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Harte Debatte um Böckstiegel-Museum

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Gehört ein Museumsbau in die Nähe des Böckstiegel-Hauses in Arrode oder eher in den innerstädtischen Bereich? Beide Konzepte haben ihre jeweilige Anhängerschaft und die standen sich am Dienstagabend im großen Sitzungssaal des Wertheraner Rathauses relativ unversöhnlich gegenüber.  Die Idee war, im Rahmen einer Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Kultur und Sport den Geschäftsführer der Böckstiegelstiftung, Thomas Kuhlbusch, als Referenten zum derzeitigen Planungsstand zu hören. Kuhlbusch vertrat den demnächst im Kreistag zur Abstimmung stehenden Entwurf von einem Neubau in direkter Nachbarschaft zum Böckstiegel- Haus in Arrode. Im Laufe der Sitzung kamen dann am Dienstagabend auch die Gegner dieser Planung zu Wort. Sie verfolgen einen Entwurf, der den Hof Overbeck an der Bielefelder Straße als Standort für ein Böckstiegel-Museum vorsieht und das Geburts- und Elternhaus Böckstiegels in Arrode als ergänzende Dependance einbezieht. „Es macht aber eben den besonderen Reiz aus, der Kunst Böckstiegels dort zu begegnen, wo er gelebt hat”, hatte Thomas Kuhlbusch in seinen Ausführungen den Standpunkt der Böckstiegel-Stiftung deutlich gemacht. Klar sei, dass dem Auftrag der Stiftung, die Kunst Peter August Böckstiegels angemessen zu präsentieren, im Böckstiegel-Haus in Arrode allein nicht Rechnung zu tragen sei. Entsprechend unstrittig sei, dass ein Museumsbau nötig ist. Wo der aber gebaut werden sollte, da-rüber werde seit 2006 lebhaft beraten. Am Ende eines hart erarbeiteten Kompromisses zwischen der Stiftung und dem Kreistag stehe nun der Bau in Arrode, rund 600 Quadratmeter groß, mit einer Kostendeckelung von rund zwei Millionen Euro. Im zuständigen Fachausschuss des Kreises fand das Konzept bereits eine Mehrheit, die Entscheidung im Kreistag steht am 16. Dezember an. „Insofern ist das doch hier eine Alibi-Veranstaltung”, machte Jürgen Schäfer für die Vertreter der Overbeck-Lösung deutlich, dass man sich als Verfechter einer Alternative zum Neubau in Arrode nicht ernst genommen fühle. „Sie haben unser Diskussionsangebot nicht angenommen”, monierte Schäfer. Und Dieter Schulte, ebenfalls Verfechter einer innerstädtischen Lösung, sagte: „Sie haben jahrelang diese Diskussion gar nicht zugelassen.” Auch Detlef Snay machte seinem Unmut Luft und kritisierte das Gesprächsgebaren des Kreises, hier insbesondere des Landrates, und der BöckstiegelStiftung harsch. Neben der teils recht ungehalten vorgetragenen Kritik am Umgang mit ihnen, brachten die Gegner eines ergänzenden Museumsbaus in Arrode aber auch noch einmal ihre Argumente vor. Vor allem der Flächenverbrauch im Außenbereich, die derzeit unzureichende Zuwegung zum Böckstiegel-Haus, das Verbauen einer für das Anwesen eben gerade so typischen kleinbäuerlich strukturierten Kulturlandschaft und die Verstecktheit des Museums führten sie an. „Wenn Sie das Museum dort neben das Böckstiegel-Haus bauen, dann machen Sie kaputt, was Sie so sehr begeistert”, hieß es. Dagegen hielten die Befürworter die Symbiose zwischen Werk und persönlichem Umfeld des Malers Böckstiegel die finanzielle Machbarkeit des ergänzenden Museumsbaus vor allem durch die Unterstützung des Kreises und auch den Umstand, dass der Besitzer des Overbeck’schen Hofes bereits erklärt hätte, sein Areal nicht für einen Museumsbau zur Verfügung stellen zu wollen für wichtig. Deutlich wurde auch, dass auf Kreisebene eine innerstädtische Lösung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehrheitsfähig wäre. Da gebe es die Überlegung, dass man die Kunst Böckstiegels ebenso gut in einem Museum außerhalb Werthers präsentieren könnte. Ausschlaggebend für eine Zustimmung, ein Museum in Werther zu errichten, sei das Argument, dass man es hier in direkter Nähe zum Geburts- und Elternhaus Böckstiegels bauen könnte, ließ Kuhlbusch durchblicken. Und Uwe Gehring von der UWG machte deutlich, dass schließlich nicht die Stadt Werther im Besitz des Böckstiegelnachlasses sei, sondern der Kreis Gütersloh. Entsprechend habe die Stadt bei der Entscheidung ohnehin kein Stimmrecht. Gleichwohl, und da waren sich die politischen Fraktionen im Ausschuss einig, würden natürlich zustimmende oder ablehnende Signale in Gütersloh zur Kenntnis genommen. Entsprechend bezeichnete Rainer Schütz (SPD) die Diskussion, wie sie derzeit geführt werde, als „Spiel mit dem Feuer”. Wie auch Politiker anderer Fraktionen legte er daher Wert darauf, dem Kreis für die Chance auf einen Museumsbau zu danken. Das tat auch Hans-Werner Böhme, der sich aus dem Publikum zu Wort meldete. Heike Wäger von der UWG sagte: „Werther ist so ein kleines Licht in diesem Kreis und soll das Museum bekommen. Diese Chance sollten wir unbedingt ergreifen.” Einigkeit herrschte nicht in den politischen Reihen des Wertheraner Rates. Das machten die Statements der Fraktionen deutlich. Während FDP, SPD und UWG sich klar für den Museumsbau in Arrode aussprachen, zeigten die Grünen sich uneinheitlich in ihrem Meinungsbild. Die CDU dankte vor allem noch einmal nachdrücklich den Bürgern, die sich in die Diskussion einbrächten, sie bereicherten und sogar eine vom Architekten Heiner Bruns unentgeltlich angefertigte Planung für den Overbeck’schen Hof vorgelegt hätten. Das sah Uwe Gehring kritisch: „Ein Haus zu überplanen, das einem gar nicht gehört, geht aber doch gar nicht.” (Kerstin Spieker)

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