Diese Ansicht über ihre Heimatstadt war den fünf neuen Stadtführerinnen und Stadtführern während ihrer rund dreimonatigen Ausbildung noch verstärkt deutlich geworden, erklärten sie. Nachdem Wilhelm Peperkorn, Carl-Heinz Beune und Lore Redeker künftig keine Gruppen mehr durch Pium führen wollten, startete die Stadt einen Aufruf für neue Interessenten an diesem kleinen Nebenjob. Und der Erfolg der Stadtführer-Idee hat sich offenbar he-rumgesprochen und lockt weitere Interessenten an.
Der jüngste Kurs wurde zusammen mit der Stadt Versmold und der Gemeinde Bad Laer durchgeführt und umfasste 44 Unterrichtsstunden. In diesen Stunden wird den Frauen und Männern das Rüstzeug vermittelt, um ihre Führungen anschließend selbstständig entwickeln zu können. Geschult wurden sie unter anderem in Kunst- und Baugeschichte, Fragen der Verkehrssicherheit und der Rhetorik.
„Ich rede halt gern”, gab Karl-Heinrich Hoyer denn auch unumwunden zu, als er nach seiner Motivation für das Stadtführeramt gefragt wurde. Das ist in seinem Fall sicher kein Geheimnis, gilt aber wohl für alle, die auf diesem Gebiet aktiv sind, denn Stadtführer ist kein Job für Maulfaule.
Hoyer will Interessierten künftig seine spezielle Heimat Winkelshütten näherbringen. Der Ortsteil wurde bereits 1928 eingemeindet und wirkt heute besonders land- und forstwirtschaftlich geprägt. Doch in früheren Zeiten wurde hier nach Silber, Blei und Kohle geschürft. Von diesen Bergbauaktivitäten sind bis heute Spuren zu finden.
Andrea Kahl sagt, dass sie am liebsten draußen in der Natur ist und auch andere Menschen dafür begeistern möchte. Ihre dreistündige geführte Wanderung auf dem Hermannsweg unterhalb der Ravensburg ist nicht ohne Anspruch. Eine Einkehr in die Burg-Gastronomie ist auf Wunsch ebenso möglich wie ein Picknick in der Schutzhütte mitten in der freien Natur.
Für Peter und Sabine Prange sind es mehr die Gebäude im Ortskern, die im Mittelpunkt ihres Interesses stehen. Die Pranges sind erst vor drei Jahren von Gütersloh-Friedrichsdorf nach Borgholzhausen gezogen, fühlen sich aber in ihrer neuen Heimat bestens integriert und schätzen besonders die schöne historische Bausubstanz rund um die Kirche. Die zeigen sie auch bei Führungen, wobei sich Sabine Prange mit einem besonderen Angebot für Rollstuhlfahrer und Teilnehmer mit Rollatoren spezialisiert hat.
Andreas Rädel mag das Radfahren, gerade in Pium. Deshalb hat er eine dreistündige Tour ausgearbeitet. Barnhausen, Wichlinghausen, Cleve und Holtfeld liegen an der Strecke. „Man kann natürlich auch über eine kürzere und weniger anstrengende Route reden”, erklärt er. Flexibilität ist ohnehin eine der Grundlagen erfolgreicher Stadtführerarbeit.
Das kann Horst Bobbenkamp, erfahrener Stadtführer, nur bestätigen. Er war mit Grundschulkindern ebenso unterwegs wie mit Hochzeitsgesellschaften, spricht Hoch- ebenso wie Plattdeutsch.
Bei Tamara Kisker im Rathaus melden sich viele Interessierte und sie kann aus einer ganzen Vielzahl verschiedener Führungen auswählen. Da gibt es für Unerschrockene die Gänsehauttour über den Friedhof mit Karl-Heinz Meyer oder auch eine Wanderung auf den Spuren des Salzschmuggels zwischen Niedersachsen und Preußen mit Kornelia Könning.
Den kompletten Überblick bietet die soeben neu aufgelegte Stadtführungs-Broschüre, die in einer Auflage von 2500 Exemplaren erschienen ist. „Mein besonderer Dank gilt den Sponsoren, die das möglich gemacht haben”, sagte Tamara Kisker bei der Vorstellung der neuen Broschüre am Montagabend in der Pizzeria Am Uphof. Tamara Kisker vom Tourismusbüro der Stadt Borgholzhausen ist unter ` (0 54 25) 8 07 62 zu erreichen.
↧
Kein Job für Maulfaule
↧
Gelbes Gold ist lagertrocken
Die Bauern von den leichteren Böden sind erst einmal zufrieden. Ihr angeliefertes Wintergetreide haben sie mit einigen wenigen Ausnahmen lagertrocken in Künsebeck abliefern können. Gerade vor dem Hintergrund eines gegenwärtig nur mäßigen Preises eine gute Sache, den zusätzliche Kosten für die Trocknung vermiesen den Ertrag weiter.
Und so gab es für Lagermeister Eckhard Wacker und sein Team in den vergangenen Tagen eine Menge Arbeit über einen langen Tag.
Dass das Trocknen wegfällt erleichtert die Annahme ungemein, denn feuchtes Getreide muss umgehend getrocknet werden. Da das nur langsam geht, um die Keimfähigkeit der Körner nicht einzuschränken, kommt es in feuchten Jahren schon mal zu Engpässen bei der Weiterverarbeitung.
Ulf Kortepeter: „Immerhin bekommen wir Getreide aus 2500 Hektar vereinbartem Saatgutanbau und dazu natürlich auch noch normales Futtergetreide. Insgesamt mehrere Sorten, die alle separat gereinigt, und eingelagert werden müssen. Nicht alle angelieferte Saatgut-rohware schafft den Weg zurück aufs Feld. Was nicht den Standards entspricht, landet in den Futtersilos.”
Die Abläufe bei der Annahme sind in den vergangenen Jahren durch regelmäßige Modernisierung optimiert. Wenn sich nicht gerade lange Staus gebildet haben, können die Landwirte zwei große Wagenladungen in 30 Minuten löschen.
In dieser Zeit bleiben ein paar Minuten Zeit, um mit den wartenden Kollegen über den Ertrag und den Verlauf der Ernte zu sprechen. Allgemeine Tendenz: ganz ordentlicher Ertrag, trockene Ware und derzeit optimale Wetterbedingungen.
Ulf Kortepeter: „Hoffentlich bleibt es so, wenn die Weizenernte beginnt.” Der Geschäftsführer erinnert daran, dass für die schweren Schlepper die B 68 nicht einseitig gesperrt ist: „Sie sind quasi Anlieger.”
↧
↧
Achtung, schnelles Federvieh
Das Buch »Quak ein, Quak aus - Versmolder Geschnatter von Anfang bis Ente« ist die neueste Idee zum Rennen auf dem Aabach. Das 52-seitige Werk enthält allerlei Material rund um die Bürgerstiftungs-Aktion. Dazu gehört natürlich die Anekdote von der Haller Tierschützerin, die dachte, es würden gleich mehrere Tausend echte Federviecher durch den Aabach gejagt und prompt Anzeige wegen Tierquälerei erstattete.
„Auch Versmolder Schulen und Kindergärten haben etwas beigetragen”, sagt Lothar Hogreve von der Bürgerstiftung. Viele Kinder und Jugendliche haben Geschichten geschrieben. Aber auch Texte von Erwachsenen enthält das Buch: Eine Versmolder Schreibwerkstatt hat ebenfalls Lyrik und Prosa rund um das schnatternde Geflügel gesammelt. „Wir haben alles Mögliche zusammengeworfen”, sagt Künstler Rüdiger Pfeffer, der beim Entstehen mitgeholfen hat. „Auch das Rezept für Ente a l’Orange hat seinen Platz gefunden.” Der erfahrene Zeichner Pfeffer hat das Buch illustriert. „Natürlich ehrenamtlich”, betont Hogreve. Denn jeder Euro, den das Buch bei seinem Verkauf auf dem Stadtfestival einbringt - abzüglich der Druckkosten - kommt der Bürgerstiftung zu Gute. 1000 Ausgaben des Buches werden gerade gedruckt. Auf dem Stadtfestival sollen sie am Stand der Bürgerstiftung für zehn Euro das Stück verkauft werden.
Auch Margitta Willich unterstützt die Spendensammlung der Bürgerstiftung. Allerdings auf ihre Weise. Willich filzt. Mit Stricknadel und Waschmaschine kreiert sie Kinderpuschen, Türstopper und vieles mehr. „Die Idee kam mir, als ich eine Ente gefilzt hatte und dachte: »Die sieht genauso aus wie die Rennenten.« Ich habe dann bei Klaus Wagenhuber angefragt, ob man das irgendwie für die Bürgerstiftung verwenden könnte und der antwortete: »Wir probieren das einfach mal aus«”, sagt sie.
Vorverkauf beginnt am Samstag
Für jedes Filzstück, das auf dem Stadtfestival am Bürgerstiftungsstand verkauft wird, spendet Margitta Willich fünf Euro.
Am kommenden Samstag beginnt der Vorverkauf der Teilnahmekarten für das sechste Versmolder Entenrennen. Von 9 bis 12.30 Uhr verkauft die Bürgerstiftung die Tickets auf dem Wochenmarkt. Die Teilnahme kostet wie jedes Jahr vier Euro.
„Der erste Preis ist dieses Mal eine achttägige Reise in die Toskana”, sagt Lothar Hogreve. Darüber hinaus wird es wieder etliche kleinere Reisen, Gutscheine und vieles mehr geben. „Und der Lucky Loser, also die langsamste Ente, bekommt Eintrittskarten für die Autostadt und das Fußballspiel VFL Wolfsburg gegen Borussia Dortmund.”
¦ Das Entenrennen findet im Rahmen des Stadtfestivals am Sonntag, 25. August, um 16 Uhr statt.
↧
Auf dem Pferderücken durch Berlin
Am vergangenen Samstag hatten sich die
Steinhagener Reiterinnen Teresa Dohle, Claudia Dreyer und Tina Lemke mit ihren Islandpferden Draumur, Rána und Korall auf den Weg nach Michendorf bei Berlin gemacht. Die Jugendwartin (Dohle)
, Kassenwartin (Dreyer) und Pressewartin (Lemke) des Vereins Islandpferde Vinir mit Sitz in Steinhagen wollten beim großen Ritt dabei sein. Vorab mussten sie sich aber einem Veterinärs-Check und einem Casting unterziehen. Gut vorbereitet ging es dann am Sonntag weiter in die Hauptstadt. Angeführt von Fahnenträgern, den Stafettenträgern und einigen isländischen Reiterinnen und Reitern setzte sich die Gruppe Richtung Brandenburger Tor in Bewegung, um beste Werbung für den Pferdesport und speziell die Islandpferde zu machen. Zu den rund 300 Reiterinnen und Reitern gehörte auch die Frau des isländischen Präsidenten. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und der isländische Präsident Ólafur Ragnar Grímsson zusammen mit dem IPZV-Vizepräsidenten Peter Nagel warteten bereits auf die Reiter. „Das Getrappel der über 300 Pferde übertönte alles”, erzählte Teresa Dohle anschließend, noch immer begeistert. Und wie Klaus Wowereit den tausenden erschienenen Zuschauern bestätigte, gab es so ein Ereignis bisher noch nie unter der Quadriga. Das beeindruckte auch die Reiter, die bereits auf dem Weg zum Platz des 18. März vor dem Brandenburger Tor emotional aufgewühlt waren. Sie strahlten mit der Sonne um die Wette. Bewegendes Erlebnis vor dem Brandenburger Tor Auch das Aufstellen vor dem Brandenburger Tor klappte gut. Dort stiegen alle ab und erfuhren von Klaus Wowereit, dass er auf Island bereits selbst auf Islandpferden geritten ist. Ólafur Ragnar Grímsson nannte dies einen besonderen Tag für Island. Und Peter Nagel erklärte den vielen Zuschauern, was es mit der WM auf sich hat. Krönender Abschluss waren die Nationalhymnen Deutschlands und Islands sowie der WM-Song, zu dem alle freudig mitwinkten. Dann hieß es Aufsteigen für alle Reiter und abwenden zurück zu den Anhängern. Was nun geschah, war Emotion pur, berichtet Teresa Dohle, Steinhagens ehemalige Heidekönigin. Denn die Zuschauer klatschten, winkten und jubelten den Reitern zu. Sie zeigten großes Interesse an den Islandpferden, von denen viele bisher noch nie etwas gehört hatten. Dann ging es weiter nach Berlin-Karlshorst, wo die Stafettenreiter die große Show »HorsePower« im WM-Stadion eröffneten und die tausenden Zuschauer auf den Rängen die Reiter klatschend begrüßten. Ein gelungener Auftakt einer Weltmeisterschaft, der emotionaler nicht hätte sein können. Die Reiterinnen aus Steinhagen waren am Brandenburger Tor begeistert von dem Ritt. Und mit der »Horse-Power-Show«, zu der die kurzentschlossenen Besucher an den Kassen so lange Schlangen bildeten, dass die Show eine halbe Stunde später beginnen musste, gelang den Verantwortlichen ein Auftakt, der ebenfalls allen Beteiligten und Besuchern noch lange in Erinnerung bleiben wird. An den Wettbewerben in Karlshorst beteiligen sich etwa 200 Reiter. Sie treten allerdings nicht in den üblichen Renn-, Spring- oder Dressurdisziplinen an, sondern sie werden vor allem nach ihrem Können im Tölt und Pass bewertet - zwei Gangarten, die nur Islandpferde beherrschen.↧
Noch drei Häuser und zwei Scheunen
Konkret handelt es sich um ein Haus an der Tatenhausener Straße, um ein Haus auf einem Gelände bei Storck, ein Objekt im Bereich der Oldendorfer Straße kurz vor Borgholzhausen sowie zwei Scheunen im Clever Bruch, von denen die eine von Fledermäusen bewohnt wird. „Hier haben wir bereits Kontakt mit dem Pächter aufgenommen”, erklärte Dietmar Stölting vom Landesbetrieb Straßen.NRW. „Die Scheune, die nicht von Fledermäusen bewohnt wird, soll voraussichtlich im Oktober abgerissen werden. Mit Blick auf die andere Scheune stehen erst noch umfangreiche Untersuchungen an: Erst wenn alle entsprechenden Schritte zur Umsiedlung der Tiere eingeleitet wurden, wird auch diese Scheune abgerissen.”
„Bereits vor der Einleitung des sogenannten Flurbereinigungsverfahrens durch den Beschluss vom 17. Juni 2010 wurden die Erwerbsverhandlungen mit acht der elf Grundstückseigentümer noch durch die Regionalniederlassung OWL des Landesbetriebs Straßenbau abgeschlossen”, erklärt Steffen Otto von der Bezirksregierung. „Diese Gebäude verblieben in der Verwaltung durch die Regionalniederlassung und wurden fast alle im Verlaufe der letzten Jahre abgerissen. Für die drei verbliebenen Eigentümer von abzubrechenden Gebäuden steht seit der Offenlage des Planfeststellungsbeschlusses im September 2011 endgültig fest, dass ihre Gebäude für die A 33 weichen müssen.” Bislang wurden sie allerdings weder entschädigt oder gar bereitgestellt. Und so lange hält man sich bei den Behörden auch noch mit der Summe zurück, die der Bund aufwänden muss, um die Besitzer zu entschädigen.
„Unsere Aufgabe als Flurbereinigungsbehörde ist es, die dazu notwendigen Erwerbs- oder Entschädigungsverhandlungen zu führen, um die notwendigen Flächen bereitzustellen”, erklärt Steffen Otto vom Dezernat 33 weiter. „Der konkrete Zeitpunkt, zu dem dies erfolgen soll, ergibt sich aus dem Bauablauf, der wiederum durch die Regionalniederlassung OWL des Landesbetriebs Straßenbau festgesetzt wird.” Aufgrund einer guten wie engen Zusammenarbeit mit der Bezirksregierung werde der Zeitpunkt für die jeweilige Flächeninanspruchnahme möglichst frühzeitig kommuniziert: „Damit wird den betroffenen Eigentümern sowie der Flurbereinigungsbehörde Zeit für Verhandlungen über die Entschädigung gegeben.”
Zum Verfahren: Für den Verlust eines Gebäudes ist der Eigentümer gemäß Planfeststellungsbeschluss auf Kosten der Bundesrepublik Deutschland zu entschädigen. Die Höhe der Entschädigung bemisst sich dabei nach dem Verkehrswert der Immobilie. Dieser Verkehrswert als Marktwert im gewöhnlichen Geschäftsverkehr wird wiede-rum durch ein Sachverständigengutachten festgestellt, das dem Eigentümer vorgestellt wird, das Fragen beantwortet und Einwendungen oder Kritikpunkte überprüft. Sollte danach keine Einigung erzielt werden, kann der Eigentümer Rechtsmittel einlegen. Indes: Die Fläche mit dem Gebäude muss auf Grundlage des Planfeststellungsbeschlusses in jedem Fall bereitgestellt werden.
↧
↧
Startklar für die sechste Liga
„Wir wollen den freien Fall stoppen und die Leistungskurve wieder in die andere Richtung drehen”, sagt Trainer Lokman Direk: „Mittel- bis langfristig gehört Brockhagen sicherlich in die Verbandsliga.” Aus dieser Klasse war der TuS in der vergangenen Spielzeit bekanntlich als Tabellenletzter abgestiegen. Wichtig ist dem Coach, der als Aktiver auch die glorreichen Oberligazeiten miterlebt hat, dass alle im Verein an einem Strang ziehen. Nach Direks Worten sind die Brockhagener bereits startklar: „Alle haben den Reset-Knopf gedrückt und gucken positiv in die Zukunft. Dabei wollen wir unseren jungen Spielern weiterhin die Möglichkeit geben, sich weiterzuentwickeln.” Maurice Grabmeir - in der abgelaufenen Saison als A-Jugendlicher schon bester Torschütze der Mannschaft -, Felix Kröger und Carlo Schäfer sollen gemeinsam mit den neu dazugekommenen Routiniers Thorsten Harbert und Torwart Daniel Plum sowie den etablierten Kräften wie Christian Kalms das Gerüst für eine erfolgreiche Spielzeit bilden.
„Für Lars Deppe ist die Tür immer offen”
In diese Reihe könnte sich auch Lars Deppe noch einreihen, doch die Zukunft des ehemaligen Zweitligaspielers ist noch nicht abschließend geklärt. „Lars war jetzt gerade drei Wochen im Urlaub, und seine Frau Luisa überlegt ebenfalls, noch mal an den Ball zu packen. Er weiß, dass bei uns in Brockhagen immer eine Tür für ihn offen ist”, sagt Direk über den 32-jährigen Familienvater. Ein Fingerzeig könnte sein, dass der Kader des TuS bisher erst 13 und nicht wie gewöhnlich mindestens 14 Spieler umfasst.
Ein weiteres viel diskutiertes Thema beim TuS ist zurzeit die Hallensituation in Brockhagen, denn an der Kellerstraße wird derzeit unter anderem das Dach der Sporthalle renoviert. „Das gab es in den vergangenen Jahren in der Form noch nie. Momentan können wir nur im athletischen Bereich arbeiten”, erläutert Direk. Er geht deshalb davon aus, dass seine Mannschaft beim Saisonstart am 14. September bei der SG Sendenhorst handballerisch noch nicht bei 100 Prozent sein wird. Dankbar ist der Trainer den Nachbarvereinen aus Hesselteich, Gütersloh und Werther, die dem TuS während der Vorbereitung zeitweise Asyl gewähren.
Trotz dieser wenig optimalen Situationen schätzen viele Konkurrenten den TuS als Mitfavoriten im Titelkampf ein. „Wir leben in einem freien Land, jeder darf seine Meinung äußern”, sagt Direk mit einem Lachen und ergänzt: „Ich erwarte Everswinkel und Gadderbaum ganz vorne.”
↧
Die Idylle trügt
Von anja Hanneforth
¥
Werther.
Die Wiese steht in saftigem Grün, in der Hecke daneben kreucht und fleucht es, überhaupt scheint das Gelände rechts und links des Schwarzen Wegs in Isingdorf ein herrliches Fleckchen Natur. Doch der Schein trügt. Unter dem Gelände verbergen sich Altlasten, ehemalige Hausmülldeponien mit allem, was man früher achtlos entsorgt hat: Kunststoffe, Altöl, Metallschrott und mehr, abgedeckt durch einen halben Meter Kittboden und eine 30 Zentimeter dicke Mutterbodenschicht, auf der es nun prächtig gedeiht. Am Montag begaben sich die Ferienspielkinder auf Entdeckungstour durch dieses traurige Kapitel deutscher Umweltschädigung. Es ist heute nur schwer vorstellbar, was früher nahezu selbstverständlich war und weder von Behörden noch anderer Seite geahndet oder gar unterbunden wurde: Müll in großen Mengen in der Natur zu entsorgen. Übrigens keineswegs nur ein Wertheraner Problem. Deutschlandweit finden sich diese kleinen Deponien, manche mehrere Hektar groß, andere ganz klein. Ein gutes Dutzend davon gibt es in Werther, öffentlich zu Tage tritt davon keine. Man muss schon wissen, wo sie liegen, sehen tut man sie nicht. Was nicht heißt, dass die Behörden nicht darüber Bescheid wüssten: Im sogenannten Altlastenkataster des Kreises Gütersloh sind alle ehemaligen Hausmülldeponien - die meisten von ihnen aus den 1960er, 1970er Jahren, nur wenige früheren Ursprungs - aufgelistet. Neben einer Erkundung wurden schon vor Jahren Zeitzeugen befragt, um möglichst im Detail zu wissen, welche Stoffe sich im Boden verbergen könnten. Denn wenn es sich in den meisten Fällen auch um Hausmüll handelt, so gibt es auch Altlasten, die aus Galvanik-Schlämmen oder Metallen aus Veredelungsbetrieben und einer ehemaligen Gerberei bestehen. All dies ist in einer Akte genau festgehalten. Darüber hinaus unterliegen die Deponien einer ständigen Überwachung. „Natürlich muss gewährleistet sein, dass von ihnen keine Gefahr für Mensch und Natur ausgeht”, betont Werthers Umweltbeauftragter Werner Schröder. Zweimal im Jahr würde die Qualität des Grundwassers sowohl oberhalb als auch unterhalb der Deponien untersucht. Viele der umliegenden Häuser wären nicht an die städtische Wasserversorgung angeschlossen, sondern hätten einen Hausbrunnen. Nicht auszudenken, wenn Reste der Deponien ins Trinkwasser gelangen würden. „Ich seh’ nichts”, befanden die Ferienspielkinder Die Ferienspielkinder staunten jedenfalls nicht schlecht, als sie sich zusammen mit Werner Schröder und dem Diplom-Biologen Matthias Glatfeld auf die Spuren der Altlasten begaben. „Ich seh’ nichts”, war - kaum verwunderlich - deren erste Reaktion, als sie am Schwarzen Weg Station machten. Dort wird, wenn überhaupt, erst auf den zweiten Blick deutlich, dass es sich hier keineswegs um gewachsenen Boden, sondern eine angeschüttete Deponie handelt. Lediglich vereinzelte Kontrollschächte und kleine Rohre, über die man auftretende Gase entnehmen kann, zeugen vom vermüllten Untergrund. Mit der speziellen Deponie am Schwarzen Weg sei früher ein Siektal aufgefüllt worden, schilder Schröder. Vom tiefliegenden Bachlauf steigt das Gelände zu einer Seite hin steil an, acht bis neun Meter Höhenunterschied dürften es wohl sein. Zum Teil bewachsen mit Bäumen und Sträuchern würden Wanderer niemals auf den Gedanken kommen, es handele sich nicht um Natur, sondern verdeckten Müll. Und verdeckter Müll wird es bleiben. Denn die finanziellen Mittel, die Altlasten zu heben, hat die Stadt Werther nicht. „Solange von den Deponien keine Gefahr ausgeht, ist dies auch kein Problem”, findet Schröder. Wichtig sei, dass sie nicht von Regenwasser durchspült würden. Daher wären die Deponien mit Boden abgedeckt und bepflanzt worden. Außerdem führe eine gesonderte Verrohrung das Wasser ab. Einmal im Jahr, erzählt Schröder weiter, würde zudem das Gras auf den Deponien geschnitten. Und wenn es auch gesund aussieht: Heu und damit Viehfutter daraus zu machen käme nicht in Frage. „Es ist zum Teil mit Schwermetallen belastet und wird daher über eine Müllverbrennungsanlage entsorgt”, so Schröder.↧
Rita Buse kocht die Seife mit dem Blubb
„Wenn man ein schönes Ergebnis erzielen will, muss man schon viele gute Zutaten mischen”, erläutert Aromakünstlerin Rita Buse ihre speziellen Rezepturen. Pflanzliche Fett- und Ölsubstanzen wie Olivenöl, Palmöl, Rapsöl und Kokosfett zählen zu den wichtigsten Bestandteilen ihrer Produkte. Dazu gibt sie bei dieser Mischung Annatto-Samengewürz zum natürlichen Färben und Ringelblumenblüten, Zitronenmelisse und ätherische Öle wie Sandelholz für den Duft in den großen Kochtopf, dessen Inhalt optisch an leckeren Pudding erinnert.
„Natriumhydroxid ist die einzige Chemie, die reinkommt”, erklärt Rita Buse und wiegt die kleinen weißen, den ph-Wert senkenden Perlen ab, die für den Verseifungsprozess notwendig sind. Die gibt sie anschließend in destilliertes Wasser und erzeugt so eine exotherme Reaktion, bei der ordentlich Wärme freigesetzt wird, Schnell steigt dadurch die Temperatur im Topf bis auf über 80 Grad Celsius an. Aus Sicherheitsgründen trägt die Seifenfrau dabei Gummihandschuhe und eine Schutzbrille.
Nach dem Abkühlen werden die hergestellte Lauge und die im Kochtopf erhitzten Öle und Fette im sogenannten Kaltsiedeverfahren bei 40 Grad Celsius zusammengemixt und mit dem Pürierstab zerkleinert. „Ein ordentliches Thermometer und eine bis aufs Gramm genau wiegende Waage sind für die richtigen Verhältnisse eine essentielle Sache”, erklärt die Piumer Siederin, die den gießbaren Seifenleim schnell in vorbereitete Formen schüttet. Dabei muss alles haargenau stimmen, zu kalt oder zu warm, beides ist gleich ungüns-tig, hat sie bei ihren Experimenten in der Seifenküche an der Hörster Straße festgestellt.
Bevor Rita Buse die Seife zum Aushärten in warme Handtücher einwickelt und für 24 Stunden »schlafen« legt, hat sie noch einen speziellen Trick parat. Mit ihren Fingern stippt sie gerollte Kügelchen, kleine Herzchen oder fantasievoll geformte geometrische Körper, die in einem vorangegangenen Siedeprozess hergestellt worden sind, mit in die Kastenform. So entsteht die Naturseife mit dem besonderen Klecks, die bei jedem Händewaschen gute Laune ins Badezimmer bringt.
Am darauf folgenden Tag können die Stücke mit einem Spachtel zugeschnitten und die Ränder mit einem Spargelschäler bereinigt werden. Dann aber muss jede Seife vier bis sechs Wochen gut belüftet in kleinen Holzkisten reifen, bevor sie in atmungsaktive Tüten verpackt werden kann. Das fertige Produkt bietet die kreative Seifenspezialistin gelegentlich auf Märkten an, auf denen exklusive Handarbeit gehandelt wird.
↧
„Wer interessiert sich schon für die Fläche?”
Der Nachfrage nach Bauland auf der einen Seite steht die nationale Zielsetzung gegenüber, den bundesweiten Flächenverbrauch bis 2020 auf täglich 30 Hektar einzudämmen. „Wir merken bereits jetzt, dass die Bezirksregierung im Regionalplan immer weniger Flächen ausweist”, sagt Nina Herrling. Da müsse man gut argumentieren und alles mit Daten und Fakten belegen können, um weitere Bau- oder Gewerbeflächen bewilligt zu bekommen.
Baulücken sollen in den Fokus gerückt werden
Doch das heißt nicht, dass es unmöglich ist, an Baugrundstücke zu kommen. Sowohl private Eigentümer als auch die Stadt erschließen immer mal wieder neue Baugebiete (wie jüngst nach jahrelangem politischen Streit an der Friedhofstraße). Ein viel größeres Potenzial schlummert jedoch in den bereits vorhandenen Siedlungen: Baulücken.
Die liegen oft jahrelang brach und werden meist gar nicht auf dem Markt angeboten. Dabei sprechen gute Gründe dafür, diese Lücken zu schließen und nicht immer wieder frisches Ackerland oder Wald in Baugebiet zu verwandeln. Der ökologische Aspekt ist der eine, der andere ist ökonomischer Natur. „Es ist einfach sinnvoller, neue Gebäude da zu errichten, wo bereits die nötige Infrastruktur vorhanden ist”, sagt Nina Herrling. Das heißt dort, wo Straßen, Beleuchtung oder Kanalisation nicht eigens gebaut werden müssen. Dabei geht es nicht nur um die Kosten für deren Errichtung. „Durch den Bevölkerungsrückgang werden es immer weniger Menschen, die irgendwann die ganze Infrastruktur erhalten müssen”, sagt Nina Herrling.
Was für die Baulücken gilt, ist auch für Altimmobilien Fakt. Große Leerstände oder überalterte Quartiere wären die Folge, wenn junge Familien ausschließlich selber bauen wollten, anstatt in bestehende Immobilien einzuziehen. Die Häuser aus dem vorigen Jahrhundert haben zudem noch einen Vorteil: Die Grundstücke, auf denen sie stehen, sind häufig bedeutend größer als die in Neubaugebieten.
„Umzugsketten in Gang setzen”, nennt Nina Herrling das, wenn zum Beispiel alleinstehende 80-Jährige aus dem großen Haus in der Stadtrandsiedlung ziehen, um eine überschaubarere Wohnung in der Innenstadt zu übernehmen. Das leerstehende Haus kann dann von Familien bezogen werden, die es nach ihren Vorstellungen umbauen.
Die Anfragen nach solchen Häusern oder Grundstücken hätten in letzter Zeit zugenommen, sagt Nina Herrling. Trotzdem ist es ihr Ziel, noch mehr potenzielle Käufer sowie Grundstücks- und Immobilienbesitzer für das Thema zu sensibilisieren.
„Es nimmt kaum jemand so wahr, aber Fläche ist ein Konsumgut”, sagt Nina Herrling und verdeutlicht dann das Problem. „Beim Strom kann ich mit energiesparenden Produkten werben, durch die die Leute selbst Geld sparen und einen Vorteil haben. Bei der Fläche geht das nicht”, und fügt dann halb seufzend, halb schmunzelnd hinzu: „Wer interessiert sich schon für die Fläche?”
↧
↧
Unter die ersten drei
Von Ralph Struck
¥
Werther.
Auf Platz fünf haben Tobias Solfrian und Henning Niebuhr im Juni ihre letzte Saison als Trainer des BV Werther beendet. Inzwischen hat in Wolfgang Fichtner ein neuer Mann den Frauenfußball-Landesligisten übernommen. Fichtner kennt sich im Verein ebenfalls bestens aus und formuliert ein ehrgeiziges Saisonziel. Zudem strebt der Coach eine enge Zusammenarbeit mit der in die Bezirksliga aufgestiegenen Reserve an. Fichtner ist schon seit acht Jahren für den BV als Trainer im Frauen- und Mädchenbereich tätig. Deshalb kennt er einen Großteil der Spielerinnen bereits aus deren Juniorinnenzeit. Dass die Fußstapfen seiner Vorgänger zu groß sein könnten, befürchtet Fichtner nicht: „Ich habe da meine eigenen Vorstellungen und glaube, dass wir uns in vielen Bereichen noch verbessern können.” Dabei hat er besonders das Defensivverhalten seiner Elf im Sinn. 44 Gegentreffer in der abgelaufenen Spielzeit waren seiner Meinung nach deutlich zu viel: „Da stimmte oft die Grundordnung nicht, wir müssen uns hinten geschickter verhalten.” Neben Talenten aus dem eigenen Jugendbereich konnte Werther in Nadine Austmeier eine Spielerin verpflichten, die im Nachwuchs von Zweitligist FSV Gütersloh ausgebildet wurde. Allerdings wird außer Sophie Bormann auch Kristina Blinde und damit eine absolute Leistungsträgerin den Verein verlassen. „Ab Dezember müssen wir auf Kristina verzichten, die es beruflich in die Schweiz zieht. Sie zu ersetzen, wird schwer”, weiß Fichtner um die Ausnahmestellung seiner Defensivspezialistin. Trotzdem traut er seinem Team einiges zu: „Ich bin mir mit der Mannschaft einig, dass wir ganz oben angreifen wollen und mindestens Platz drei anstreben.” Bei Reserve-Trainer Tim Spletzer ist dagegen nach dem überzeugenden Aufstieg in die Bezirksliga etwas Ernüchterung eingekehrt. Aufgrund vieler teilweise berufsbedingter Abgänge steht ihm nur ein kleiner Kader zur Verfügung. Deshalb soll es eine enge Zusammenarbeit mit der Landesliga-Mannschaft geben. „Eine Woche vor dem Saisonstart wird Wolfgang Fichtner seinen Kader benennen. Die anderen spielen dann bei uns”, erklärt Spletzer. So soll um die Leistungsträgerinnen Luisa Uhlemeier, Barbara Stoll, Katharina Groenhagen und Steffi Walkenhorst eine schlagkräftige Truppe geformt werden. „Wenn der Austausch zwischen erster und zweiter Mannschaft klappt, sollten wir den Klassenerhalt schaffen”, glaubt Spletzer.↧
Überall nur Bagger
Die Urlaubszeit bietet sich zudem an, diverse Straßen zu sanieren. Jetzt, da viele Familien im Urlaub sind, werden nicht so viele Bürger durch die Baumaßnahmen gestört. Die Mühlenstraße soll in fünf Wochen fertig sein. Weitere Straßen werden ebenfalls erneuert.
Die größten und teuersten Baustellen stehen im Zusammenhang mit der Autobahn 33, die durch Steinhagen gebaut werden soll. Aktuell sind mehrere Brücken in Bau. Die an der Bielefelder Straße soll nächste Woche befahrbar sein. Doch selbst wenn die Bielefelder Straße und der Autoverkehr dann über diese Brücke führen werden, ist dort noch lange nicht Schluss. Rundherum soll nämlich eine Autobahnauffahrt beziehungsweise -anschlussstelle entstehen.
Rechts und links der Bahnhofstraße wird ebenfalls gebaut. Westlich der schon fertigen Autobahnüberführung ist ein Lärmschutzwall aufgeschüttet, östlich der Brücke ein tiefes Loch gebuddelt: Denn dort wird eine weitere Brücke gebaut, die die A 33 künftig über den Jückemühlenbach führen soll.
Die Brücke wird 65 Meter lang und überspannt das Jückemühlenbachtal mit dem Bachlauf und einem Gehweg. Die Fertigstellung des Bauwerks ist bis Oktober 2014 vorgesehen.
Ganz andere Ziele verfolgen weitere Baustellen im Ort: Der Upheider Weg in Amshausen ist im südlichen Teil - ebenfalls wegen Bauarbeiten für eine A 33-Brücke - ohnehin schon gesperrt. Eine weitere Straßensperrung gibt es nun weiter nördlich, genau vor dem Haupttor der Hörmann KG. Auf der gegenüberliegenden Seite - bisher der Mitarbeiter-Parkplatz - baut das weltweit agierende Unternehmen ein neues Schulungszentrum.
Eine weitere Baustelle in Amshausen, nur wenige Straßen weiter: Direkt neben dem evangelischen Gemeindehaus trifft der Bagger die Vorkehrungen für den Neubau eines Kindergartens. Der evangelische Kindergarten Emmaus, erst vor zwei Jahren ins Friedrich-von-Bodelschwingh-Haus umgezogen, soll einen Anbau erhalten (das HK berichtete). Zwei zusätzliche Gruppen für weitere 30 Kinder sollen mit Beginn des nächsten Kindergartenjahres 2014/2015 fertig sein. Jetzt wird die Grundfläche vorbereitet.
Schon fertig ist der gemeindliche Kindergarten Ströhen. Lediglich die Außenanlagen, Spiel- und Parkplätze müssen jetzt in den Schulferien hergerichtet werden. Die Schulferien nutzen müssen auch die Bauarbeiter am Schulzentrum. Dort wird die Busumfahrung neu gestaltet, um gerade in den Stoßzeiten die Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger und Buspassagiere mehr voneinander zu trennen. Mehr Sicherheit ist hier der Grund. Die Fertigstellung ist bereits in drei Wochen geplant. Bis dahin ist allerdings noch viel zu tun.
Gut voran kommen die Bauarbeiten für den neuen Jibi-Markt im Einkaufszentrum an der Woerdener Straße. Der Jibi-Neubau mit 1700 Quadratmetern Verkaufsfläche soll zum Jahresende bezogen werden.
↧
Salami und eine Prise Politik
Leichter Nieselregen tröpfelt vom Himmel, als die Ministerpräsidentin im schwarzen Wagen vorfährt. Vor dem Werkstor warten neben Klute und der SPD-Prominenz aus Kreis und Ort noch eine stattliche Anzahl von Leuten aus dem Wahlkampfteam und solchen, die im Auftrag der Partei für Öffentlichkeitsarbeit zuständig sind. Wiltmann-Geschäftsführer Wolfgang Ingold und Ehefrau Inga begrüßen den Besuch und führen Hannelore Kraft samt der etwa 25-köpfigen Entourage ins Mitarbeiterrestaurant zum Frühstück.
Neugierige Blicke und gereckte Hälse bei den Angestellten, die ebenfalls zur Pause in die Kantine gekommen sind. „Ich hoffe, wir stören Sie nicht”, sagt die Ministerpräsidentin zu einigen Wiltmännern am Tisch gegenüber, bevor sie sich setzt. „Nein, nein, überhaupt nicht”, antwortet einer von ihnen und schüttelt schmunzelnd den Kopf.
In der gläsernen Produktion übergibt Wolfgang Ingold das Wort an Christian Michaelis, der als Leiter der Rohwurstabteilung die offenen Geheimnisse der Salamiproduktion preisgibt. Während sich Kraft mit vielen Fragen in die Thematik einarbeitet, hält sich Wahlkämpfer Klute zurück. Als Oberhaupt der selbst ernannten Fleischstadt ist ihm die Wurstproduktion vertraut.
Draußen übernimmt dann wieder Ingold die Führung und bittet seine Gäste in den Fachwerkkotten auf dem Werksgelände, der die bäuerliche Herkunft des Betriebes symbolisiert. Auf der Tagesordnung steht nun »Betriebsrätegespräch - Arbeitsbedingungen, Werkverträge«. Doch Betriebsrätin Angelika Mühlenkamp zeigt sich zufrieden mit ihrem Arbeitgeber und fühlt sich durch den prominenten Besuch vor allem geehrt.
Politisch wird es dann aber trotzdem noch. „Wie denken Sie denn über den Mindestlohn?”, wendet sich Kraft wohltuend direkt an ihren Gastgeber. Auf ordnungspolitischer Ebene sei das eine kritische Angelegenheit, sagt Ingold, der seit Mai Vorsitzender der Bundesvereinigung der Ernährungsindustrie ist. Denn man müsse in Wettbewerb mit osteuropäischen Ländern treten. Sozialpolitisch hingegen sei klar: „Ich halte nichts davon, mit Löhnen und Preisen zu arbeiten, die kein anständiges Leben garantieren”, sagt Ingold.
Von seinen Mitarbeitern gehe niemand mit weniger als zwölf Euro pro Stunde vom Hof. Das gelte jedoch nicht unbedingt für die Leute, die die Kommissionierung der Wiltmann-Waren übernehmen, räumt er auf Nachfrage ein. Denn dieser Teil läuft unter der Regie von Kraftverkehr Nagel, die dafür wiederum einen Werksvertrag mit einem Personaldienstleister abgeschlossen haben.
Es existiere allgemein bei Unternehmen eine einseitige Ausrichtung auf Ökonomie, konstatiert Ingold. Soziale Gesichtspunkte würden oft vernachlässigt. Aber ein Wettbewerbsvorteil, weil jemand Dumpinglöhne zahle - das ärgere sie, sagt Kraft. Grundsätzlich, da sind sich Unternehmer und Politikerin einig, wären mehr Kontrollen notwendig. „Aber was glauben Sie, was für einen Aufschrei über den aufgeblasenen Staatsapparat es gibt, wenn ich 100 Prüfer mehr einstelle?”, sagt Kraft, während Ingold es als naiv bezeichnet, dass die Industrie Kontrollen über Gebühren finanzieren soll. „Am Ende fließen alle Kosten in die Produkte”, sagt er.
Und während Kraft und Ingold langsam in Fahrt kommen, muss Thorsten Klute auf den eng gestrickten Zeitplan hinweisen. Ein Besuch in Halle steht noch an und dann geht es nach Gütersloh, wo der Wahlkämpfer an Haustüren klingelt und sich und sein Programm den Wählern vorstellt. Die dürften nicht schlecht staunen, wenn außer dem SPD-Kandidaten auch die Ministerpräsidentin vor ihrer Tür steht.
¤ Über Klutes und Krafts Wahlkampfauftritt in Halle lesen Sie auf
¦ Lokales Halle
↧
„Unglaublich, diese Menge”
Wie bereits in der gestrigen Ausgabe berichtet, ist die B 68 in der Haller Innenstadt wegen der starken Luftbelastung seit der vergangenen Woche für Lastwagen mit einem Gesamtgewicht von 7,5 Tonnen in südlicher Richtung gesperrt. Die Fahrer sollen in Höhe von Holz Speckmann nach links auf die Westumgehung in Richtung Gütersloh und dann von Niehorst in Richtung Brackwede fahren.
So weit, so gut. Eine Beschilderung regelt das Vorhaben, verbietet Lastwagenfahrern von Fahrzeugen mit mehr als 7,5 Tonnen im Durchgangsverkehr die Durchfahrt. Doch gut zwanzig Prozent, so die Schätzung der Polizei vom gestrigen Tag, der Lastwagenfahrer fahren weiter geradeaus.
Die Überwachung ist sehr aufwändig. Am Ortseingang in Höhe des Sperrschildes war ein Beamter positioniert, der seinen Kollegen an der Südseite der Stadt die jeweils einfahrenden Lastwagen ansagte. Fuhren sie direkt durch, hatten sie gegen das Verbot verstoßen.
Zunächst klappte dieses Verfahren sehr gut. Es kamen mehr Lastwagen an, als von den Beamten abgearbeitet werden konnten, denn es müssen die Daten für eine Anzeige aufgenommen werden und das dauert. Nach gut einer Stunde allerdings hatte sich die Maßnahme in Fernfahrerkreisen offenbar herumgesprochen. Im Stadtbereich waren etliche Wendemanöver zu beobachten - einige Fahrer »drückten« sich mit ihren großen Gefährten über innerstädtische Straßen an der Kontrollstelle vorbei.
Bemängelt wurde von einigen Fahrern die Beschilderung, die ihnen nicht sichtbar genug erscheint.
Die angehaltenen Lastwagenfahrer werden mit einem Punkt und rund 100 Euro Kosten rechnen müssen, denn zu dem Bußgeld von 75 Euro sind noch 23 Euro Gebühren zu zahlen.
↧
↧
Künftig kein Solarstrom ohne Speicher
In diesen Tagen stellt die Firma dylux GmbH & Co. KG aus Häger den ersten Speicher der Marke »sia DC 24 Home« in Werther auf - und die Verantwortlichen fühlen sich dabei wie Pioniere. „Wir wollen mit dieser Anlage lernen und betrachten sie als ein Referenzobjekt für künftige Kunden”, erklärt Geschäftsführer Adis Basic. Seit dem 1. März betreibt er mit dem geschäftsführenden Gesellschafter Hermann Oberschelp die dylux. Bernd Barrenstein steht ihnen als Verkaufsleiter zur Seite.
„Der Solarstrommarkt ändert sich gerade maßgeblich”, ist Barrenstein überzeugt. Vom Einspeisen geht der Trend klar hin zur Selbstnutzung des eigenen Stroms. Und genau da setzen die Jungunternehmer mit ihrem Angebot an. „Viele Stromverbraucher laufen nicht, wenn die Sonne gerade scheint”, beschriebt Adis Basic das Problem. Deshalb müsse der erzeugte Strom gespeichert und im Bedarfsfall aus der Batterie entnommen werden können.
In der Kombination aus Stromerzeugung und Speicherung liege die Zukunft, sind sich Basic, Barrenstein und Oberschelp einig. Es mache einfach keinen Sinn, ständig Solarstrom in die Netze zu pressen, unabhängig davon, ob er dort gerade gebraucht werde. Im Gegenzug sei die Erzeugung von Strom inzwischen nur noch rentabel, wenn möglichst viel davon auch selbst verbraucht werde. „Auf eine Laufzeit von 30 Jahren rechnet sich auch die Investition von 17 000 Euro in eine Batterie”, betont Bernd Barrenstein.
In seiner Musterrechnung kostet eine Fotovoltaik-Anlage mit 6,2 Kilowatt Leistung 10 385 Euro. Dazu kommen 16 600 Euro für den Speicher und noch einmal 5000 Euro für den Austausch von Akkus im Speicher nach 15 Jahren. In der Summe sind das rund 30 000 Euro - ohne Mehrwertsteuer. Die spart der Betreiber sich, weil er seinen überschüssigen Strom in das öffentliche Netz einspeist und deshalb als gewerblicher Stromerzeuger für die Vorsteuer optieren kann. Im Klartext bedeutet das: Die Mehrwertsteuer aus dem Kaufpreis gibt es vom Finanzamt zurück.
In die Musterrechnung des Verkaufsleiters eingerechnet sind eine öffentliche Förderung in Höhe von 3720 Euro für die Speicheranlage. „Es gibt einen Fördertopf mit 25 Millionen Euro für dieses Jahr und davon sind bereits zehn Millionen Euro für 500 Anlagen beantragt”, erläutert Bernd Barrenstein. Er geht bei seiner Rentabilitätsberechnung weiter davon aus, dass sich der Strompreis jährlich um fünf Prozent erhöht und damit - statt heute bei sieben Cent pro Kilowattstunde - in 15 Jahren bei 47 Cent und in 30 Jahre bei 94 Cent pro Kilowattstunde liegt.
Die Berechnung dürfte bald sehr viel günstiger für Investoren ausfallen. „Natürlich werden die Preise für Batterien spürbar sinken”, steht für Adis Basic fest. „Die Technik ist da, es treten viele Anbieter auf, davon haben aber die meisten noch keinen Akku verkauft”, beschreibt der Geschäftsführer seine Beobachtungen auf den aktuellen Solar-Fachmessen. Sein Unternehmen könne dagegen ein ausgereiftes und technisch überzeugendes Produkt exklusiv in Ostwestfalen-Lippe anbieten, ist Basic überzeugt.
Eigenverbrauch kann von 30 auf 70 Prozent steigen
Mit dem Akku kann der Eigenverbrauch im Vergleich zu konventionellen Anlagen von 30 auf bis zu 70 Prozent gesteigert werden. Der Akku speichert den Strom, bevor er durch den Wechselrichter fließt und damit werden Transformationsverluste verringert. „Der Gleichstrom vom Dach würde sonst in Wechselstrom verwandelt, zum Speichern wieder in Gleichstrom und zum Verbrauch wieder in Wechselstrom transformiert”, beschreibt Bernd Barrenstein die Probleme anderer Batteriesysteme.
Die Batterien sind außerdem mit Lithium-Eisenphosphat bestückt und das bietet aus Sicht des Verkaufsleiters handfeste Vorteile gegenüber anderen Systemen. „Die Batterie kann bei innerer oder äußerer Beschädigung nicht explodieren oder brennen”, betont Adis Basic mit Blick auf die Probleme, die es derzeit beispielsweise mit Lithium-Ionen-Akkus beim Flugzeug Dreamliner von Boing gibt. Der Akku der Firma »sia energy« ist nach deren Angaben innerhalb von zwei bis drei Stunden geladen und enthält keine umweltschädlichen Schwermetalle.
Nicht nur die technischen Eigenschaften des Akkus sind wichtig, seine Größe muss auch zur installierten Fotovoltaik-Anlage passen. „Deshalb bekommt die Batterie in Werther auch nur einen Teil der möglichen Akkus installiert”, so Bernd Barrenstein. Künftig werden Dächer für die Solarstromerzeugung seiner Meinung nach auch nach ganz anderen Gesichtspunkten beurteilt. „Wir brauchen nicht mehr die ganz großen Leistungsspitzen, sondern eine möglichst gleichmäßige Stromerzeugung über den ganzen Tag hinweg”, sagt Adis Basic.
„Eine möglichst gleichmäßige Ladung ist besser für die Lebensdauer der Batterien und deshalb sind Dächer in Ost-West-Ausrichtung gut geeignet. Damit wird die Solarstromerzeugung möglicherweise auch für Hausbesitzer interessant, deren Gebäude bislang in den entsprechenden Solarkatastern als ungeeignet eingestuft wurden.
Für den Hausbesitzer in Werther spielten wohl andere Argumente die Hauptrolle bei seiner Investition. „Der Mann will sich energetisch zukunftssicher aufstellen und hat einfach Spaß an der Sache”, beschreibt Bernd Barrenstein seinen Kunden.
↧
Großes Brückenbauwerk für ziemlich kleine Verkehrsader
Die Pläne, wie die Straße einmal aussehen soll, hat der Landesbetrieb Straßen.NRW schon länger in der Schublade. Um sie zu verwirklichen, braucht er aber den Grund und Boden - und gerade an dieser Stelle besonders viel davon. Und das nicht nur für die Autobahn alleine.
Die geplante Brücke für die Stockkämper Straße soll eine Nennbreite von 12,25 Metern erhalten. Damit wird das Bauwerk genauso groß wie die Brücke, die einmal die deutlich stärker befahrene Hesselteicher Straße über die Autobahn führen wird und etwa doppelt so breit wie zum Beispiel die Brücke der Holtfelder Straße.
Zusätzlich soll die Trasse der Stockkämper Straße deutlich verschwenkt werden. Bislang verläuft sie mitten zwischen den Gebäuden, die den Komplex »Gaststätte Brune« bilden. Da dort aber für die erheblich verbreiterte neue Straße kaum genug Platz wäre, wird der Gebäudekomplex in einem flachen Bogen östlich umgangen.
Das hat den Zweck, die Brücke möglichst senkrecht über die Autobahn zu führen, um sie so kurz wie möglich planen zu können. Denn auch so sind die Abmessungen gewaltig: Zwei Mal 21 Meter beträgt die lichte Weite zwischen den Rändern und den Stützen in der Mitte der Autobahn jeweils über den beiden Fahrspuren.
4,70 Meter über der Fahrbahn der A 33 beginnt der untere Rand der Brücke. Die Kosten wurden - allerdings vor fast zwei Jahren - auf rund 800 000 Euro für das reine Brückenbauwerk geschätzt. Hinzu kommen aber noch Aufwendungen für die verschwenkte Straße, die in einer lang gezogenen Rampe auf die Höhe der Brücke geführt werden muss.
Der Bogen südlich der Autobahntrasse bekommt ein recht ähnliches Gegenstück auf der Nordseite, um den neuen Teil der Stockkämper Straße unterhalb der Bahnlinie wieder auf die heutige Trasse zu führen. Die landschaftlichen Veränderungen werden bei diesem Bauwerk besonders augenfällig sein, zumal ganz in der Nähe eine der im Amtsdeutsch als »Querungshilfe« bezeichneten Grünbrücken gebaut werden soll.
Mit einer Breite von 20 Metern ist sie eines der kleineren Bauwerke dieser Art über die A 33. Gut 30 Meter breit werden die ausgeprägten Rampen, die Tiere dazu bringen sollen, die Autobahn an dieser Stelle zu überqueren. Ganz in der Mitte der Brücke ist ein Wiesenstreifen geplant, der bewusst von Büschen freigehalten wird. Rechts und links von diesem drei Meter breiten Wanderweg für Tiere sind zwei jeweils sechs Meter breite Streifen mit Heckenanpflanzungen vorgesehen, deren Höhe deutlich über die drei Meter hohen sogenannten Irritationsschutzwände am Brückenrand hinausragt.
Damit die Grünbrücken ihre Funktion überhaupt erfüllen können, müssen sie an bestehende Landschaftsstrukturen angebunden werden. Im Norden der Grünbrücke Stockkämper Straße sind Waldanpflanzungen geplant, im südlichen Bereich werden extensiv genutzte Gründlandbereiche mit Streuobstbäumen angelegt. Die Kosten der Querungshilfe werden bislang auf etwa eine Million Euro geschätzt.
↧
Ein dicker Fehler im Gebälk
Es war die zweite Veranstaltung der beliebten ökumenischen Sommerabende, die alljährlich von den evangelischen Kirchengemeinden Brockhagen und Steinhagen sowie der katholischen St.-Hedwig-Gemeinde organisiert werden. In diesem Jahr heißt das Motto »Tür und Tor«. Rund 40 Besucher erfuhren bei dem 90-minütigen Rundgang durch den Ort, wo noch ganz versteckt das ein oder andere Deelentor zu finden ist.
Die erste Station ist den meisten Teilnehmern allerdings durchaus bekannt: Handelt es sich doch um den Torbalken des Heimathauses an der alten Kirchstraße. „Doch eines wissen sie sicher nicht”, sagt Obelode und zeigt auf die Inschrift. Die Runde sieht ihn fragend an. Meint er den Ursprung des komischen Vornamens der Erbauerin Elsabein? Nein, der Name sei damals sehr häufig vorgekommen, erklärt der Experte. „Das ist wohl ein Zusammenschluss der Namen Elisabeth und Sabine”, verkündet eine Teilnehmerin.
Aber das Baujahr des Hauses sei schlichtweg mit 1609 falsch angegeben. „Nachweislich wurde dieses ehemalige Küsterhaus erst 1709 errichtet. Ich weiß nicht, was die Erbauer sich dabei gedacht haben. Ein ganz dicker Fehler im Gebälk”, sagt Jürgen Obelode und schüttelt den Kopf.
Weiter geht die Tour zum Austmannshof, einem der ältesten Höfe Steinhagens. „ Erstmals wurde das Anwesen 1324 in den alten Akten erwähnt”, berichtet der Referent. Das Deelentor, welches Obelode den Besuchern zeigt, ist normalerweise nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Margret Krullmann hatte den heutigen Mieter, den bekannten Springreiter Franke Sloothaak, gebeten, einen kurzen Blick auf den geschichtsträchtigen Torbalken des denkmalgeschützten Hauses werfen zu dürfen.
Das ist laut Inschrift im Jahr 1774 erbaut worden. „Damit jeder wusste, von wem die Rede ist, gab es das Osthus im Osten und das Westhus im Westen. Heute ist das Austmann und Westmann”, erläutert Obelode den erstaunten Teilnehmern.
Die nächste Anlaufstelle ist der Hof König (oder Konning). Auf dieser Stätte ist von 1811 bis 1873 die erste Steinhäger-Brennerei in landwirtschaftlicher Umgebung als bäuerliche Brennerei betrieben worden. Im Balken oberhalb der Tür des Hauses ist noch immer gut lesbar eingeritzt, wann und von wem das Bauernhaus einst errichtet worden ist: 19. May 1780, steht da geschrieben, ist die ehemalige Kötterstelle von Johann Hermann und Anna Maria König neu errichtet worden. „Wie man sieht, ist das Deelentor heute aber nur Fassade. Dahinter befindet sich ein ganz normales Steinhaus”, stellt Jürgen Obelode klar.
Ein historisches Schmankerl hat der Fachmann für Altes am Ende noch im Gepäck. Nur ein kurzer Fußweg, und die Gruppe gelangt an eine dunkle Ecke. „Der Hof Baumann steht zwar nicht mehr, aber der Torbalken existiert noch”, berichtet er und zeigt auf einen eingemauerten Türbogen aus Holz. Das sei der zweitälteste Holzbalken überhaupt in Steinhagen, weiß Obelode über das mehr als 400 Jahre alte Stück aus dem Jahr 1610. Die Familie König hatte es in einer Scheune entdeckt und dann wieder einbauen lassen.
↧
Alle greifen hart ins Rad
Beispiel Valmiera, Patenstadt der Stadt
Halle.
Die Sanierung der Gebäude geht sichtbar vo-ran. Die Fenster der Mietshäuser aus den Zeiten des Sozialismus werden mit Isolierglas neu verglast, die Fassaden mit dicken Dämmstoffen. Heizwärme zu sparen ist hier wegen der kalten Winter ein Problem mit hoher Priorität. Die Brücke über der Gauja ist erneuert und mit architektonisch interessanter Beleuchtung ausgestattet worden. Die katholische Kirche hat aus eigenen Mitteln ein neues Gotteshaus gebaut, ein schlichter Zweckbau mit Isolierglas. Das Krankenhaus wird auf neuesten westlichen Standard gebracht und in der Innenstadt wird der Abwasserkanal neu verlegt. An der Gauja erstrahlt ein restaurierter Altbau als Standort für die Musikschule. Und: Die Letten restaurieren behutsam, versuchen die Charme der alten Bausubstanz zu erhalten, wo es geht. Geblieben sind die sozialen Probleme vor allem bei der Versorgung der alten Menschen und der kinderreichen und mit wenig Einkommen ausgestatteten Familien. Auch in den dünn besiedelten dörflichen Außenbereichen ist es für die Politiker nicht einfach, soziale Strukturen zu erhalten. Dort fehlen die Menschen, um Gemeinschaftsanlagen oder baulich wertvolle Kirchen zu pflegen. Hier gibt es auch heute noch Projekte, die Hilfe aus unserem Kreis und der Stadt Halle gebrauchen können. Die Menschen sind geduldig, strebsam und wollen vorankommen.↧
↧
Fünfte Gruppe in der Kids World
Damit besuchen aktuell 64 Kinder die Kids World, davon zirka 30 im Alter von ein und zwei Jahren. Jede der fünf Gruppen wird von vier Erzieherinnen betreut, wovon jeweils eine Kollegin ausschließlich Englisch mit den Kindern spricht. Eine Entwicklung ganz im Sinne der Bundesfamilienministerin Kristina Schröder, deren Ministerium im Rahmen des Förderprogramms Betriebliche Kinderbetreuung jeden betrieblich neu geschaffenen Ganztagsbetreuungsplatz - unter bestimmten Voraussetzungen - mit bis zu 400 Euro im Monat als Zuschuss zu den Betriebskosten subventioniert. Die Arbeitgeber müssen mindestens 250 Euro beisteuern, um in den Genuss der Förderung zu kommen.
„Unsere Entscheidung, eine neue Gruppe einzurichten, war jedoch völlig unabhängig davon, ob es eine zusätzliche Förderung gibt oder nicht”, betont Dirk Wefing, Personalleiter der Gerry Weber International AG. Die Schaffung der neuen Gruppe für Kinder unter drei Jahren sei vielmehr die konsequente Weiterentwicklung eines langfristig angelegten betrieblichen Betreuungskonzeptes, dessen Umsetzung der politischen Entscheidung für einen Rechtsanspruch auf U 3-Betreuung mindestens um ein Jahr vorauseilte. „Wir können unsere Entscheidungen nicht auf Programme gründen, die auf zwei Jahre befristet sind”, sagt Wefing mit Blick auf das 2015 auslaufende Förderprogramm.
Auch in anderer Hinsicht sieht er die staatlichen Rahmenbedingungen der betrieblichen Ganztagsbetreuung mit einiger Skepsis. „Zunächst gab es einige Hürden zu nehmen”, sagt der Personalchef. Zahlreiche gesetzliche Vorgaben auf unterschiedlichen Ebenen galt es zu berücksichtigen. „Hier wäre mehr Transparenz wünschenswert. Außerdem sollten Programme und Vorschriften bundesweit einheitlich geregelt werden”, fordert Wefing.
Noch scheint die Politik jedoch nicht auf das allmählich zunehmende Angebot von betrieblicher Ganztagsbetreuung eingestellt zu sein. So gibt es unter anderem keine abschließende Lösung für die Fälle, in denen Wohnort und Kita-Ort in unterschiedlichen Kreisen liegen. Geht beispielsweise das erste Kind einer Familie am Wohnort in Bad Oeynhausen in den Kindergarten, während das zweite den Haller Betriebskindergarten besucht, wäre das zweite Kind beitragsfrei. Damit ergeben sich zwangsläufig Konflikte zwischen den zuständigen Jugendämtern. Sie müssen sich angesichts fehlender gesetzlicher Regelungen verständigen, wer welchen Beitrag erhält.
Jan Focken vom Kreis Gütersloh räumt ein, dass hier Regelungsbedarf besteht. Zwar ist ihm bislang kein Fall bekannt, er sagt jedoch zukünftig betroffenen Eltern unbürokratische Lösungen zu: „Im Zweifelsfall wird der Kreis Gütersloh auch auf seinen Elternbeitrag verzichten. Wir betrachten das als unseren Beitrag zur Wirtschaftsförderung”, erklärt der Sprecher des Kreises.
In der Gerry Weber Kids World gibt es derzeit 20 Kinder, die nicht aus dem Kreis Gütersloh kommen. Probleme gab es bislang nicht, auch deshalb, so betont Dirk Wefing, weil die Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen bei der Stadt Halle und dem Jugendamt auch in dieser Hinsicht sehr gut gewesen sei. Der Personalchef betont, dass nicht nur Kinder von Beschäftigten des Unternehmens die Kids World besuchen. In einer Vereinbarung mit der Stadt Halle wurde festgelegt, dass 20 Prozent der Plätze von Kindern besetzt werden, deren Eltern nicht bei Gerry Weber beschäftigt sind. Zurzeit sind es 25.
Dirk Wefing legt zudem Wert auf die Feststellung, dass ein Platz in der Kids World für die Eltern nicht mehr kostet als in anderen Kindertagesstätten. Der herausragend hohe Standard in Bezug auf Ausstattung, Räumlichkeiten, Personal, pädagogische Angebote und Förderung sowie die an den Bedürfnissen der Eltern orientierten Öffnungszeiten werden durch Zuschüsse des Unternehmens ermöglicht.
↧
„Es war ein Erlebnis - und was für eins!”
„Ich hatte mir die »Deaflympics« wirklich anders vorgestellt”, gibt Knut Weltlich zu. Er war in Bulgarien gleich in doppelter Hinsicht in Einsatz, als Botschafter des Deutschen Behindertensportverbandes sowie als Berichterstatter für die Bertelsmann-Kanäle handicap-tv und n-tv. Daher brachte er lange Tage mit den Athleten in den Stadien zu. Und das wäre ebenso schön wie anstrengend gewesen, erzählt er.
„Weil alles anders war, als man sich eine Olympiade vorstellt.” Bei den Paralympics in Peking, in London oder in Vancouver sei es laut gewesen, überall Musik, rufende Menschen, Jubel, Applaus, Nationalhymnen und Stadien, in denen man kaum sein eigenes Wort verstehen konnte. Anders in Sofia: Bei den Gehörlosen wurde gewunken, wurden Fahnen geschwenkt, wurde mit Gebärden Anerkennung ausgedrückt - „Aber es war leise. Einfach zwei Wochen lang leise. So etwas habe ich noch nie erlebt”, so Weltlich. Ob beim Frühstückstisch im riesigen Saal des Hotels oder in den Sportstätten, „für jemanden wie mich, der hören kann, fehlte es irgendwie an Atmosphäre”.
Schlimmer hätte gemacht, dass er sich nicht direkt mit den Athleten unterhalten konnte. „Ich kann keine Gebärdensprache, brauchte also immer jemanden, der für mich übersetzt”, sagt er. Problematisch sei gewesen, dass auch nahezu alle Funktionäre gehörlos waren. „Eigentlich natürlich eine gute Sache, aber schwierig, wenn man organisatorische Dinge regeln muss.”
Insgesamt, hat Knut Weltlich festgestellt, wären die »Deaflympics« so etwas wie eine riesige Familienfeier gewesen. Die 4000 Sportler hätten sich super verstanden, „es war ein schönes Miteinander”.
Allerdings eines mit großen Organisationslücken. „Die Bulgaren waren mit dieser Veranstaltung restlos überfordert”, sagt Weltlich. Die Stadien wären alt gewesen, „die Träger der Schwimmhalle an manchen Stellen so verrostet, dass ich Angst hatte, die Konstruktion bricht zusammen.”
Dann die Radrennen: Sie fanden - egal ob Zeitfahren, Straßenrennen oder Kurzstrecken - auf einer einseitig gesperrten Autobahn statt. „Die Sperrung war von 9 bis 14 Uhr beantragt worden. Als die Rennen um kurz vor 14 Uhr noch nicht zu Ende waren, haben die Organisatoren aus dem 1000-Meter-Wettbewerb kurzerhand einen 500-Meter-Wettbewerb gemacht. Und niemand hat sich beschwert, es war eben, wie es war”, kann es Knut Weltlich noch immer nicht fassen. Vielleicht auch darum, gibt er zu, weil er den Vergleich mit anderen Spitzensportveranstaltungen im Hinterkopf hat, bei denen alles bis ins letzte Detail durchorganisiert war. „Ich weiß, dass so etwas nicht fair ist. Und muss auch sagen, dass ich das Gefühl hatte, dass den Sportlern die Veranstaltung gut gefallen hat.”
Warum es an der Organisation so haperte, hat Knut Weltlich schnell herausgefunden: Eigentlich hätte Griechenland die »Deaflympics« ausrichten sollen. Doch aufgrund der Finanzkrise musste es die Veranstaltung abgeben. Bulgarien sprang kurzfristig ein, „im Grunde ja sehr gut”, findet Weltlich. Doch mit kaum einem Jahr Vorbereitungszeit wäre vieles auf der Strecke geblieben.
So hätten die Spiele nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden. Die Ränge in den Stadien blieben leer, „außer ein paar Plakaten habe ich keinerlei Werbung gesehen, weder in Sofia, im Fernsehen oder an anderer Stelle”, bedauert Weltlich.
Dabei wären die Leistungen der Athleten allesamt hervorragend gewesen, egal ob beim Schwimmen, beim Tischtennis oder in der Leichtathletik. Doch auch hier konnte Weltlich nicht umhin, genauer hinzusehen. Was er sah - oder vielmehr: nicht sah - waren Dopingkontrollen. „Bei den Paralympics wurden regelmäßig Sportler zur Dopingkontrolle gebeten. Hier überhaupt nicht. Wenn doch, ist das völlig an mir vorbeigegangen.” Was blieb war ein fader Beigeschmack, da lediglich zwei Länder - Russland und die Ukraine - das Gros der Medaillen abgeräumt haben.
Jetzt ist Knut Weltlich erst einmal froh, wieder zu Hause zu sein. Im Gepäck viele Erfahrungen, vor welchen Problemen Gehörlose stehen und wo man unbedingt nachbessern muss, um den täglichen Alltag für sie zu erleichtern. „Und da, bin ich mir sicher, gibt es auch in Werther noch Nachholbedarf.”
↧
Muggels können doch zaubern
Die Kinder starteten diesmal nicht vom Kirchplatz an der Bismarckstraße, sondern unter den besorgten Blicken der Eltern „mit dem Kopf durch die Wand” von Gleis 9 3/4, mit dem legendären Hogwarts-Express. In Hardehausen angekommen erhielten sie vom alten Schulleiter Dumbledore den Auftrag, die verschwundenen Geister des berühmten Schülers und seiner Freunde zu befreien.
Das Zeltlager bietet für sich schon Anreiz zum Abenteuer - die Geländespiele, die Lagerbauten, kreative Workshops und die abendlichen Runden ums Feuer. In diesem Jahr ging es außerdem zu einem Tagesausflug nach Willingen. Dort erprobten sich die Kinder im Bogenschießen und an der Kletterwand. Anschließend kämpften sie um Bestzeiten auf der Sommerrodelbahn.
Und, wen wundert es, bei zauberhaftem Sommerwetter entdeckten die Kinder ihre verborgenen Zaubertalente: Es gelang ihnen, Quidditch auf selbst gebauten Zauberbesen zu spielen. Sie ließen während der Rückwärtsolympiade die Zeit nach Belieben rückwärts laufen und holten - natürlich in finsterer Nacht - die Heiligtümer des Todes aus dem Verbotenen Wald. So gelang ihnen am letzten Abend der »Schrei der Leisen«, mit dem die berühmten Gestalten der beliebten Bücher „erlöst” wurden und beim Zaubertrank jeglichen Schrecken verloren.
Mit der Gewissheit, dass jeder über zauberhafte Fähigkeiten verfügt und eine Brücke zu den Mitmenschen bauen kann, kehrten sie zurück. Und die Eltern, die sich bei der Abfahrt gefragt hatten, »Wird das nicht unheimlich?«, bekamen jetzt zur Antwort: Es war unheimlich gut!
↧