In der »Überwasserkirche« Münster (Liebfrauen) empfing Manfred Risse die Erstkommunion. Am selben Orte wurde er auch von keinem Geringeren als Bischof Clemens-August Graf von Galen gefirmt. „Mein Vater war Schneidermeister”, erzählt er. Ein Bruder seines Vaters Priester. Erste wichtige Begegnungen?
Die Wirren des Krieges führten die Familie nach Höingen, in die Nähe von Soest. Frühmorgens um 4 Uhr hätte er aufstehen müssen, um weiter das Gymnasium zu besuchen. Manfred Risse entschied sich für einen anderen Weg, absolvierte eine Tischlerlehre in einer nahe gelegenen Möbelfabrik und arbeitete dort sechs weitere Jahre. Bis er für sich merkte: „Das Wahre ist das auch nicht.”
Ein Freund erzählte ihm vom humanistischen Abendgymnasium, das der Kölner Kardinal Joseph Frings in Neuss hatte einrichten lassen. Ein Ort für Spätberufene. „Ich kam sofort ins zweite Semester”, erzählt Risse. „Da”, räumt er ein, „stand in mir fest, dass ich Priester werden wollte.” Ab Oktober 1958 studierte er in Paderborn. Im dortigen Dom erhielt er am 21. Dezember 1963 durch Lorenz Kardinal Jaeger die Priesterweihe.
Vor 46 Jahren dann führte ihn sein Weg als Pfarrvikar nach
Borgholzhausen.
„Als ich kam, gab es bereits die Pläne für den Neubau der Kirche”, sagt Risse. Die Zusammenarbeit mit den evangelischen Pastoren stimmte. „Wir hatten ein sehr gutes Verhältnis”, erinnert Risse sich. Mit Pastor Müller war sogar ein erster ökumenischer Arbeitskreis gegründet worden.
Ab 1977 war Risse zusätzlich, zunächst als Pfarrverwalter, ab 1991 als Pfarrer, für die Pfarrei Stockkämpen zuständig. Und auch wenn er 2000 offiziell in den Ruhestand verabschiedet wurde - bis heute ist Manfred Risse im Pfarrverbund an jedem Wochenende im Einsatz. Zwei Mal, verrät er, sei er Päpsten nahe gekommen. 1966 Paul VI in Rom. Später Johannes Paul II bei dessen Besuch in Osnabrück.
„Nächstenliebe ist von jedem Menschen gefordert”
Am Sonntag nun hielt er selbst die Predigt, blickte auf die vergangenen 50 Jahre Priesterleben zurück. „Der Bereich der Nächstenliebe ist von jedem Menschen gefordert”, sagte Risse. „Das Zelebrieren der Eucharistie ist für jeden Priester die wichtigste Aufgabe. Das Non-plusultra.”
Bürgermeister Klemens Keller würdigte Manfred Risse in seinen Grußworten als einen „Seelsorger, der mit viel Engagement und mit gutem Glauben den Dienst in der Kirche und an den Menschen wahrnimmt.” Pastor Christian Eckey überreichte eine weiße Orchidee: „Der Weg der Nachfolge führt zuweilen durch Einöde und Wildnis”, führte er aus. „Ich wünsche Ihnen, dass Sie Gottes Kraft spüren und wieder aufblühen können, wie diese Orchidee.”
Lothar Ropohl überbrachte die Glückwünsche der Gemeinde und stellte ein wunderbares Orgelkonzert in Aussicht. Domkapitular Josef Dieste reihte sich ebenfalls in den Reigen der Gratulanten ein und erinnerte an jene besonderen Momente der Kirchengeschichte, die Manfred Risse hautnah miterlebt hatte.