Denn einmal im Jahr halten dort die »Gladiatores Bielefeld« ein Trainingslager ab, bei denen sie auch kleine Vorführungen von europäischer Fechtkunst geben. Die Schwerter haben mindestens 1,20 Meter lange Klingen und wiegen 1,8 Kilogramm. Sie entsprechen historischen Vorbildern bis ins Detail - nur, dass die Schneiden stumpf und die Spitzen abgerundet sind.
„Schwerter waren schreckliche Waffen”, sagt Henrik Gyarmati, der Sprecher der Schwertkämpfer. Beim Training gehören extra verstärkte Fechthelme und Protektoren trotz der entschärften Waffen zur Grundausstattung, weil auch die Übungsversionen nicht ungefährlich sind. Er habe eine Reihe von Kampfkünsten ausgeführt, erzählt der 42-jährige Computerexperte, aber als er vor einigen Jahren die europäische Variante der Schwertkampfkunst kennenlernte, war er erst überrascht und anschließend begeistert.
„Es ist ganz anders, als man es sich vorgestellt hat. Und es ist auch noch längst nicht alles festgelegt”, erklärt er den Unterschied. Es gibt alte Fechtbücher, an denen sich die modernen Schwertkämpfer orientieren. Zwei Mal pro Woche wird trainiert.
Dabei stehen sich zwei Kämpfer gegenüber und lauern da-rauf, dass sich einer »eine Blöße gibt«, also eine Stelle ungedeckt lässt. Die wird mit einem Stich oder Schlag attackiert. Der Angegriffene belässt es nicht beim Abwehren, sondern entwickelt daraus einen eigenen Angriff, was der Gegner wiederum mit offensiv ausgerichteten Manöver beantwortet.
Die Choreographie dieser Bewegungen ist für Laien nur mit Erklärungen und in einer verlangsamten Version zu erfassen. Das Ziel des Trainings, den anderen Kämpfer theoretisch innerhalb weniger Sekunden töten oder schwer verletzen zu können, ist aber gut zu erkennen. Konzentration, Schnelligkeit, Wendigkeit sind unabdingbare Voraussetzungen für ein Mitglied der Gladiatores, die sich auch für andere mittelalterliche Waffen wie Pfeil und Bogen, Dolche oder Hellebarden interessieren.
Vor zwei Jahren ist der Schwertkämpfer-Club mit sechs Mitgliedern angefangen, heute gehören schon 28 Männer dazu. Das Trainingslager auf der Burg ist ein Höhepunkt im Vereinsjahr. Schlafen in einem mittelalterlichen Zelt sowie Kochen nach historischen Rezepten gehören mit dazu. Und natürlich jede Menge Kampf - allerdings ohne das weithin hörbare Klingen von Schwertern, die aufeinandertreffen. Und natürlich ohne dass die Kontrahenten am Ende wirklich verletzt wären.
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