Werther (aha).
Es war ein bisschen wie in alten Zeiten, als harsche Kritik und bissige Untertöne in politischen Ausschüssen an der Tagesordnung waren: Am Dienstag stand die Verwaltung im Gegenwind, und zwar beim vermeintlich harmlosen Thema Böckstiegel-Museum. Für dessen Realisierung muss das Gelände an der Schloßstraße im Flächennutzungsplan als Gemeinbedarfsfläche ausgewiesen werden. Dem wollten die Grünen allerdings nicht zustimmen, wie Wolfgang Böhm zu verstehen gab."Weil wir die Ausschussunterlagen viel zu spät erhalten haben", ärgerte er sich. "Und das nicht zum ersten Mal." Man habe in der Fraktion keine Zeit zum Diskutieren gehabt, weshalb er den Antrag stelle, die Angelegenheit bis zur nächsten Sitzung zu vertagen.
Bürgermeisterin Marion Weike trat sofort in Gegenrede: Die Unterlagen seien sehr wohl fristgerecht verschickt worden. Eine Vertagung wäre mehr als unglücklich, da die nächste Sitzung erst nach den Sommerferien stattfinden und danach erst die langwierigen formalen Schritte folgen würden, die die Änderung eines Flächennutzungsplans mit sich bringen. Zu spät für den reibungslosen Fortgang des Projekts, erinnerte sie an die Böckstiegel-Stiftung, die bereits im April 2016 den ersten Spatenstich für das Museum vornehmen will. Diesem Argument konnten sich die meisten Politiker nicht verschließen und lehnten daher den Antrag der Grünen mehrheitlich ab.
Damit war der Ärger aber noch nicht vom Tisch: Weitere Kritik musste sich die Verwaltung gefallen lassen, als Reinhard Kreft (UWG) einen kleinen Teil des Grundstücks an der Schloßstraße ansprach - 2700 Quadratmeter, etwa dort, wo sich heute die Sitzgruppe befindet -, das sich weder im Besitz des Kreises noch der Böckstiegel-Stiftung, sondern in privater Hand befindet, und ebenfalls in die »Gemeinbedarfsfläche Museum« einbezogen werden soll.
"Warum hat es die Verwaltung nicht für nötig befunden, im Vorfeld mit der Grundeigentümerin zu sprechen?", wollte Wolfgang Böhm wissen, und nannte dieses Vorgehen "sehr beschämend". Eine von ihm geforderte Sitzungsunterbrechung, um der Dame Gelegenheit zu geben, Stellung zu beziehen, wurde von den Politikern jedoch ebenfalls mehrheitlich abgelehnt. Begründung: Im Zuge der Bürgerbeteiligung könne jeder Anwohner Eingaben zum Projekt machen. Überdies wäre die Stadt nicht gut beraten, in öffentlicher Sitzung Grundstücksverhandlungen zu führen, bekräftigte Marion Weike. Sie werde aber gegenüber der Böckstiegel-Stiftung anregen, das Gespräch mit der Grundeigentümerin zu suchen. Zur Klarstellung betonte sie, dass das kleine Grundstück für die konkrete Museumsplanung nicht benötigt werde. Allerdings könne sich die Stiftung vorstellen, es zu erwerben, so die Bürgermeisterin.
Udo Lange (SPD) fasste am Ende zusammen, was wohl viele Anwesende dachten: "Gerade wir in Werther sollten nichts tun, das das Projekt Böckstiegel-Museum verzögert. Denn Werther profitiert klar am meisten davon. Da wäre es grotesk, wenn ausgerechnet wir uns jetzt dagegenstellen würden." Das wollte am Ende niemand und so wurde die Änderung des Flächennutzungsplans mit großer Mehrheit auf den Weg gebracht.