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„Wir müssen Konstanz reinkriegen”

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Werther. Über die Landesliga mochte Helmut Bußmeyer im Sommer noch nicht sprechen. Der Handballer, der für den TBV Lemgo in der Bundesliga spielte und später unter anderem die TSG A-H Bielefeld in der 3. Liga trainierte, wollte sich erst mal ein eigenes Bild machen. Das hat der 54-jährige Pädagoge in fünf Monaten als Coach des TV Werther mittlerweile getan - und deshalb nun mit Philipp Kreutzer über die Liga, seinen Heimatverein und die Perspektiven seiner Mannschaft gesprochen.     Herr Bußmeyer, als Anfang des Jahres bekannt wurde, dass Sie Werther übernehmen, haben Sie gesagt, dass Sie mit der Trainertätigkeit eigentlich bereits abgeschlossen hatten. Haben Sie es schon bereut, wieder eingestiegen zu sein? BUßMEYER: Nein, es war einfach so, dass ich nach langen Jahren als Spieler und dann als Trainer in Mennighüffen und bei Altenhagen-Heepen in den Genuss gekommen bin, festzustellen, dass das Leben auch außerhalb des Sports stattfinden kann. Ich hatte mich daran gewöhnt, endlich ganze Wochenenden frei zu haben und auch mal wegfahren zu können. Diese Freiheit haben Sie wieder aufgegeben. Was reizt Sie an der Aufgabe in Werther? BUßMEYER: Die Mannschaft hat vor der Saison durch Abgänge wie Friedrich Speckmann und Martin Damm über 300 Tore verloren. Jetzt müssen sich neue Leistungsträger und Führungsfiguren herauskristallisieren. Wir sind im Moment dabei, dass neue Leute auf die Positionen kommen, wie zum Beispiel Marco Stutzki oder Sven-Hendrik Janson, der das Spiel leiten muss. Oder Jonas Rose, der aus der eigenen Jugend gekommen ist. Ich finde es sehr spannend, die Jungs weiterzubringen, damit sie dann in den Spielen entscheidend sind. Obwohl dieser Prozess längst nicht abgeschlossen ist, stimmen die Ergebnisse. Mit 11:7-Punkten steht Werther nach neun Spielen besser da, als einige Skeptiker vor der Saison befürchtet haben. BUßMEYER: Es ist ja nicht alles neu. Viele Spieler kennen sich schon länger. Das, was Joachim Tegelhütter mir übergeben hat, war grundsolide und in Ordnung, das ist eine intakte Mannschaft. Da habe ich mich nur ins gemachte Nest gesetzt. Wie sieht Ihr Konzept aus? BUßMEYER: Mein Hauptaugenmerk liegt wie bei den meisten Trainern auf der Deckung. Das ist der Auftrag für jedes Spiel: so wenige Tore wie möglich zu kriegen. Abwehr, Abwehr, Abwehr, das muss in den Köpfen ankommen. Alles andere entwickelt sich daraus. Und vorne sind wir ja in der Lage, einige Tore zu erzielen. In den letzten Spielen waren es immer um die 30, und das ist aller Ehren wert. Wie funktioniert gute Abwehrarbeit? BUßMEYER: Abwehr ist Arbeit, ist Bereitschaft. Eine Abwehr muss ein Kollektiv sein, in dem man miteinander arbeitet und spricht und sich hilft. Athletisch gesehen, braucht man Leichtfüßigkeit. Und wenn das alles da ist und klappt, macht das richtig Spaß. Vor allem, wenn man wegen guter Abwehrarbeit selbst einfache Tore machen kann. Machen Sie anderes Training als früher bei der TSG in der 3. Liga? BUßMEYER: Nein. Muss man auch nicht. Das hat mir vor Jahren schon Volker Mudrow bestätigt, als er nach Lemgo kam. Er hat dasselbe gemacht wie vorher in Braunschweig in der Oberliga. Klar, je höher man kommt, desto komplexer können Übungen sein, und die Spieler ziehen die dann auch effektiver und geradliniger durch. Da muss man in unteren Ligen schon mal Abstriche machen. Der Ball kommt vielleicht nicht so zielgenau, da nimmt sich schon mal der einen Abschluss und dann ein anderer. Dennoch scheint Ihnen die Aufgabe in Werther Spaß zu machen, oder? BUßMEYER: Es macht dann Spaß, wenn alle da sind, wenn alle die Bereitschaft zeigen, an sich arbeiten zu wollen. Damit, dass Spieler nicht zum Training kommen, weil Oma Geburtstag hat, muss ich mich noch arrangieren. Was ist möglich mit der Mannschaft? BUßMEYER: Erst mal muss unser Ziel sein, Konstanz reinzukriegen. Wir wollen in der Lage sein, immer ein gewisses Leistungsniveau abzurufen. So gewinnt man Spiele. Noch ist die Schwankungsbreite relativ groß. Du kannst noch so gut gespielt haben, beim nächsten Mal geht es wieder genau bei null los. Was möglich ist, ist momentan noch schwer zu sagen. Wenn wir drei Mal verlieren, stehen wir unten drin. Deshalb müssen wir weiter zusehen, dass wir jeden Punkt mitnehmen. Die Liga ist recht ausgeglichen. BUßMEYER: Ausruhen kann man sich jedenfalls nicht. Bis auf Jöllenbeck II und Brockhagen, die sich oben festgesetzt haben, kann jeder jeden schlagen. Brockhagen hat Routine und individuelle Klasse, bei Jöllenbeck muss man abwarten, wer von denen noch in die Erste geht und wer in der Zweiten bleibt. Dahinter kommt für mich auf Sicht schon Hörste. Die haben dank ihrer guten Jugendarbeit ein paar tolle Jungs dabei. Diese Mannschaft wird sich entwickeln. Und wann kommt Werther? BUßMEYER: Ich kann nicht sagen, ob mittel- oder langfristig, aber die Verbandsliga ist für Werther nicht unrealistisch. Das ist ja von der Landesliga kein Riesensprung.  Am Wochenende spielt Werther gegen Isselhorst, Brockhagen erwartet Versmold und Hörste Gadderbaum. Wie reizvoll finden Sie Derbys? BUßMEYER: Derbys tragen die ganze Sache. Wenn du als Zuschauer überlegst, gehe ich zum Heimspiel, und dann liest du Brockhagen, Isselhorst oder Gadderbaum, dann kannst du damit etwas verbinden. Und da hoffe ich einfach, dass der ein oder andere Zuschauer sich auch aufrafft. Wenn er dann noch merkt, das lohnt sich, in die Halle zu kommen, weil die Mannschaft etwas machen und erreichen will, dann haben wir schon viel geschafft. Ideal ist es natürlich, wenn du auch noch attraktiv spielst und gewinnst. Da wollen wir hin.

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