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Vom perfiden Mord zum Häkelnachmittag

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Es klingt männerfeindlich, obwohl es keineswegs so gemeint ist und eher einen lustigen Hintergrund hat: „Ich freue mich, dass dieses Mal nur ein einziger Mann dabei ist”, schmunzelt Ellen Elbracht von der Buchhandlung Lesezeichen. Sie spricht auf den bevorstehenden Bücherherbst an, der tatsächlich bis auf eine Ausnahme ausschließlich Autorinnen begrüßt. Und das, so Elbracht, hätte es in den vergangenen Jahren noch nie gegeben. „Bisher waren Frauen nämlich immer klar in der Minderheit.”     Der einzige Mann, der also beim Bücherherbst einen großen Auftritt haben wird, ist Rainer Rudloff. Er dürfte zahlreichen Wertheranern bestens bekannt sein, gastierte schon häufiger in der Böckstiegelstadt und wird sein Geschlecht würdig vertreten. Denn der Schauspieler, Hörspielsprecher und Vorlese-Könner hat eine große Fan-Gemeinde vor Ort, „weswegen wir ihn unbedingt erneut haben wollten”, freuen sich Ellen Elbracht und Susanne Damisch von der Stadtbibliothek, dass es mit dem Termin geklappt hat. Und Rudloff erscheint gleich doppelt: Am Donnerstag, 19. September, um 17 Uhr zur Abschluss-Veranstaltung des Sommerleseclubs mit dem »Hobbit«, der sich an Kinder ab neun Jahre richtet und für den es noch einige Restkarten gibt; und um 20 Uhr zum Abend »On the Road«, ebenfalls im Haus Werther, der Jugendliche ab 13 Jahre und Erwachsene anspricht und turbulent und überraschend zu werden verspricht. So wird Rudloff der Frage nachgehen, was ein gelangweilter 14-Jähriger und ein abgeklärter 100-Jähriger gemeinsam haben. Antwort: Sie verabschieden sich von ihrem Alltag und ziehen in die Welt hinaus. »Tschick« von Wolfgang Herrndorf und »Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand« von Jonas Jonasson sind zwei Roadmovies, die an diesem Abend in Lesungsgestalt auftreten werden. „Urkomisch, anrührend und explosiv zugleich”, versprechen Damisch und Elbracht. Unterhaltsam geht es am Montag, 7. Oktober, um 20 Uhr weiter - passenderweise in der Mensa der Grundschule Mühlenstraße. Fräulein Krise und Frau Freitag (die Autorinnen nennen sich tatsächlich so), im wirklichen Leben zwei Lehrerinnen, stellen mit ihrem Krimi »Der Altmann ist tot« ihr erstes Gemeinschaftswerk vor. Als wären die Tage an einer - fiktiven - Berliner Problemschule nicht abenteuerlich genug, kommt eines Tages der Mathelehrer auf mysteriöse Weise ums Leben. Die Lehrerinnen nehmen die Ermittlungen auf. Ein toller Abend verspricht auch der 5. November um 20 Uhr im Haus Werther zu werden. Dann wird Meike Winnemuth mit ihrem Buch »Das große Los« erwartet. Die Autorin hat seinerzeit eine halbe Million Euro bei Günther Jauchs »Wer wird Millionär?« gewonnen, packte ihre Koffer und fuhr los. Ein Jahr lang bereiste sie die Kontinente, war jeden Monat in einer anderen Stadt, von Sydney über Buenos Aires bis Addis Abeba. Nun erzählt sie, was die zwölf Städte mit ihr gemacht haben - und dass man keine halbe Million braucht, um glücklich zu werden. Deutlich unheimlicher wird es am 22. November, wenn Gisa Klönne um 20 Uhr im Lesezeichen ihre deutsch-deutsche Familiengeschichte »Das Lied der Stare nach dem Frost« vorstellt. Es geht um ein dunkles Familiengeheimnis, eine große, verbotene Liebe und deren tragisches Ende. „Das wird ein schöner Abend”, ist sich Ellen Elbracht dennoch sicher, die schon die Krimis der Autorin mit Begeisterung gelesen hat. Spannung verspricht auch die Lesung mit Elisabeth Herrmann am 3. Dezember um 19.30 Uhr in den Räumen der Möbelmanufaktur von Familie Oberwelland in Häger. »Das Dorf der Mörder« heißt der Krimi, der mit einem perfiden Mord im Berliner Tierpark seinen Anfang nimmt. Eine junge Streifenpolizistin und ein Psychologe, der eigentlich ein Gutachten über die Zurechnungsfähigkeit der schnell gefassten und geständigen Mörderin erstellen soll, hegen unabhängig voneinander den Verdacht, dass den Mord ein anderer begangen hat. Ein dunkles, mörderisches Geheimnis lockt die Ermittler in ein verlassenes Dorf nach Brandenburg ... Abwechslung ist seit jeher Bestandteil des Leseherbstes und so wird am 7. Dezember ab 14.30 Uhr im Lesezeichen gehäkelt. Grundlage des Nachmittags bildet das Buch »Die Mützenmacher« zweier junger Männer, die während eines Japanaufenthalts aus abendlicher Langeweile angefangen haben zu häkeln. Mit verblüffendem Erfolg. Denn aus ersten Mützenverkäufen entwickelte sich bald ein regelrechter Häkelkult - der nun in Werther Einzug hält. Unter fachkundiger Anleitung geht es bei Tee und Keksen an die Häkelnadeln. Vorkenntnisse sollten allerdings vorhanden sein, „sonst sprengt das unseren Rahmen”, sagt Susanne Damisch. Keinerlei Vorkenntnisse hingegen erfordert der Abend mit Nina George am 22. Januar um 20 Uhr im Lesezeichen. »Das Lavendelzimmer« heißt ihr Roman und hat nach Aussage Ellen Elbrachts den Sprung in die Bestsellerlisten nicht ohne Grund geschafft. Es geht um einen Pariser Buchhändler, der Romane wie Medizin fürs Leben verkauft. Nur sich selbst weiß er nicht zu heilen, seit jener Nacht vor 21 Jahren, als eine schöne Provenzalin ging, während er schlief. Sie ließ nichts zurück außer einem Brief, den der Mann nie zu lesen wagte. Bis zu diesem Sommer, der alles verändert. „Eine zauberhafte Geschichte für kalte Winterabende”, freuen sich Ellen Elbracht und Susanne Damisch auf einen herzerwärmenden Abschluss des diesjährigen Bücherherbstes.                     (Anja Hanneforth)

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