Von Anja Hanneforth
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Werther.
An den 19. Januar 1993 können sich Ludger Beerbaum und Klaus Brinkmann noch gut erinnern. An diesem Tag unterschrieben der erfolgreiche Nachwuchsspringreiter und der Geschäftsführer der Firma Brinkmann einen Vertrag, der bis heute Gültigkeit hat - und wohl einzigartig in der Pferdewelt sein dürfte: Denn so lange ist der inzwischen viermalige Olympiasieger Vertragsreiter für die Firma Pikeur, trägt die Hosen und Jacken des Reitmodenherstellers aus Werther auf die Turnierplätze dieser Erde. Grund genug, fand das Unternehmen, diese Zusammenarbeit mit einer besonderen Aktion zu würdigen. Und lud anlässlich der 20-jährigen Kooperation 20 Gewinner einer Verlosungsaktion zu einem exklusiven Reitlehrgang auf die Beerbaum’sche Anlage nach Riesenbeck ein.
Für einen Spezialisten wie den Reitmodenhersteller Pikeur ist es immens wichtig, ein Aushängeschild wie Ludger Beerbaum zu haben. Er ist in der Szene bekannt, „einer der erfolgreichsten Reiter der Welt, wenn nicht der erfolgreichste”, so Klaus Brinkmann. Und nicht nur das. Er ist auch überzeugt von den Produkten, für die er Werbung macht, hat in Teilen sogar an deren Entwicklung mitgearbeitet. Vor allem beim Pferdeausstatter Eskadron, wo er sein fachliches Know-how für die optimale Beschaffenheit von Gamaschen oder Sattelunterlagen einbringen konnte. „Das hat viel Spaß gemacht”, bilanziert Beerbaum, der es wichtig findet, dass die Produkte nicht nur im Spitzensport Anklang finden, sondern auch bei der breiten Masse der Freizeitreiter.
Brinkmann: „Unser Ziel ist Wachstum”
Dass sein Name so eng verknüpft ist mit der Firma Pikeur, ergibt für beide Seiten eine Win-Win-Situation. „Denn natürlich ist es unser Ziel, weiter zu wachsen”, betont Klaus Brinkmann, geschäftsführender Gesellschafter der Bugatti Holding Brinkmann GmbH & Co. KG, zu der auch die Firma Pikeur gehört. Wachstum funktioniere aber nur, wenn die Produkte durch Qualität und Aussehen, aber eben auch durch Werbung bestechen. „Und was könnte da besser sein, als einen der besten Reiter der Welt dafür zu verpflichten?”
Dass Ludger Beerbaum einmal eine so steile Karriere hinlegen würde, war bei der Vertragsunterzeichnung vor 20 Jahren sicher nicht absehbar. Heute führt der Springreiter seinen riesigen Reitstall samt Hengststation im Tecklenburger Land wie einen mittelständischen Betrieb, in dem sich 30 Angestellte um derzeit 90 Pferde kümmern. Mehrere Stallkomplexe, Reithallen und Außenplätze, eine eigene Tierarztstation, Schmiede und ein gewaltiger Fuhrpark mit mehreren Großtransportern sorgen für den reibungslosen Ablauf des »Unternehmens Beerbaum«.
Dass der Erfolg greifbar ist, zeigen die zahllosen Glasvitrinen an den Stallwänden, die übervoll sind mit Schärpen und Schleifen; dass der Erfolg jedoch nicht von Ungefähr kommt, merkten spätestens gestern auch die Teilnehmer des zweitägigen Reitlehrgangs. Sie hatten diesen bei einem Gewinnspiel gewonnen und waren - samt Pferden - aus ganz Europa nach Riesenbeck gereist. Die jungen Schweden, Belgier, Tschechen, aber auch Teilnehmer aus Deutschland waren entsprechend aufgeregt, als sie auf dem Springplatz vor dem Meister ihr Können unter Beweis stellen sollten.
Und stellten bald fest, dass sie trotz guter Kenntnisse noch viel zu lernen haben. Ludger Beerbaum erwies sich als Pedant in Sachen guter Grundausbildung. „Wer keine gute Verbindung zum Pferd hat, kann auch nicht hoch springen”, ist seine Devise und so waren zunächst Dressur- und Cavalettiarbeit angesagt, bevor es über die Hindernisse ging. Immer und immer wieder korrigierte der Olympiasieger und ließ dabei entsprechende Strenge walten.
Zufriedener Blick auf das Geschäftsjahr 2013
Von den reiterlichen Qualitäten weiß natürlich auch die Firmenleitung von Pikeur, denn sowohl Geschäftsführer Klaus Brinkmann als auch Vertriebsleiter Hans-Georg Johannsmann waren über Jahre im Springsport aktiv.
Beide zeigten sich mit dem bisherigen Verlauf des Geschäftsjahres 2013 sehr zufrieden, „obwohl der Markt für Reitbekleidung wie überhaupt der gesamte Bekleidungsmarkt im Vergleich zu den Vorjahren etwas langsamer in seiner Entwicklung geworden ist”, so Brinkmann. Bei einem Exportanteil von 60 Prozent spüre man die Finanzkrise in Ländern wie Italien, Spanien und Griechenland, „wenn dies auch nicht unsere größten Märkte sind”. Dennoch drücke die Finanzkrise insgesamt auf die Modebranche, und Mode sei eben abhängig von Stimmung und Emotionen.
Kein Wunder also, dass Pikeur versucht, sich möglichst breit aufzustellen. Die Marke ist inzwischen nahezu weltweit vertreten, hofft, sich über die Weltreiterspiele 2014 in Frankreich und die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro weitere Märkte zu erschließen. Zum Beispiel China, wie Klaus Brinkmann betont. Die Entwicklung dort ginge zwar nur langsam voran, schließlich sei dies kein Land mit einer großen Affinität zu Pferden. Aber eine kleine Entwicklung sei da, nicht zuletzt durch Ludger Beerbaum, der ebenfalls Kontakte ins Land der Mitte unterhält. Brinkmann: „Wenn wir hier Synergieeffekte erreichen könnten, wäre das hervorragend. Wir bleiben auf jeden Fall am Ball.”