Er spricht mit tiefer, fester Stimme, wählt seine Worte mit Bedacht, sucht den Augenkontakt - keine Frage, Michael Meyer-Hermann ist im politischen Auftritt geschult. Der 30-jährige gebürtige Bockhorster hat in den vergangenen Jahren in Berlin viele wertvolle Erfahrungen gesammelt. Sie sollen ihm jetzt zugute kommen, wenn er sich am bislang größten Projekt seines beruflichen Lebens versucht: der Wahl zum Versmolder Bürgermeister. Meyer-Hermann wird am 25. Mai für die CDU als Herausforderer von Amtsinhaber Thorsten Klute antreten.
Die CDU hatte in den vergangenen Wochen zunächst die Entscheidung Klutes über eine erneute Kandidatur abgewartet, ehe sie nun ihren Aspiranten präsentiert. Dabei verrät die Stadtverbandsvorsitzende Marianne Kampwerth durchaus Erstaunliches: „Michael Meyer-Hermann steht bereits seit zwei Jahren als unser Kandidat fest.” Dass der junge Herausforderer nun - nachdem Thorsten Klute den Sprung nach Berlin verpasste - gegen einen etablierten Amtsinhaber antreten muss, mag der CDU-Fraktionsvorsitzende Ulrich Wesolowski beim Pressegespräch nicht in den Fokus rücken: „Wir hätten Thorsten Klute alles Gute für Berlin gewünscht. Aber jetzt gehen wir die Situation an, wie sie ist. Und wir setzen einen guten Kandidaten gegen ihn - Demokratie lebt vom Wettbewerb.”
Und auch Michael Meyer-Hermann gibt sich bescheiden und selbstbewusst zugleich: „Ich habe Respekt vor dem, was Herr Klute geleistet hat. Aber ich denke, Versmold kann noch mehr.” Vor allem bei der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt sieht der Herausforderer weiteres Potenzial und greift eine bekannte Forderung der Versmolder CDU auf: „Wir brauchen einen Wirtschafts- und Innenstadtförderer im Rathaus.” Die Wünsche und Nöte der Betriebe müssten mehr als bisher aufgenommen und berücksichtigt werden. Weitere Akzente will Meyer-Hermann bei der Innenstadtentwicklung, familiengerechten Zukunftskonzepten und der zielgerichteten Baulandplanung im Zentrum wie in den Ortsteilen setzen.
Bemerkenswert offensiv äußert sich der 30-Jährige mit Blick auf den Politikstil eines Verwaltungschefs: „Es wird darum gehen, das kreative Potenzial im Rathaus besser zu nutzen. Wir müssen gemeinsam nach Lösungen suchen. Und Anregungen von Bürgern und der Politik aufnehmen - egal, aus welcher parteipolitischen Richtung sie kommen.”
Akzente zu setzen, mit Bürgern in Kontakt zu stehen - das hat Michael Meyer-Hermann in Berlin gelernt, wo er für den Bundestagsabgeordneten Steffen Kampeter arbeitet und unter anderem für dessen Mindener Wahlkreis zuständig ist. „Es waren sechs spannende Jahre , aber nun zieht es mich wieder in meine Heimat - und die ist und bleibt Versmold”, sagt der 30-Jährige. Bisher hat der junge Politikwissenschaftler seine Laufbahn ganz gezielt vorangetrieben, nun muss er sich in die Ungewissheit eines Wahlkampfes begeben. Doch Kopfschmerzen bereitet ihm das nach eigenem Bekunden nicht: „Natürlich bin ich ein Planer, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Mein Ziel war es immer, politisch zu gestalten”, sagt Meyer-Hermann und fügt an: „Jetzt bin ich in einer Phase in meinem Leben, wo man Veränderungen noch gut angehen kann.” Der CDU-Mann, der auf einem der ältesten Bockhorster Höfe aufwuchs, macht keinen Hehl daraus, dass er bald in seiner Heimat sesshaft werden und mit seiner Lebensgefährtin eine Familie gründen will.
Faktoren, die der Versmolder CDU allesamt in die Karten spielen und ihr den Wunschkandidaten bescheren, dessen Name schon seit Jahren in den politischen Spekulationen Versmolds mitschwirrt. „Steffen Kampeter war natürlich nicht amüsiert, dass wir ihm einen seiner besten Mitarbeiter abspenstig machen”, sagt Ulrich Wesolowski und schmunzelt. „Aber er wird Michael Meyer-Hermann in seinem Wahlkampf voll unterstützen.”
Wenn es im kommenden Jahr richtig losgeht, soll der Herausforderer verstärkt von Minden aus arbeiten können und zudem den nötigen Freiraum für einen „ambitionierten Wahlkampf” erhalten, wie er selbst sagt. Am 14. Januar stellt sich Michael Meyer-Hermann dem Votum des gut 230 Mitglieder starken CDU-Stadtverbandes - dann will er richtig loslegen. Mit fester Stimme und klaren Zielen. (Marc Uthmann)
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