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Mit Senatoren auf »Du und Du«

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Eigentlich bedarf es einer langen, gewissenhaften Ausbildung, um Botschafter eines Staates in einem anderen Land zu werden. Manchmal aber muss man nur die richtige Bewerbungskarte abschicken -  und schon agiert der Absender quasi im Höheren Dienst. Möglich macht es das Parlamentarische Patenschafts-Programm, das junge Menschen als Botschafter entsendet. Layla Islam weiß bereits, wie sich das anfühlt. Max Bender, bis vor kurzem Schüler an der Böckstiegel-Gesamtschule, beginnt gerade, diese Erfahrung zu sammeln. Er verbringt nun dank des Stipendiums ein Jahr in den USA. „Das ist schon eine Premiere, dass wir dieses Mal beide hier haben”, freut sich Bundestagsabgeordnete Britta Haßelmann von den Grünen. Die Abgeordneten schlagen als Delegierte ihres Wahlkreises einen Kandidaten vor. „Wir haben zwar 620 Abgeordnete”, erläutert Haßelmann, „doch nur 285 Schüler und 75 junge Berufstätige können jährlich ein Stipendium erhalten.” Nun durfte sie einen weiteren Kandidaten aus dem Wahlkreis Bielefeld-Werther vorschlagen. Ihre Wahl fiel auf Max Bender. „Das Stipendium wird unabhängig von der Lebens- und Einkommenssituation der Eltern vergeben”, erklärt Britta Haßelmann. „Die Jugendlichen werden intensiv betreut, etwa in Vorbereitungs- und Ankunfts-Seminaren.” „Ich wollte schon länger in die USA”, verrät Max Bender, der den Flyer des Programms in der Schule gesehen hat. Im Internet habe er dann die Bewerbungsunterlagen angefordert. Von Münster und Frankfurt aus ging sein Flug jetzt zunächst nach Washington, um seine Gastfamilie zu treffen. Seine größte Vorfreude? „In die Kultur einzutauchen, neue Erfahrungen zu sammeln. Wenn man dort lebt, ist das ja anders als drei oder vier Wochen Urlaub.” Nein, erzählt Max, bisher sei er noch nie in den USA gewesen. Warum er sich die Vereinigten Staaten überhaupt als Ziel ausgesucht hat? „Weil ich das Land spannend finde.” Mutig findet es hingegen Britta Haßelmann, dass sich der Wertheraner traut, mit 16 Jahren ein Jahr lang weg von zu Hause zu sein. Anfang des Jahres hatte sie die Einzelgespräche mit den zuletzt vier verbliebenen Kandidaten geführt. Und schließlich die Entscheidung zu Max’ Gunsten getroffen. „Es ist immer eine Abwägung: kann ich mir jemanden ein Jahr im Ausland vorstellen? Es tut mir natürlich leid, wenn ich dann jemandem absagen muss.” Auch Layla (16) freut sich, das ein Jahr zuvor die Wahl auf sie gefallen war. „Man hat mehr Chancen, weil man in der Schule ist”, ist ihr persönliches Fazit. „Man wächst zusammen mit der Community, das macht es besonders.” Das Wichtigste? „Dass man den Anforderungen entspricht. Aber auch, dass man in der Bewerbung heraussticht. Es geht schließlich auch darum, sich zu präsentieren und zu zeigen, dass man der geeignete Botschafter ist.” Ihre Aufgaben als Botschafterin? „Ich habe Gespräche mit meinen Mitschülern geführt. Es gibt zum Beispiel eine große Unwissenheit über die Geschichte Deutschlands. Ich habe auch einen Vortrag über Deutschland gehalten.” Community Service hat sie zudem geleistet. Und eben Deutschland repräsentiert. Gelebt hat Layla in Mount Dora, Florida, etwa 45 Minuten nordöstlich von Orlando. „Hier in Deutschland habe ich eine Schwester. Ich fand’s ganz spannend, in der Gastfamilie zwei Brüder zu haben.” Washington D. C. hat sie erlebt, den Senator aus Florida und den deutschen Botschafter getroffen, darüber hinaus das Außenministerium der USA besucht, „eine tolle Erfahrung”. Was sie als besonders erlebt hat? „Das Schulsystem ist anders”, erklärt Layla. Die Beteiligung sei viel intensiver und leidenschaftlicher. Ja, und dann der Patriotismus. „Die Amerikaner sind sehr stolz auf ihr Land”, macht Layla nicht nur an den Assemblys und dem Treuegelöbnis gegenüber der Nation fest. „Auch Unabhängigkeit wird in den USA anders definiert”, findet sie. „Wer die Chance zu dem Stipendium hat, soll sie auf jeden Fall nutzen”, wirbt sie für das PPP. „Es gibt so viele Möglichkeiten. Du musst den Mund aufmachen - dann bekommst du auch eine Chance”, so ihre persönliche Erfahrung. „Ich bin schon ein bisschen rumgekommen”, freut sie sich über die gesammelten Erfahrungen. „Und hab dabei viel mehr gesehen, als das sonst möglich gewesen wäre.” Die Bewerbungsfrist für den kommenden Durchgang im Sommer 2014 läuft derzeit. Wer sich bewerben möchte, muss dies mit der grünen Bewerbungskarte des Programms tun. Bis zum morgigen Freitag, 13. September, muss sie eingegangen sein.                           (Alexander Heim)

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