Von Alexander Heim
Werther. Acht Jahre haben sie auf diesen Moment hingearbeitet. 1415 Tage, so haben es ihre Lehrer ihnen am Freitagmittag noch einmal vorgerechnet, sind sie dafür zur Schule gegangen. Immerhin: 433 Ferientage gehörten ebenfalls zu diesem Lebensabschnitt. Nun halten die 81 Abiturienten des Evangelischen Gymnasiums (EGW) ihre Hochschulzugangsberechtigung in der Hand. Am Freitag verabschiedeten sich Schüler und Lehrer mit einer stilvollen Feier im Assapheum in Bielefeld-Bethel voneinander.
Ja, es war ein Ortswechsel, den Schüler, Lehrer und Eltern da erlebten. Denn nicht, wie so oft in den vergangenen 25 Jahren, im Gemeindehaus der Böckstiegelstadt wurde die Übergabe der Zeugnisse gefeiert. Um Ortswechsel ging es auch Schulleiterin Barbara Erdmeier in ihrer Ansprache. "Ortswechsel müssen sein, vor allem seelisch und geistig", betonte sie und zog zum Vergleich die Geschichte Antoine de Saint-Exupérys um den kleinen Prinzen heran. "Er kann nur zu seinen Erkenntnissen kommen, indem er aufbricht."
Das Bild des Sprungturms eines Schwimmbades wählte indes Schulvereinsvorsitzender Thomas Schlingmann für seine Glückwünsche. "Man hat euch das Schwimmen beigebracht, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob man euch auch das Springen beigebracht hat", sprach er den Abiturienten Mut zum nächsten Schritt zu. "Nun springt mal schön", gab er ihnen mit auf den Weg. "Es ist nur gefühlt ein Drei-Meter-Turm. In Wirklichkeit ist es das Ein-Meter-Brett."
Bürgermeisterin Marion Weike hob in ihren Grußworten vor allem auf das Motto des Jahrgangs »ABIer - Bildung nach Maß« ab. "Die Mischung passte, der Gärungsprozess war erfolgreich - ihr habt’s geschafft", gratulierte sie. Schulpflegschafts-Vorsitzende Heike Steffan wagte den Vergleich zum Slogan um die längste Praline der Welt für den Abitur-Jahrgang. "Jeder von euch ist wundervoll und einzigartig", betonte sie.
Schülersprecherin Anahita Reinsch betonte das Engagement, das der Jahrgang - etwa in der SV - an den Tag gelegt hatte. Die Elternvertreter Ute Beutel und Angela Wentland zitierten in ihrer Rede aus Julia Engelmanns Buch »Eines Tages, Baby«.
Charlotte Jachmann blickte im Namen der Abiturienten auf die vergangenen acht Jahre am EGW zurück. "Die Messlatte unserer Ansprüche hat sich verschoben", stellte sie dabei vor allem in Bezug auf die letzten drei Schuljahre fest.
Die beiden Jahrgangsstufenleiter Marion Rakemann und Björn Wagner lieferten eine launige Textanalyse zu Pippi Langstrumpf und ihren Erlebnissen in der Schule. Für die musikalische Gestaltung der Abifeier, durch die Leon Blindell als Moderator führte, sorgte zum einen die EGW-Bigband, die sich auch des Sologesangs von Julia Lohmann sicher sein konnte. Zum anderen präsentierten Rebecca Bogdan, Charlotte Jachmann, Janne van Capelle, Marius Niewald und Timon Fuchs den Song »Young Volcanoes«.
Da mit dem aktuellen zum 25. Mal ein Abiturjahrgang das Hochschulreifezeugnis in Empfang nehmen durfte, freute sich Tobias Möller-Bertram ganz besonders, als Ehemaliger den aktuellen Abiturienten eine Vorlesung in Sachen Lebensglück geben zu können. "Tut das, was ihr gerne tut, in einem Umfeld, in dem ihr gerne seid", so sein Fazit.
20 Schüler und Schülerinnen des aktuellen Jahrgangs haben das Abitur mit einer Eins vor dem Komma bestanden. Für besondere Leistungen beziehungsweise besonderes soziales Engagement wurden Leon Blindell, Vincent Ehrmann, Johanna Schlingmann, Pia Görner und Theresa Upmeier zu Belzen (Englisch) geehrt. Ebenso Julius Upmeier zu Belzen (Bio)
, Fabian Pohlmann (Erdkunde) und Johanna Schlingmann (Deutsch). Charlotte Jachmann, Marc Morisse und Katharina Wolff wurden für soziale Aktivitäten geehrt. Ehrenmitgliedschaften in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft kamen Julius Upmeier zu Belzen, Sven Bordukat und Marc Morisse zu. Letzterer ist zudem ein Jahr Mitglied in der Deutschen Mathematischen Vereinigung.
Alleine mit der Feierstunde war übrigens das große Jubeln am Freitag noch nicht erledigt. Bereits am Abend setzten die Abiturienten in der Stadthalle Bielefeld noch einen drauf und gönnten sich einen schicken Abiball.
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