»Öffentlichkeitsarbeit« ist ein Thema, das nach Einschätzung von Ludger Schulze Pals auf der Agenda der deutschen Bauern nicht sehr weit oben angesiedelt ist - zu Unrecht, wie er meint. Der Chefredakteur des Landwirte-Magazins »Top agrar« nutzte sein Referat »Ist die intensive Tierhaltung in der Akzeptanzkrise?«, um die Frage bei der Mitgliederversammlung ganz oben auf die Tagesordnung zu setzen.
„Der Verbraucher hat wenig Ahnung von der heutigen Landwirtschaft, aber großes Interesse daran”, konstatierte Schulze Pals. Und das sei eine aktuelle Entwicklung, die es zu nutzen gelte. Statistisch gesehen hätten Landwirte hohes Ansehen in der deutschen Gesellschaft. „Bei Umfragen kommen sie direkt nach Ärzten und Lehrern auf den dritten Platz”, sagte der Experte. Gleichzeitig würden in Gesellschaft und Medien immer wieder die gleichen Zweifel laut: Besonders einen angemessenen Umgang mit der Umwelt und das Tierwohl würde den Bauern nach Umfragen von vielen deutschen Verbrauchern abgesprochen.
Zeigen, wie Landwirtschaft wirklich aussieht
Eine große Stärke von Schulze Pals’ Vortrag war allerdings, dass er sich nicht damit begnügte, Probleme zu benennen. Stattdessen bot er handfeste Lösungen an: „Die Landwirtschaft muss sich viel stärker in die gesellschaftliche Debatte einbringen.” Und das heißt für ihn „Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit”.
Die Landwirte sollten ihre Vereinigungen nutzen, um selbst zu bestimmen, welches Bild von der heutigen Landwirtschaft bei den Leuten ankommt. Und dazu gehöre, zu zeigen, wie Landwirtschaft wirklich aussehe. Statt auf Werbeplakaten der Landwirtschaftsverbände junge Frauen zu zeigen, die süße Ferkel präsentieren, müsse man klarmachen, dass Landwirtschaft vor allen Dingen auch Wirtschaft sei. Erst dann würde verständlich, wie die Realität funktioniert. „Die deutschen Landwirte dürfen durchaus stolz auf das sein, was sie in den vergangenen Jahren erreicht haben”, sagte er, „sie sind erheblich wettbewerbsfähiger und weniger abhängig von staatlicher Unterstützung.” Vor einer wirtschaftlichen und pragmatischen Einschätzung der Situation könne man dann auch Themen wie die Vergrößerung und Konzentration von Ställen oder die regionale Verteilung von Wirtschaftsdünger realistisch diskutieren.
↧