Das liegt auch an der unklaren Situation mit der neuen Gesamtschule in Halle (das HK berichtete mehrfach). Und indirekt wohl auch an der Hauptschule. Weil diese langsam ausläuft und keine 5. Klassen mehr gebildet werden, befürchten manche Eltern, dass „dann alle Hauptschüler” an der Realschule angemeldet werden und der Unterricht dort auf niedrigerem Niveau laufen könnte.
Doch diesem Vorurteil widerspricht die Schulleitung vehement. Grundschüler mit einer Hauptschulempfehlung seien bislang stets gut in die Klassen der Realschule integriert worden, sagt Konrektorin Silvia Liebich.
Frank Kahrau hat nachgezählt: 401 Schüler besuchen derzeit die 14 Klassen der Jahrgangsstufen 5 bis 8. Darunter sind elf Schüler mit einer Hauptschulempfehlung. „Das sind weniger als drei Prozent”, so Kahrau. Unter den 401 sind auch sieben Kinder mit Gymnasialempfehlung und 30 mit eingeschränkter Gymnasialempfehlung.
Dass sich auch Kinder mit Hauptschulempfehlung an der Realschule gut entwickeln, dafür können Kahrau und Liebich einige Beispiele nennen. Am Ende der Erprobungsstufe, also nach Klasse 6, sind die Schüler in der Regel ohnehin oft auf einem ähnlichen Niveau, so dass die Empfehlung von vor zwei Jahren vergessen ist.
Dazu beigetragen hat dann auch der Schwerpunkt »Schüler helfen Schülern«. So geben beispielsweise Neuntklässler den Jüngeren Hilfestellung bei der Mappenführung.
Damit Kinder, die etwas langsamer lernen als andere, ausreichend gefördert werden, zugleich aber auch Schüler, die sehr gut zurechtkommen, stärker gefordert werden, hat die Realschule ein ausgeklügeltes Fördersystem entwickelt. In den sogenannten Arbeitsstunden (AST), die der Offene Ganztag ermöglicht, erhalten die Schüler drei zusätzliche Englisch-, Mathe- oder Deutsch-Stunden. In Stufe 6 liegen die AST-Stunden aller drei Klassen parallel, so dass einzelne Schüler mit Förderbedarf zusammengefasst in der alten Mensa betreut werden.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Für eigentlich drei Klassen stehen dann vier Fachlehrer und zusätzlich zwei »Falken« zur Verfügung. Unterrichtet werden kann in mehreren Kleingruppen. Während die schwächeren Schüler gewissen Stoff noch einmal ausführlich wiederholen, bekommen andere Schüler anspruchsvollere Aufgaben, um sich weiterzuentwickeln.
Außerdem kommen je zwei Wochenstunden Ergänzungsunterricht hinzu - bewusst in kleinen Gruppen und mit jahrgangsspezifischen Schwerpunkten.
Am Ende von Klasse 6 haben sich die Lehrer auch ein gutes Bild von jedem einzelnen Schüler gemacht. Und dafür haben sie nicht nur die Zeugnisse im Auge, sondern auch mit den Schülern und den Eltern gesprochen. „Wenn es die Leistungen erlauben, scheuen wir uns auch nicht, den Wechsel zu einem Gymnasium zu empfehlen”, sagt Kahrau.
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