Kunst, Handwerk und Design erfüllten die Ateliers und Werkstätten mit Leben und mit einer ganz besonderen Stimmung.
Fast so, als wolle es sich vor den Blicken des eilig vorbeigehenden Besuchers verstecken, hängt es halb verdeckt durch eine schmale Trennwand im hinteren Bereich des Ateliers. Und doch hat es viel zu sagen, das Bild von Marion Reuning, das einen Leuchtturm inmitten eines tosenden Sturmes zeigt. „Es hat mit mir zu tun”, sagt die Künstlerin und blickt hinüber zum »Fels in der Brandung«, der dem Suchenden in schwerer See die Richtung weist und Hoffnung gibt.
Ihrem »Leuchtturm« ist die Bielefelder Malerin in stürmischen Zeiten gefolgt und hat vor einem Jahr ihr Atelier in der Alten Lederfabrik bezogen. Der Sturm ist abgeflaut, die Wogen haben sich geglättet - eine Zeit beeindruckender Schaffenskraft ist für die Malerin angebrochen. „Ich lasse mich nicht gern festlegen und möchte mich nicht langweilen”, sagt die Künstlerin und ein flüchtiges Lächeln huscht über ihr Gesicht. Dicht an dicht hängen ihre Werke an den weiß getünchten Wänden, stehen nebeneinander am Boden und in einem zusätzlich angemieteten Raum.
Gegenständliches hat ebenso seinen Platz wie Abstraktes; Experimentelles sieht sich geometrischen Formen gegenüber, die in geraden Linien die Leinwald überziehen. Und immer wieder sind es Gesichter, die Geschichten erzählen. Der sehnsuchtsvolle Blick einer Schönen in die Ferne oder der Abschied, der sich in der großen Leere zwischen zwei Frauengestalten manifestiert. Kein Bild ist wie das andere und jedes hat seine Geschichte. So wie Marion Reuning geht es vielen kreativen Menschen: Die alte Lederfabrik ist ihre künstlerische Heimat geworden, ein Ort voller Inspiration und Kreativität.
Ein Atelier hat Norbert Henze nicht in der Alten Lederfabrik, aber er kommt gern mit seiner Funken sprühenden Kunst in die Lindenstadt: „Ich mag es hier auf dem Lande. Die Leute sind nicht so abgehoben und es gefällt mir, wenn man mit ihnen ganz ungezwungen schnacken kann.” Mit einem Plasmaschneider lässt »jonathan« kunstvoll verzierte Feuerkörbe unterschiedlichster Form und Größe entstehen. „Ich habe ein bewegtes Leben”, berichtet der Osnabrücker Künstler und ein vielsagendes Grinsen umspielt seine Wangen.
Auch er hat einen Weg gefunden, seinem Innersten Ausdruck zu verleihen. Filigran sind die Formen, mit denen »jonathan« seine Feuerkörbe verziert. Sie verbreiten wohlige Wärme und faszinierendes Licht, wenn sie mit loderndem Holz gefüllt sind. „Man muss etwas tun - man muss an sich glauben”, sagt Norbert Henze und greift zu seinem Werkzeug, dessen 10 000 Grad heiße Flamme den härtesten Stahl schmelzen lässt: „Ich therapiere mich mit meiner Kunst”, ergänzt er nach kurzer Pause und lässt die Funken sprühen.
Ein bisschen schöner macht auch Anett Lober-Springinsguth die Welt. Nicht mit Pinsel und Farbe und auch nicht mit dem Plasmaschneider, sondern mit ihren bunten Stoffen, mit Nadel und Faden. „Jedes Teil ist ein Unikat”, sagt sie und hält einen giftgrünen, fein gearbeiteten Hauch von Nichts in der Hand. „Ich habe meine Kleidung schon immer selbst angefertigt und war irgendwann so motiviert, dass ich meine erste Ausstellung gemacht habe”, berichtet sie und ergänzt: „Dann ist es zum Selbstläufer geworden.”
Anett Lober-Springinsguth experimentiert mit unterschiedlichen Materialien. Mystik strahlen ihre Unikate aus und versprühen Leichtigkeit durch ihre Transparenz. „Und dabei sind sie sehr haltbar”, sagt die Designerin und fügt hinzu: „Jedes Teil ist in Handarbeit gefertigt und einzigartig.” ... wie alles bei der Unikat Halle. (Rolf Uhlemeier)
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