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Kleine Brücke, große Probleme

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Von Anja Hanneforth

Werther.
Kein Zweifel, sie ist in die Jahre gekommen. Um die 150 Lenze alt, hat der Zahn der Zeit erheblich an der alten Brücke über die Warmenau genagt. Ob das historische Gemäuer an der Rotenhagener Straße allerdings einsturzgefährdet ist, vermag auch ein Fachgutachten, von der Stadt Werther in Auftrag gegeben, nicht mit abschließender Sicherheit zu sagen. Klarheit könnte allenfalls ein Belastungstest bringen. Ob ein solcher tatsächlich durchgeführt wird, muss die Politik in einer der nächsten Sitzungen entscheiden. Das Ergebnis dürfte mit ausschlaggebend dafür sein, welche Fahrzeuge künftig die Brücke befahren dürfen.

Genau das ist der Knackpunkt. Denn eine Gewölbebrücke wie diese aus dem 19. Jahrhundert ist für den heutigen Straßenverkehr kaum ausgelegt. Schon gar nicht für Laster oder schweres landwirtschaftliches Gerät. Allerdings liegt die Brücke ausgesprochen ländlich und dient daher zwangsläufig als Zufahrt zu den ringsum gelegenen Äckern, wird jedoch auch, wie ein Anwohner auf Spenger Gebiet beobachtet hat - wo die Rotenhagener Straße zur Haller Straße wird -, auch von vielen Fahrzeugen als Abkürzung Richtung Spenge und Bardüttingdorf genutzt. Wie er fürchten auch andere, dass die Brücke diesen Belastungen nicht mehr lange standhalten wird.

Dass der Verkehr der Straße erheblich zugesetzt hat, ist nicht zu übersehen. Spinnennetzartig ziehen sich die Risse durch den Asphalt, die Bankette ist an einigen Stellen massiv beschädigt. Auch die Brücke zeigt Anzeichen der Überalterung, an einigen Stellen bröckelt Mörtel aus den Fugen, die Steine wirken porös, Pflanzen wachsen aus dem Gemäuer.

Bereits vor zwei Jahren hat das Herforder Straßenverkehrsamt daher auf Druck der Anwohner die Straße für den Schwerlastverkehr gesperrt. Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht über 3,5 Tonnen müssen sich seitdem einen anderen Weg suchen, der Zusatz »für landwirtschaftlichen Verkehr frei« wurde entfernt. Allerdings hatte ein heimischer Lohnunternehmer eine Sondergenehmigung erwirkt, die Straße während der Erntezeit mit seinen Fahrzeugen nutzen zu dürfen.

"Ansonsten ist die Sache eigentlich klar", findet der Anlieger - wenn sich alle an die Regelung halten würden. Das sei aber leider nicht der Fall. Er betont, dass es ihm nicht um den Lärm der landwirtschaftlichen Maschinen vor seiner Haustür ginge. "Das können wir gut ertragen. Aber die Fahrzeuge sind einfach zu groß geworden für unsere kleine Straße." Was die Brücke betrifft, macht er sich ernsthafte Sorgen: "Solche Rundbogenbrücken sprechen nicht, bevor sie einsacken. Es muss nur ein Stein rausfallen, schon ist es so weit."

Das will die Stadt Werther natürlich auch nicht, und so hat sie inzwischen ein Gutachten in Auftrag gegeben, bei dem Fachleute die Statik der Brücke unter die Lupe genommen haben. "Das Schreiben ist vier Zentimeter dick", schildert Bürgermeisterin Marion Weike, "gibt aber leider keine verlässliche Auskunft über die Standfestigkeit der Brücke."

Fest steht nur eines: "Wir brauchen Klarheit, ob sie hält oder nicht." Die könnte ein Belastungstest bringen, den die Stadt möglicherweise demnächst in Auftrag geben wird. Ein Fachunternehmen würde dabei mit maschineller Hilfe feststellen, wie großem Druck die Brücke gewachsen ist. Eine aufwendige Maßnahme, die rund 15 000 Euro Steuergeld kosten würde. Ob es dazu kommt, entscheiden die Mitglieder des zuständigen Fachausschusses in ihrer nächsten Sitzung im Juni.

Ein Ergebnis der politischen Beratungen könnte sein, dass die Stadt Werther die Brücke für teures Geld sanieren muss. Etwas, das der Anlieger der Straße, wie er im Gespräch mit dem Haller Kreisblatt betont, gar nicht für nötig erachtet. Aus seiner Sicht ist es sinnvoller und auch preisgünstiger, die Brücke zu belassen, wie sie ist, sie weiterhin für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen zu sperren und sie quasi »abzuklemmen«, indem man sowohl von Wertheraner als auch Spenger Seite ein Schild »keine Wendemöglichkeit« anbringt. "Damit würden Brücke und Straße geschont, Landwirte müssen mit ihren großen Fahrzeugen eben einen Umweg nehmen."


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