„Die Welt ist so schön! Ich will mehr von ihr sehen als in drei Wochen Urlaub.” Franziska Seelhöfer weiß schon lange, dass ein Arbeitsplatz ausschließlich in Deutschland für sie nicht in Frage kommt. Spätestens, seit sie als Austauschschülerin ein Jahr in Argentinien verbrachte.
Und so hat sie sich 2011, ein Jahr vor ihrem Abitur am Evangelischen Gymnasium, beim Auswärtigen Amt für den »gehobenen auswärtigen Dienst«, wie es offiziell heißt, beworben - zusammen mit etwa 900 anderen jungen Leuten. Natürlich wäre ein gutes Abi-tur hilfreich, erzählt sie den angehenden Abiturienten, gute Kenntnisse in Englisch und einer zweiten Fremdsprache erwünscht, die gesundheitliche Eignung und überstandene Sicherheitsüberprüfung Pflicht; doch die eigentliche Spreu vom Weizen hätte sich erst durch einen schriftlichen und mündlichen Auswahltest getrennt.
Ein gutes Allgemeinwissen wären hier gefragt gewesen, Kopfrechnen und ein Sprachtest. „Nach dieser Runde waren die meisten Bewerber ausgesiebt”, berichtet Franziska Seelhöfer, die es zum mündlichen Test in die nächste Runde schaffte.
Vor acht Leuten musste sie Fragen beantworten - „die saßen an einem langen Tisch vor mir, ziemlich gruselig” - außerdem einen Mini-Vortrag halten und beweisen, dass sie gut im Team arbeiten kann.
Nach einer langen Zeit des Wartens dann der ersehnte Moment: der Brief mit der schriftlichen Zusage, dass sie genommen wird. „Einfach toll”, kann sie sich noch gut an diesen Tag erinnern.
Vor eineinhalb Jahren hat Franziska Seelhöfer dann zusammen mit 30 Kommilitonen ihre Ausbildung begonnen. Zunächst mit einem Grundstudium, das neben Sprachen die Bereiche Jura, Betriebs- und Volkswirtschaftslehre umfasste. Richtig spannend wird es für die Beamtin auf Widerruf in zwei Wochen: Dann fliegt sie für acht Monate in die Hauptstadt des Senegals, nach Dakar.
„Mein erster Auslandseinsatz”, freut sie sich sehr auf die Zeit in der kleinen Botschaft mit ihren 15 Mitarbeitern. Aus insgesamt 60 Botschaften hätten sie und ihre Mitstudenten wählen können, „drei Wunschziele durften wir angeben”, berichtet Franziska Seelhöfer. Sie hat Dakar gewählt, weil dort Französisch gesprochen wird, „und ich mein Französisch gern noch verbessern würde.”
„Am liebsten gehts morgen schon los”
Per Mail hat sie bereits Kontakt aufgenommen, „die scheinen da alle supernett zu sein”, erzählt sie. Derzeit herrschten in Dakar 25 Grad, wie fast immer Sonnenschein und noch eine erträgliche Luftfeuchtigkeit. Von ihrem Arbeitgeber gabs einen Zuschuss für die Anschaffung von Tropenbekleidung; „ein Mitstudent von mir, der nach Toronto geht, hat einen Zuschuss für Winterbekleidung bekommen”, schmunzelt Franziska Seelhöfer.
Wenn es nach ihr ginge, könnte die Reise schon morgen starten. Im Senegal wird sie zum ersten Mal erleben, was es heißt, Konsularsekretärin zu sein - wie sie sich nach ihrer Ausbildung nennen darf. Sie wird Visaangelegenheiten regeln, Deutschen im Fall eines verschwundenen Passes helfen, ihnen die Rückführung nach Deutschland ermöglichen, ihr Heimatland bei Messen und anderen Veranstaltungen vertreten, repräsentative Aufgaben übernehmen, Entwicklungshilfeprojekte begleiten und helfen, Staatsbesuche zu organisieren. „Gut möglich, dass ich die Bundeskanzlerin vom Flughafen abhole, sollte sie zu einem Staatsbesuch in den Senegal reisen”, lacht Franziska Seelhöfer. Im Grunde sei sie so etwas wie eine Mitarbeiterin in einem Rathaus, „nur, dass unser Rathaus in fremden Ländern liegt”.
Was für sie den besonderen Reiz ihrer Tätigkeit ausmacht, ist das Reisen: Alle drei bis vier Jahre wird sie in ein anderes Land versetzt. An 230 Orten dieser Welt unterhält die Bundesrepublik Vertretungen, „von manchen Städten hatte ich zuvor noch nie etwas gehört”, gibt Franziska Seelhöfer offen zu. Sie weiß, dass es auch sein kann, in ein Krisengebiet geschickt zu werden. Und dass es, sollte sie einmal eine Familie haben, nicht leicht, aber doch möglich sein wird, ihren Beruf weiter auszuüben.
So lebendig, wie Franziska Seelhöfer vor den Gymnasiasten in Werther erzählte, merkte man ihr an, dass sie ihren Traumberuf gefunden hat: „Die Arbeit ist abwechslungsreich, spannend und macht total viel Spaß. Und ich kenne schon jetzt, nach nur eineinhalb Jahren, Leute auf allen Kontinenten dieser Welt. Und das ist richtig toll.”
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