Versmold. Es gibt ein eindeutiges Kriterium dafür, dass ein emotionsgeladenes Thema ansteht: eine dicht besetzte Zuschauerreihe im Saal des Rathauses. Am Donnerstagabend drängten sich rund 15 Beobachter im kleinen Sitzungssaal, um aus erster Hand zu erfahren, wie die Mitglieder des Planungs- und Umweltausschusses denken.
Zwischen dem Wohngebiet am Wilhelm-Vinke-Ring und dem Einkaufszentrum um die Berliner Straße gibt es nur eine direkte Verbindung - und die ist Fußgängern und Radfahrern vorbehalten. Denn bis jetzt endet der kleine Stichweg, der zwischen dem Haller Kreisblatt und dem Modegeschäft Vanity auf die städtischen und privaten Parkplätze führt, vor einem Poller, der Autos die Durchfahrt zum Wilhelm-Vinke-Ring verwehrt.
Und dieser Poller steht nun zur Disposition. Denn im Rahmen des Endausbaus des Wilhelm-Vinke-Rings und der parallel angestrebten Änderung des Bebauungsplanes für dieses Stadtquartier (das HK berichtete mehrfach), soll auch die Zukunft des Stichwegs diskutiert werden. Drei Varianten sind möglich. Den anwesenden Anwohnern offenbar am liebsten wäre die Beibehaltung der Fuß-Radweg-Verbindung. Auch möglich wäre die Öffnung als Einbahnstraße, wobei über die Richtung, in die der Verkehr fließen soll, noch zu entscheiden wäre. Variante drei wäre eine Öffnung für Verkehr in beide Richtungen, bei der die Straße allerdings verkehrsberuhigt ausgebaut würde.
Eine Öffnung des Stichweges würde den Parkverkehr aus der Berliner Straße heraushalten und die Pkw könnten auf kurzem Wege die Innenstadt verlassen, nannte Planer Tischmann deren Vorteil. Ihr Nachteil sei jedoch das erhöhte Verkehrsaufkommen am Wilhelm-Vinke-Ring, das die Anwohner dieser bislang ruhigen Wohnstraße dann hinnehmen müssten, so Tischmann. „Bauchschmerzen hätte ich allerdings, wenn auch der Schleichverkehr dort durchfährt”, gab er zu.
Weg sollte unattraktiv für Durchgangsverkehr sein
Liane Fülling teilte mit, dass die SPD eine Öffnung des Weges befürworte. Auch Ulrich Wesolowski (CDU) sagte: „Wir können uns eine Öffnung vorstellen, brauchten aber Vorschläge, wie man das für alle verträglich gestalten kann.” Fraktionskollegin Marianne Kampwerth sagte, dass die Straße für den Durchgangsverkehr unattraktiv gestaltet werden müsse, so dass nur Zielverkehr dort fahre. „Man muss das Gefühl haben, hier geht es nicht weiter, so wie auf der Wiesenstraße am Rewe”, ergänzte Liane Fülling.
Steffen Hoppe von den Grünen zeigte Verständnis für die Interessen der Anwohner. Trotzdem plädiere seine Partei für eine Öffnung, da man die gesamtstädtischen Interessen im Blick behalten müsse. „Eine Durchfahrt sollte möglich sein, aber unattraktiv gestaltet werden”, sagte Hoppe.
Eindeutig Position gegen eine Öffnung bezog FDP-Vertreter Jochen Sander. „Wir wollen auf keinen Fall eine Durchfahrtmöglichkeit. Denn es handelt sich dort um ein Wohngebiet und das soll es bleiben”, sagte er. Auch UWG-Vertreter Sascha Flottmann sprach sich gegen „eine komplette Öffnung” aus. „Man wird sich doch etwas dabei gedacht haben, als man die Durchfahrt zugemacht hat”, begründete er seine Position.
Damit sich Ausschussmitglieder und Bürger ein Bild davon machen können, wie eine Durchfahrt aussehen könnte, will die Verwaltung nun Skizzen anfertigen, die den betroffenen Anwohnern bei einer Bürgerversammlung vorgestellt werden sollen. Vier Wochen lang sollen die Pläne zudem ausgelegt und Meinungen eingeholt werden. Bis zu einer Entscheidung über die Durchfahrt wird noch einige Zeit ins Land gehen. Die Politik wird erst im nächsten Jahr darüber beschließen. (Silke Derkum)
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