbekannt und will jetzt vor allem andere Hundebesitzer warnen. Denn der schreckliche Tod seiner Hündin war kein Einzelfall, sondern ist offenbar Teil einer ganzen Serie von Giftattacken gegen Hunde im Bereich Barnhausen.

"Es ist einfach schrecklich, wenn man seinen Hund so sieht, wie er krampft und Schaum vor dem Maul hat", sagt Peter Karnat aus Barnhausen und man merkt ihm an, wie sehr ihn das Geschehen erschüttert hat. Es ist bereits das zweite Mal, dass der Designer und seine Familie einen Hund auf diese grausame Weise verlieren. "Perfiderweise starb Ginny mit den gleichen Symptomen wie vor 21 Monaten unsere Bordercollie-Hündin Luise", sagt Karnat.

Beim Tod von Luise starb gleichzeitig auch die Hündin Nuca aus der Nachbarschaft. Mit ihren Besitzern hatten die die Tiere einen gemeinsamen Spaziergang gemacht. Und nicht nur angesichts dieser Häufung scheint es wenig wahrscheinlich zu sein, dass es sich um einen Unglücksfall handelt.

Denn Organophosphate wie die in der Blutprobe nachgewiesene Substanz sind häufig Bestandteil von Pflanzenschutzmitteln, die gegen Insekten wirken. Mitten im Winter werden solche Mittel allerdings nicht eingesetzt. "Von einem frisch gespritzten Feld würde man sich als Hundebesitzer ohnehin fernhalten", sagt Karnat. Und unvorsichtig ausgebrachte Rattengiftköder scheiden als Ursache aus, weil sich deren Auswirkungen erst lange Zeit nach Aufnahme zeigen. Tiere, die Rattengift gefressen haben, sterben mit relativ wenig Schmerzen an inneren Blutungen.

Hündin Ginny war bei dem verhängnisvollen morgendlichen Spaziergang am 28. Dezember des vergangenen Jahres unter steter Beobachtung. "Es ist zu vermuten, dass Ginny dabei ein mit dem Organophosphat kontaminiertes Stöckchen im Maul hatte", befürchtet Peter Karnat hohe kriminelle Energie bei dem mutmaßlichen Hundehasser, der im Bereich von Barnhausen und Schloss Brincke sein Unwesen treibt. Denn Symptome wie starke Krämpfe und Schaum vor dem Maul habe seine Hündin erst gezeigt, als sie ihren Futternapf geleert hatte.

"Dadurch muss das Gift aus dem Maul mit ihrem Speichel in den Magen gelangt sein", mutmaßt der Barnhausener. Sollte sich diese Befürchtung bewahrheiten, könnten auch Menschen, vor allem Kinder, durch solche mit bloßem Auge nicht erkennbaren Giftköder gefährdet sein.

Dass es im Bereich Barnhausen einen Menschen gibt, der Hunde so sehr hasst, dass er ihren qualvollen Tod herbeiführt und dabei auch nicht davor zurückschreckt, Menschen zu gefährden, dafür sprechen noch weitere Anzeichen. Vor allem noch ein weiterer Fall, der sich kurz vor Weihnachten ebenfalls dort ereignet hat. Das Opfer dabei war ein kleiner Maltesermix-Rüde, der ebenfalls in dem Ortsteil beheimatet ist und der dabei beobachtet worden war, wie er von einer grauen Substanz gefressen hat. Bei diesem Tier waren danach Durchfall und eine Art Zittern aufgetreten. Unter dem letztgenannten Symptom leidet der Hund bis zum heutigen Tag.

Ein weiteres Indiz kommt direkt von Schloss Brincke: Die Familie dort berichtet, dass in der Nähe ihres Wohnsitzes mehrfach Brote, Wurst und Schinken gefunden wurden, ohne dass feststeht, ob es sich dabei um vergiftete Köder gehandelt hat oder nicht.

Die Hundehalter in Barnhausen sind alarmiert und für Besucher dieses Bereiches empfiehlt sich besondere Vorsicht - vor allem natürlich, wenn sie Hunde dabeihaben. Für Peter Karnat, der zum zweiten Mal ein geliebtes Tier auf diese schreckliche Weise verloren hat, ist verbittert: Der perfide Verursacher kann anscheinend mit seinem Hundehass die Verunsicherung und das Unglück der Hundebesitzer genießen."

Geräteschuppen in Loxten brennt aus

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Versmold-Loxten (ei). In der Nacht zu Samstag ist in Loxten am Alten Salzweg ein Geräteschuppen in Brand geraten. Ein aufmerksamer Passant weckte die Bewohner des zugehörigen Wohnhauses - und verhinderte damit offenbar Schlimmeres. Die Einsatzkräfte des Löschzuges Versmold sorgten dafür, dass die Flammen nicht auf das angrenzende Haus übergreifen konnten. Auch wenn die Brandursache bislang noch ungeklärt ist, geht die Polizei in ihrem Pressebericht davon aus, dass das Feuer vermutlich im Bereich der Mülltonnen ausbrach. Die Brandermittler der Kriminalpolizei müssen erst noch ihre Arbeit aufnehmen. Lesen Sie Montag mehr im Haller Kreisblatt.

"Das ist das Beste, was Sie machen können"

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von Alexander Heim

Borgholzhausen.
Von einem "kleinen Schlitzohr" zu sprechen wäre bei Jan Lukas Fliegel wohl untertrieben. Der 13-jährige Piumer hat es faustdick hinter den Ohren. Und das nicht nur, wenn es gilt, seine Kontrahenten beim Spiel an der Playstation oder X-Box aus dem Rennen zu werfen. Vor allem Fußballduelle haben es ihm dabei angetan. Der Name seiner Mannschaft? Da muss man nicht lange überlegen: Borussia Dortmund - natürlich. Deren Vereins-Emblem ziert auch seine Rollstühle. Und auf die ist Jan Lukas von klein auf angewiesen. Denn alleine weite Strecken laufen - das kann der Schüler nicht. Damit er körperlich weiter vorankommt, würde er gerne zu einer Delfin-Therapie in der Türkei aufbrechen. Doch die kostet viel Geld.

Dass die Presse an einem Mittwochabend ins Haus kommt - das freut Jan Lukas besonders. Ja, na klar, auch des Themas »Delfin-Therapie« wegen. Doch der Besuch sorgt außerdem dafür, dass man noch rasch ins Fußball-Duell Schalke 04 gegen Borussia Dortmund einsteigen kann. Und selbst der aktuelle Spieltag der Englischen Woche der Bundesliga im Fernsehen ist anschließend so noch drin. Was für ein Tag!

Doch der Alltag ist für Jan Lukas zuweilen auch beschwerlicher als für andere Jugendliche seines Alters. Denn etwa selbst Fußball spielen - das kann Jan Lukas nicht. Viel Spaß hat er indes an der neu gegründeten Rollstuhl-Sportgruppe in Bielefeld, zu der er jeden Dienstag aufbricht. Die anderen Jugendlichen, mit denen er sich hier trifft, haben alle ein Handicap. Und noch etwas gemeinsam: viel Spaß am Sport.

»Diastrophische Dysplasie« lautet der Fachbegriff für die Behinderung, mit der der junge Piumer geboren wurde. "Eine Form des Kleinwuchses", erläutert Mama Heike Fliegel. "Davon gibt es drei Arten", führt sie aus. "Jan Lukas hat die seltenste Form." Hinzu kommen bei ihm das »Pierre-Robin-Syndrom« und eine sogenannte »Hitchhiker-Position« von Händen und Füßen. "Das ist ein ganz seltener Gendefekt", erläutert Heike Fliegel. Die Wahrscheinlichkeit beträgt 1:1,6 Millionen, damit geboren zu werden. "Ein Lottogewinn", so Jan Lukas’ Mutter weiter, "ist wahrscheinlicher."

Über eine andere Mutter in der Rollisportgruppe ist Heike Fliegel auf den Verein »My Dolphins« aufmerksam gemacht worden, der regelmäßig für Kinder mit Handicap und deren Familien Delfin-Therapien in der Türkei organisiert. "Ich habe zu dem Vorsitzenden Jürgen Kalwey Kontakt aufgenommen und die Situation geschildert", erzählt Heike Fliegel, wie der Stein ins Rollen kam. "Sie nehmen dort nicht jedes Behinderungsbild - was ich auch nicht wusste", beschreibt sie. Doch auf Jan Lukas’ Geschichte reagierte man positiv.

Nicht nur die Begegnung mit den Delfinen steht bei der Therapie im Mittelpunkt, sondern auch begleitende Physio- und Ergotherapie. "Das ist besser als eine Reha", wurden Heike Fliegel und ihr Sohn Jan Lukas nicht zuletzt von einem Professor in Hannover ermutigt. Auch Jan Lukas’ Kinderärztin meinte: "Das ist das Beste, was sie machen können."

Der Haken: "Die Krankenkasse übernimmt nur die Kosten für die Physiotherapie in der Zeit - insgesamt 360 Euro." Der Rest der Kosten muss von den Familien selbst getragen werden.

Im kommenden Frühjahr wird Jan Lukas die inzwischen 13. Operation an seiner Wirbelsäule über sich ergehen lassen müssen. "Anschließend ist der tägliche Aufenthalt im Wasser das A und O", weiß Heike Fliegel aus der Erfahrung vorheriger OPs. Über die Delfin-Therapie hat sie sich erklären lassen: "Der Umgang mit den Tieren fördert das Selbstbewusstsein der Kinder. Vormittags wird mit den Delfinen geschwommen. Am Nachmittag folgen andere Therapien." "Das ist kein »Bade-Urlaub«", betont Heike Fliegel. Genaue medizinische Berichte fordert der Verein im Vorfeld an. "Die nehmen das schon sehr genau", hat Jan Lukas’ Mutter erfahren.

Dass Wasser ihrem Sohn besonders guttut - das weiß sie auch aus den Sommermonaten: "Das Element Wasser ist für Luki das Nonplusultra. Da bewegt er sich, da strampelt er und man bekommt ihn gar nicht wieder heraus."

"Ich habe lange gedacht, eine Delfin-Therapie ist doch nur etwas für noch schwerer behinderte Kinder"", räumt Heike Fliegel gerne ein. Doch inzwischen - seit Anfang Dezember grünes Licht von »My Dolphins« kam - ist sie mittendrin in den Vorbereitungen für Jan Lukas’ Therapie in Belek in der Türkei und arbeitet fleißig die Vorbereitungs-Liste ab, die »My Dolphins« der Familie mit auf den Weg gegeben hat. Falls organisatorisch alles klar wäre, könnte es für Jan Lukas im August oder September dieses Jahres losgehen.

In der Zeit bis dahin - da wird der 13-Jährige ganz sicher noch den ein oder anderen Champions-League-Skandal auf FIFA 15 heraufbeschwören. So wie vor ein paar Wochen, als Wacker Burghausen plötzlich gegen die Königlichen von Real Madrid haushoch mit 5:0 gewann. Jan Lukas hat es eben faustdick hinter den Ohren.

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