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„Klimaschutz geht alle an”

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Sie beide dürfen sich nun Klimaschutzmanagerinnen nennen. Haben Sie nun mehr Rechte und Pflichten oder mehr Aufgaben? GABRIELE SIEPEN: Wir haben beide eine umfassende Fortbildung bei einer Einrichtung des Landes NRW gemacht. Das berechtigt uns, diesen Titel »Klimaschutzmanagerin« zu tragen. MARIANNE VASKE: Und damit einhergehend sind unsere Arbeitsstellen hier im Ordnungsamt von 50 auf 75 Prozent aufgestockt worden. Weil die eh schon vielfältigen Aufgaben immer umfangreicher wurden. Welche Aufgaben meinen Sie? VASKE: Der Gemeinderat hat beschlossen, mit den Bürgern gemeinsam ein Klimaschutzkonzept zu entwickeln. Parallel dazu wurde die Konzeptentwicklung für die Klimaschutzsiedlung am Hilterweg beschlossen. Die Klimaschutzsiedlung entsteht östlich des Hilterweges. Wie kommt die Idee bei den Bürgern an? SIEPEN: Erstaunlich gut. Zunächst hatten die Kollegen im Bauamt Bedenken, dass sich die Grundstücke nicht so gut verkaufen lassen. Doch inzwischen sind 32 von den 40 Grundstücken vergeben. Wir sind alle froh, dass es so gut klappt. VASKE: Wir haben also bei weitem nicht am Bedarf vorbei geplant. Wer baut denn künftig dort? Sind das alles überzeugte Klimaschützer? VASKE: Nicht nur, auch unser Beratungs- und Förderangebot macht die Grundstücke für viele Interessenten attraktiv. SIEPEN: Einerseits ist der Quadratmeter ohnehin recht günstig, andererseits können wir viele mit unserem »Rundum-sorglos-Paket überzeugen. Alle Baufamilien bekommen von uns eine ausführliche Infomappe mit Erläuterungen zu den Gestaltungsvorgaben und Fördermöglichkeiten. VASKE: Die Leute wissen, dass laut EU-Beschluss ab 2020 ohnehin nur noch Passivhäuser gebaut werden dürfen. Damit wird klar, dass sie in der Klimaschutzsiedlung schon heute ein Haus von morgen bauen können. Aber ökologisch bauen ist schon teurer. SIEPEN: Die Kosten für ein Passivhaus können bis zu zehn Prozent höher liegen als für ein konventionelles Haus. Am Hilterweg ist das Drei-Liter-Haus ohnehin Pflicht; dann ist der Kostensprung zum Passivhaus auch nicht mehr groß. VASKE: Deshalb hat die Gemeinde Geld in die Hand genommen, um durch ein eigenes Förderprogramm einen Teil der Mehrkosten aufzufangen. Für die Fördermittel des Landes und des Bundes gilt: Wer in einer offiziellen Klimaschutzsiedlung baut, der hat es leichter, weil viele Antragsvoraussetzungen automatisch erfüllt sind. SIEPEN: Außerdem gibt es neben einer umfassenden Baubegleitung für jede Familie nach der Fertigstellung ein Gutachten und einen Energieausweis; Papiere, die die bauliche und energetische Qualität des Hauses belegen. Das ist alles bereits im Preis enthalten. Was verbirgt sich hinter dem Klimaschutzkonzept, welches gerade in der Gemeinde erarbeitet wird? VASKE: Das soll helfen, den Kohlendioxidausstoß in der Gemeinde dauerhaft einzuschränken. Ein Konzept dazu könnten doch sie beide als Klimamanagerinnen entwickeln. Warum brauchen sie dazu die Unterstützung aus der Bevölkerung? SIEPEN: Klimaschutz geht schließlich alle an. Einer allein kann noch nicht viel bewirken. VASKE: Unser Projekt wird vom Bund bezuschusst. Die Förderrichtlinien sehen eine breite Beteiligung der Öffentlichkeit vor. Das ist auch sinnvoll. Deshalb laden wir seit einigen Wochen alle Bürger zu Workshops zu unterschiedlichen Themen ein. Wie ist die Resonanz dabei? VASKE: Das Bielefelder Energiebüro e&u unterstützt uns bei diesem Projekt und ist sehr zufrieden mit der Beteiligung. Zu jedem Termin kommen durchschnittlich 20 Interessierte. SIEPEN: Ich hatte mir vorher vielleicht etwas mehr erhofft, aber es ist eben schwierig, gerade die große, schweigende Mitte der Gesellschaft dafür zu begeistern. VASKE: CO2 kann man eben nicht anfassen, das Thema ist schwer zu begreifen. Was sind denn das für Menschen, die da mitreden? SIEPEN: Oft sind es Vertreter von Verbänden oder Institutionen oder aus Firmen. Mein Wunsch ist, dass sich auch der Ottonormalverbraucher beteiligt. Es geht ja schließlich auch um seine Lebenssituation. Wir wollen nun verstärkt Jugendliche und die weiterführenden Schulen einladen und einbinden. Wie geht es weiter mit dem Klimaschutzkonzept? VASKE: Wenn alle Workshops abgeschlossen sind, tragen wir die Ergebnisse zusammen und werden gemeinsam mit dem Energiebüro e&u Handlungsempfehlungen entwickeln und eine Prioritätenliste vorschlagen. Ende Juni müssen wir unser Konzept bei der Klimaschutzinitiative des Bundes zur Prüfung vorlegen. Anschließend wird das Konzept im Gemeinderat diskutiert. SIEPEN: Wir haben zu Beginn die CO2-Bilanz der Gemeinde ermittelt - die im Übrigen gar nicht so schlecht ist. Anhand des Konzeptes werden letztlich konkrete Schritte entwickelt, um unsere CO2-Bilanz weiter zu verbessern. Später kann man einen Vergleich ziehen. Inwieweit ist der Gedanke des Klimaschutzes denn überhaupt im Bewusstsein der Bürger verankert? VASKE: Eigentlich merkt es jeder am Wetter. Der Winter beginnt später, es gibt keinen Schnee, aber viele Stürme. Das beschäftigt die Menschen schon. SIEPEN: Das ist schon in den Köpfen der Menschen. Aber die Verbindung fehlt, dass sie erkennen, dass sie selbst etwas tun können, um die Situation zu verändern. Das ist unsere Aufgabe als Klimamanagerinnen, die Bürger zu sensibilisieren. Deshalb steht auch der Umweltmarkt am Sonntag, 1. Juni, unter dem Thema »Klimaschutz geht alle an«.

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