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Die Sache mit den Sakkos

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Bei der Jahreshauptversammlung des Versmolder Löschzuges machte der Begriff vom „rausgeschmissenen Geld” die Runde (das HK berichtete). Einige Blauröcke kündigten an, die Pläne boykottieren zu wollen, auch Löschzugführer Mario Taake äußerte sein Unverständnis. Versmolds Wehrführer Dietrich Pleitner erweist sich in der aktuellen Debatte einmal mehr als Mann der klaren Worte - und zwar in beide Richtungen. „Die Uniform-Reform ist totaler Blödsinn”, sagt der Hüne an der Spitze der heimischen Brandbekämpfer dem Haller Kreisblatt. „Dass dieses Thema jetzt so hochgekocht wird, kann ich allerdings auch überhaupt nicht nachvollziehen.” Denn noch sei nichts entschieden und die Wehrführer auf Kreisebene hätten sich auf ein einheitliches Vorgehen verständigt. „Wir werden da jetzt mit Vernunft herangehen und dann in nächster Zeit zu einer Lösung finden”, kündigt Pleitner an. Erlass für die neue Kleidung ist schon fünf Jahre alt Der Erlass, der erst jetzt für einen solchen Wirbel in Versmold sorgt, kommt übrigens bereits aus dem Jahr 2009. „Damit haben wir die Empfehlung zu einer neuen Dienstkleidung für die Feuerwehren ausgesprochen”, sagt Vera Clement, Sprecherin des Ministeriums, auf HK-Anfrage. „Der bisherige Erlass stammte aus dem Jahr 1974 und war nicht mehr zeitgemäß.” Auf Wunsch der Feuerwehren und Feuerwehrverbände habe das Ministerium dann mit deren Vertretern und den Kommunen ein neues Konzept erarbeitet, das unter anderem die gestiegene Frauenquote und den speziellen Schnitt weiblicher Uniformen berücksichtige. „Es soll moderner und bequemer sein”, sagt Clement. Zur Wahl für die Feuerwehren stehen nun ein blaues Sakko mit Schulterklappen oder ein etwas lässigeres Blouson, ebenfalls in Blau. Beides sollte anders als bisher künftig mit einer blauen Hose kombiniert werden. „Der Wunsch nach den Blousons kommt hauptsächlich von den Berufsfeuerwehren, die ihre Dienstkleidung eben auch im beruflichen Alltag tragen. Dort macht das Sinn. Bei uns freiwilligen Feuerwehren hält das keiner für nötig”, sagt Dietrich Pleitner, den die aktuelle Debatte auch ein wenig nervt: „Da brennt doch nichts an. Es gibt weiß Gott wichtigere Probleme bei der Feuerwehr.” Im Versmolder Rathaus will man zunächst die Meinungsbildung in den Löschzügen abwarten - lediglich die 40 Mitglieder des Musikzuges werden neu eingekleidet, und zwar mit den neuen Sakkos. „Diese Bestellung über 10 000 Euro haben wir bereits rausgeschickt”, sagt Ordnungsamtsleiter Hans-Jürgen Matthies. Für die komplette Neuausstattung der Versmolder Feuerwehr kalkuliert er mit 70 000 Euro - ebenfalls, ohne voll hinter dem Konzept zu stehen. „Die neuen Sakkos unterscheiden sich nur durch Schulterklappen und einen anderen »Feuerwehr«-Schriftzug in Rot von den alten - man kann das schon kritisch sehen.” Doch es gebe nun mal einen Erlass und den wolle die Stadt nun möglichst in diesem Jahr umsetzen - auch wenn man im Rathaus keine Sanktionen fürchten muss, sollte man die neue Mode nicht mitmachen. „Wir haben nur eine Empfehlung ausgesprochen - letztlich ist das Sache der Bürgermeister”, bestätigt Vera Clement vom Innenministerium. Letztlich wird aber auch Versmold nichts anderes übrig bleiben, denn die Industrie hat bereits auf die Produktion der neuen Dienstkleidung umgestellt. „In manchen Größen sind die alten Uniformen gar nicht mehr lieferbar”, sagt Hans-Jürgen Matthies. Womit letztlich doch nur eine Frage bliebe: Blouson oder Sakko?

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