Es waren schon einmal mehr Menschen, die an dieser Morgenrunde teilnahmen und helfen wollten, das ist auch Frank Püchel-Wieling, Mitarbeiter der Biologischen Station mit den Schwerpunkten Ornithologie und Feuchtwiesenschutz, bewusst. Püchel-Wieling ist damit beschäftigt, Nistkästen aufzuhängen. 25 sind es im Gebiet der Salzenteichsheide, erneuert werden heute vier. „Säubert man die Kästen nicht regelmäßig, werden sie für Jahre nicht angenommen”, weiß Wieling und zeigt den Inhalt einer solchen Niststätte.
Ein kleines Nest: Tierhaare sind darauf zu sehen, auch Rückstände von Kot und Blättern. Hier haben Singvögel gelebt - Kleiber oder Meisen zum Beispiel - die dort schlafen und ihre Brut großziehen. Unterstützt wird Püchel-Wieling bei seiner Arbeit von Tom Hofmann. Hofmann ist ein „Naturfreund”, wie er selbst sagt, ein ehrenamtlicher Helfer mit Affinität zu Vögeln. Besonders für einen begeis-tert er sich: den Steinkauz. Im Oktober hat Hofmann seine Bachelorarbeit an der Hochschule Osnabrück über die Habitat-Präferenzen des Steinkauzes im Kreis Gütersloh abgegeben. „In Nordrhein-Westfalen ist der Verbreitungsschwerpunkt des Steinkauzes in Deutschland, daher haben wir auch eine außergewöhnliche Verantwortung”, erläutert er.
Die kurzschwänzige Eulenart, die ein gewähltes Revier meist ein Leben lang bewohnt, sei in ihrem Bestand gefährdet. 5 700 Brutpaare leben etwa in Nordrhein-Westfalen. Das dass noch so lange so bleibt, daran hat der Hobby-Ornithologe seine Zweifel: die vorgesehenen Schutzmaßnahmen für den Steinkauz im Zuge der Planungen für den Bau der Autobahn 33 seien schlichtweg suboptimal, begründet er. Obstbaumreihen an Straßen sind geplant, Streuobstwiesen mit Schafsbeweidung seien optimal, so der Naturfreund. Durch ihren flachen Flug und die Nahrungssuche am Boden würden viele Tiere von Autos erfasst, prophezeit Hofmann.
Damit der Steinkauz zumindest im Naturschutzgebiet Salzenteichsheide bestmögliche Lebensbedingungen vorfindet, wurden am Samstag nicht nur Nistkästen erneuert - etwa 250 davon gibt es im Kreis Gütersloh - auch Kopfbäume, also im Wesentlichen Korb- und Silberweiden, wurden entlang des Bruchbaches von etwa einem Dutzend Helfern des NABU, der Biologischen Station und freiwilligen Unterstützern beschnitten.
Einer, der seinen Samstagmorgen für die Natur opfert, ist Gerhard Wulfhorst. Der Gärtnermeister mit Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau kürzt versiert mit einer Motorsäge die Äste. Die vom Geschäftsführer der Biologischen Station Gütersloh/Bielefeld, Bernhard Walter, und Michael Farthmann in Richtung Straße geschleppt werden. Die Weidenzweige werden vom Häcksler in Kürze zu Holzhackschnitzeln verarbeitet und können so vielfältig weitergenutzt werden.
Das Beschneiden ist nötig, weil Kopfweidenbestände der optimale Lebensraum für Steinkäuze sind, erklärt Bernhard Walter. Der »Kopf« der Weiden entsteht durch den Befall mit einem Pilz. Die Bäume faulen regelrecht aus und bieten den Steinkäuzen in den dadurch entstehenden Hohlräumen einen perfekten natürlichen Habitat. „In 20 Jahren”, hofft Walter,” können hier die ersten Steinkäuze - oder auch andere Vogelarten - einziehen.”
Wie viele es genau im Kreis Gütersloh sind, wird in diesem Jahr wieder erhoben. „Alle drei Jahre wird überprüft”, weiß Bernhard Walter. 2011 gab es noch etwa 200 der nachtaktiven Vögel im Kreisgebiet.
↧