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Frühlingsboten sind gelandet

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„Es ist höchstens im Moment etwas zu trocken”, sagt Bernhard Walter, der seit Jahren über das Naturschutzgebiet wacht, im Hin- blick auf die Feuchtwiesen. Aber extreme Wetterlagen gebe es ja zurzeit nicht. Und so geht das Leben im Bruch seinen gewohnten Gang, wenn auch in großen Teilen um einiges früher als üblich. Vor fünf Tagen ist der erste Brachvogel im Versmolder Bruch gelandet. „Ungewöhnlich früh”, sagt Walter. Denn normalerweise eröffnet der Vogel Ende März, Anfang April als einer der ersten die Brutsaison. „Er wird jetzt sein Revier abstecken; wer zuerst kommt, mahlt zuerst”, sagt der Diplom-Biologe und hofft, dass sich der Brachvogel nicht verschätzt hat. „Wenn jetzt Frost kommt, wird er seine Kräfte noch brauchen.” Am Ufer des Ziegenbaches hat sich eine große Truppe Kanadagänse breitgemacht. Anhand der Ringe erkennt Bernhard Walter, dass die Tiere ursprünglich aus einem Brutgebiet in Holland kommen. „Ich weiß auch nicht, was die hier wollen”, sagt er. Seit etwa vier bis fünf Jahren kommen die Tiere aus der Nähe der holländischen Stadt Groningen ins Versmolder Bruch. „Die Holland-Connection ist eine Tradition, die sich gerade neu entwickelt”, so Walter. Bislang haben die Vögel in Holland und den Rieselfeldern rund um Münster überwintert. Die neue Entwicklung, dass sie nun nach Versmold kommen, werde zurzeit erforscht. Einen viel weiteren Weg haben die Bless- und Saatgänse zurückgelegt, die sich auf den Wiesen niedergelassen haben und nun am Gras satt fressen. „Das sind arktische Gänse”, erklärt Bernhard Walter. Die Futtermöglichkeiten, die durch die fehlende Schneedecke zur Verfügung stehen, tun den Vögeln gut. Selbst wenn nun noch ein wenig Schnee fallen sollte, schade das nicht, so Walter. Solange der Boden nicht steinhart gefroren sei und die Vögel an das Gras herankommen. Kritisch könnten auch leichte Fröste für die Vögel erst dann werden, wenn sie mit der Brut begonnen haben. „Wenn sie dann nämlich aufgeschreckt werden, wird das Gelege sofort kalt”, sagt Bernhard Walter. Der lange Winter 2013 war in dieser Hinsicht hart für die Vögel. „Wer da nicht fit war, hat nicht überlebt”, sagt der Biologe. Der späte Frost habe deutlich Einfluss auf den Bruterfolg des vergangenen Jahres gehabt. Gefahr könnte ein später Frosteinbruch in diesem Jahr für die Amphibien mit sich bringen - allerdings nur, wenn die Temperaturen dabei richtig in den Keller gehen. „Wenn jetzt schon das Frühjahr kommt, die Amphibien wach werden und es dann plötzlich minus 15 Grad sind, würde es viele Opfer unter den Fröschen und Kröten geben”, sagt Bernhard Walter. Die ersten Wechselblüter, die aus der Kältestarre erwacht sind, hat er schon Ende Januar beobachtet.

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