Quantcast
Channel: Haller Kreisblatt
Viewing all articles
Browse latest Browse all 3262

Frisches Wissen um die Wurst für Südamerika

$
0
0
„In Paraguay kennt man den Ausbildungsberuf Fleischer eigentlich gar nicht. Bei uns arbeiten hauptsächlich angelernte Kräfte”, erklärt Pablo Yoon. Immerhin gebe es den »Carnicero«, der hinter der Ladentheke stehe und Wurstwaren verkaufe, sagt der 23-jährige aus Asunción, der Hauptstadt des südamerikanischen Landes. Um eine Ausbildung bei Reinert zu absolvieren, verließ Pablo Yoon Paraguay. Allerdings reiste er vor mehr als zwei Jahren nicht ohne Vorkenntnisse nach Ostwestfalen. „Mein Vater hat eine eigene Fleischwaren-Fabrik mit knapp 100 Mitarbeitern - die möchte ich übernehmen”, sagt Yoon. Doch wie wurde der Südamerikaner mit koreanischen Wurzeln gerade auf Versmold aufmerksam? „Dank seiner Dienstreisen wusste mein Vater, dass es in Deutschland eine sehr gute Mortadella-Qualität gibt”, berichtet Pablo und zeigt dabei auf einen Prospekt, den die bekannte Bärchenwurst des Loxtener Herstellers Reinert darstellt. Fasziniert von den hohen Produktstandards Die Qualität ist es auch, die Pablo Yoon an dem deutschen Unternehmen so fasziniert. „Ich wollte lernen, wie die hohen Produktstandards erreicht werden”, beschreibt der junge Mann seine Motivation. Doch er nahm aus seiner Ausbildung weit mehr mit: „Ich habe gelernt, dass man mit Teamwork vieles erreichen kann. Außerdem finde ich es interessant, wie viele Formen es für Wurst gibt.” Dabei schaut der nun ausgelernte Fleischer wieder auf den Prospekt mit der Bärchenwurst. Diese Vielfalt bedarf gezielter Produktionsplanung. „Bei uns wird schon eine Woche im Voraus festgelegt, was hergestellt wird”, erklärt Reinhold Bellmann, Leiter der gewerblichen Ausbildung bei Reinert und für Pablo Yoon mit verantwortlich. „In Paraguay ist die Produktion bei Weitem nicht so gut organisiert wie hier. Es wird nicht zeitnah für den Bedarf, sondern mehr auf Lager produziert”, erklärt Yoon. Yoon absolviert die Prüfung mit einer glatten Eins Bei diesem Lernprozess hat ihm auch das deutsche Ausbildungssystem geholfen. „Die Kombination von Praxis im Betrieb und Theorie in der Schule ist eine der besten Möglichkeiten zum Lernen”, sagt der Fleischer. Wie viel er gelernt hat, verdeutlichen auch die Ergebnisse seiner Ausbildung. Die Prüfung absolvierte der Paraguayer mit einer glatten Eins. „Pablo hat mich schon am dritten Tag der Ausbildung nach dem Lehrbuch für die Berufsschule gefragt. Das hat er nach vier Wochen komplett durchgearbeitet wieder mitgebracht”, berichtet Reinhold Bellmann von der Zielstrebigkeit seines ausländischen Schützlings. „Als er hier ankam, wollte ich ihn abholen und mit ihm nach Versmold fahren. Da hatte Pablo aber schon den Transfer mit der Bahn und dem Taxi organisiert. Ich habe ihn dann im Hotel zum ersten Mal getroffen”, berichtet auch Dennis Jarosz, stellvertretender Personalleiter, über die Selbstständigkeit, die der Paraguayer von Beginn an an den Tag legte. Angetrieben wird Pablo Yoon vom Wissensdurst: „Alles, was ich hier lerne, ist in Paraguay eine Innovation”, sagt er und schiebt nach, dass er am liebsten noch fünf Jahre in Deutschland lernen würde. „Ich möchte in Paraguay deutsche Fleischprodukte auf den Markt bringen, bisher sind bei uns überwiegend italienische bekannt.” Mit neuen Freundschaften und Ideen zu Produktionsplanung und Qualitätsmanagement im Gepäck tritt Pablo Yoon die Heimreise an. Und wer weiß, vielleicht landen seine Produkte eines Tages auch in deutschen Supermärkten - veredelt mit Loxtener Erfahrungen.

Viewing all articles
Browse latest Browse all 3262