Bodyguards und eigens aufgestellte Absperrgitter vor der Bühne - beides ist ungewöhnlich fürs Stadtfestival. Doch sicher ist sicher, haben sich die Veranstalter am Samstagabend gedacht, angesichts des Kreischalarms, den der Drittplatzierte der Castingshow auslöst. So viel Aufwand er im Vorfeld verursachte, so unprätentiös gibt sich der 20-Jährige im Umgang. Beim Rundgang über die Kirmes vor seinem Auftritt lässt er sich bereitwillig mit Fans und Schaustellern fotografieren und entspannt sich dann auf den Bänken in der Rathauskantine liegend.
Als der Moment gekommen ist, vor das Publikum zu treten, strahlen hunderte Kinderaugen. Und die Erwachsenen, die vielleicht aus Prinzip Castingshowstars belächeln, müssen überrascht zugeben: Der kann ja wirklich singen. Überwiegend deutsche Titel sind es, die der Bochumer covert. Von »Einmal um die Welt« von Cro über »Bei meiner Seele« von Xavier Naidoo bis zu »Über sieben Brücken musst du gehen« von Karat reicht das Repertoire der Songs, die Ricardo Bielecki auch bei seinen DSDS-Auftritten gesungen hat.
Seine Fans singen alles mit und ihr Superstar dankt es, indem er sich die meiste Zeit nicht auf der Bühne, sondern vor oder auf dem Absperrgitter aufhält. Hände schüttelt, abklatscht, sich fotografieren und anfassen lässt und selbst mit seinem Handy Aufnahmen für seine Facebookseite macht.
Dazwischen wirkt er bescheiden bis kindlich. »Ihr seid so viele«, »Ihr seid nett«, »Ihr seid so lieb« haucht er fast ein wenig Michael-Jackson-mäßig zwischen den Songs. Nach 30 Minuten ist der Auftritt vorbei. Und bevor Bielecki im Innern des Rathauses noch über eine Stunde Autogramme schreibt, kommt er noch einmal für eine Zugabe auf die Bühne. Es ist der Ich-&-Ich-Titel »Stark«: „Du glaubst, ich bin stark und ich kenn’ den Weg. Aber ich steh nur hier oben und sing mein Lied”. Besser hätte es niemand auf den Punkt bringen können.
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