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Channel: Haller Kreisblatt
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Konfrontiert mit einem anderen Ich

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Als Sophie Eickmeyer erklären soll, wie die Fotografien im Studio entstanden, lächelt sie verlegen und hebt fast entschuldigend die Arme: „Wir haben dies und das probiert - und dabei sind irgendwie diese Arbeiten herausgekommen.” Bescheidenheit, welche die Leistung der Zehntklässler jedoch nicht schmälert. »Wir können auch anders!« ist schließlich ein selbstbewusster Titel für das Fotoprojekt. Die Kunstschüler haben sich selbst gegenseitig fotografisch inszeniert, und zwar in ganz anderen Rollen als jenen, die sie im Alltag meist einnehmen. Und wenn seine Schützlinge schon selbst so zurückhaltend mit dem Ergebnis umgingen, fühlte sich ihr Lehrer und Projektverantwortlicher Karl-Heinz Lünstroth zuständig für die ultimative Lobhudelei: „Ich war wirklich überrascht, als ich die tollen Ergebnisse der Fotosessions auf meinem Bildschirm gesehen habe. Das ist schon professionell geworden”, sagte der Pädagoge, der selbst ein leidenschaftlicher Künstler ist - und setzte dann noch eins drauf: „Wenn eure Arbeiten in einer Ausstellung der Fotografie-Päpstin Cindy Sherman auftauchen würden, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigt - man könnte nicht sofort einen Unterschied feststellen.” Martin Bauer, Leiter der städtischen Hauptschule, hatte seine Schützlinge bei der Vernissage nicht nur als Kreative, sondern auch als Persönlichkeiten im Blick: „Das ist wieder einmal ein Beispiel dafür, dass wir an der Schule nicht nur fördern müssen, sondern auch fordern sollten. Denn in euch steckt viel mehr, als ihr manchmal an der Oberfläche zeigt.” Unter anderem solche Kunst wie die Fotografien, die nun bis zum 21. Juni im Foyer des Rathauses zu sehen sein werden. „Denn Kunst ist dafür geschaffen, ausgestellt zu werden”, so Bauer. Freiraum dafür stellte auch die Stadt Versmold gerne zur Verfügung, wie Hans-Jürgen Matthies, allgemeiner Vertreter von Bürgermeister Thorsten Klute, in seiner Ansprach betonte: „Ihr habt ein Potenzial genutzt, dass so noch nicht bekannt war.” In den neuen Rollen fühlten sich die jungen Künstler dabei durchaus wohl, wie Christoph Engel verrät, der sich in cooler Pose mit Baseball-Cap selbst am Kragen zupfen musste: „Das haben wir eigentlich ganz schnell hingekriegt”, sagt der Zehntklässler und grinst. Manchmal waren auch 50 Fotos nötig, um das neue Ich freizulegen, doch immer war am Ende klar: Diese Schüler können wirklich anders.

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