Angler stehen im Ruf, Ruhe liebende Zeitgenossen zu sein. Dennoch schwelt im 1. Angelsportverein Versmold und Umgebung (ASV) derzeit ein heftiger Streit. Einige Mitglieder fühlen sich vom Vorstand aus dem Verein gedrängt - ihrer Ansicht nach zum Teil wegen Lappalien. Schlichtungsversuche des ehrenamtlichen Kreisfischereiberaters Hendrik Fissenebert fruchteten bisher nicht.
„Bis zum nächsten Anangeln ist mein Sohn gesperrt”, sagt Peter Bunselmeyer mit kaum verhohlenem Zorn in der Stimme. Der Ärger richtet sich gegen den Zweiten Vorsitzenden des ASV, der gleichzeitig Fischereiaufseher ist. „Dabei hätte er ihn gar nicht kontrollieren dürfen”, sagt Bunselmeyer. Neun Monate lang darf sein Sohn Tom nicht mehr an den Gewässern des Vereins angeln, seine Papiere wurden eingezogen.
Grund dafür ist, dass der Junge sich, als er am Luisensee kontrolliert wurde, gegenüber dem Zweiten Vorsitzenden des ASV weigerte, einen geschlossenen Eimer zu öffnen. Der Kontrolleur vermutete in diesem Eimer verbotene Köder. Der 15-Jährige hingegen behauptet: „Darin waren private Dinge. Mehr möchte ich nicht sagen.”
Die Sperrung gilt bereits seit einigen Wochen. Peter Bunselmeyer hat allerdings Zweifel am Verfahren. Der Zweite Vorsitzende hätte nicht kontrollieren dürfen, die Strafe sei nicht angemessen und der Vorstand würde einer Aussprache - mündlich wie schriftlich - aus dem Wege gehen. Die Stimmung ist gereizt.
Über den Streit möchte Hendrik Fissenebert, Kreisfischereiberater und seit Jahrzehnten selbst begeisterter Angler, nicht urteilen. Er hat bereits versucht, zwischen den Parteien zu vermitteln, bisher ohne Erfolg. „Es geht da um viele Kleinigkeiten, die schließlich eskaliert sind”, sagt er. „Ich habe mit den Leuten schon vier oder fünf Mal telefoniert.”
Rein rechtlich kann der Fachmann die Sachlage allerdings einschätzen. „Der Fischereiaufseher durfte die Behälter natürlich kontrollieren.” Nur ein Strafmaß festsetzen dürfe er nicht. Das müsse der Vereinsvorstand in einer gemeinsamen Sitzung tun. Bei Kindern und Jugendlichen wäre seiner Erfahrung nach jedoch bei der Strafe immer etwas im „pädagogischen Bereich” sinnvoll. Die beiden Vorsitzenden des ASV selbst möchten sich zu den Vorwürfen auf Anfrage des Haller Kreisblattes nicht äußern und verweisen darauf, dass Vereinsinterna auch intern geklärt werden sollten.
Peter Bunselmeyer hingegen sucht die Öffentlichkeit: „Die beiden Vorsitzenden wollen nicht mit mir diskutieren”, sagt er. Auch zwei Briefe, die er mittlerweile versandt habe, seien bisher unbeantwortet geblieben. „Es kann nicht sein, dass der Verein auf diese Art Jugendliche vergrault.”
Damit bezieht er sich auf einige andere Nachwuchsangler, die ebenfalls mit dem Ersten Vorsitzenden und seinem Stellvertreter im Streit lägen. Jonas Hokamp berichtet, er sei aus dem Verein ausgetreten, nachdem er seine Papiere zeitweise hätte abgeben müssen. Auch bei den gegen ihn gerichteten Vorwürfen ging es um nicht erlaubte Köder, die so genannten Boilies. Er berichtet außerdem von anderen Jugendlichen, die bereits aus dem ASV ausgetreten seien.
„Die machen Jagd auf Karpfenangler”, behauptet Timo Stroetzel. Auch er habe seine Papiere eingebüßt, unter anderem wegen eines rüden Facebook-Kommentars. Tatsächlich scheint die Art des Angelns etwas mit dem Streit zu tun zu haben - alle Bestraften sind Karpfenangler. Und diese Art zu fischen gibt aus verschiedenen Gründen anderen Anglern Anlass für Ärger.
Einerseits, da die effizienteste Möglichkeit, gezielt Karpfen zu fangen, die Verwendung von Boilieködern ist. Im Übermaß verwendet, seien diese Köder nach Einschätzung des Kreisfischereiberaters Fissenebert allerdings der Gewässerqualität abträglich. Deshalb sind sie in vielen Vereinen, wie dem ASV, verboten. Außerdem würden Karpfenangler sich häufig mehrere Tage an einem See aufhalten und auf den richtigen Fang warten. Dafür hätten sie dann oft ein Zelt, manchmal aber auch ein Radio und eine Kiste Bier dabei. In einigen Fällen hätten sich Angler so schon unbeliebt gemacht, weiß Fissenebert aus vieljähriger Erfahrung im ganzen Kreis Gütersloh.
Trotzdem hofft der Fischereiberater, dass sich noch irgendwie eine Lösung zwischen den Parteien finden lässt. Besonders, da es den Anglern mit ihrer Jugend ginge, wie vielen anderen Gruppen: „Die Nachwuchssituation der Angelvereine ist ausreichend bis mangelhaft. Es ist schwierig, die Jugendlichen bei der Stange zu halten.” (Jonas Damme)
↧