Von Silke Derkum
Versmold.
Der Versmolder Veranstaltungssommer wird in diesem Jahr ein wenig ärmer. Gleich auf drei beliebte Events muss das Publikum in den kommenden Monaten verzichten. Das Open-Air-Theater auf dem Marktplatz, das Wirtefest »Versmold kulinarisch« und das »Picknick im Park« machen ein Jahr Pause. Grund: Die Kapazitäten der ehrenamtlich Engagierten sind erschöpft.Bislang wurden die Versmolder verwöhnt. Ob es der oft zitierten Insellage geschuldet ist, oder ob in der Stadt einfach ein besonders kulturinteressiertes und feierfreudiges Völkchen lebt - fest steht: In dem 21 000-Einwohner-Städtchen mitten auf dem Land wird übers Jahr eine Menge an Veranstaltungen geboten. Neben der Stadt, der Händlergemeinschaft IGEV und dem Veranstaltungsduo aus Stadtbibliothek und Buchhandlung Krüger sind es viele Vereine, die für Geselligkeit und eine bunte Kulturszene sorgen - und das nicht nur mit vereinsinternen Veranstaltungen, sondern mit Events mitten in der Stadt.
Kunstkreis braucht Stühle
So ist das Open-Air-Theater, das der Kunstkreis stets im Juli auf den Marktplatz holt, seit 2002 fester Bestandteil im Kulturkalender. In diesem Sommer wird es allerdings keinen Auftritt der Bielefelder Compagnie Charivari geben, die fast immer für die Aufführung hochwertiger Shakespeare-Stücke geholt wurde. Denn die 1000 Euro, die der Kunstkreis dafür jedes Jahr von der Stadtsparkassen-Stiftung Standort:hier erhielt, werden dringend an anderer Stelle benötigt.
"Wir brauchen neue Stühle in der Galerie et", erklärt Kunstkreisvorsitzende Annelie Pielsticker. Die alten Klappstühle gingen nicht nur aus dem Leim, sondern seien auch unbequem und nicht standsicher, erklärt sie. Und gute Sitzgelegenheiten braucht die Galerie im Herzen der Stadt. Denn außer für Lesungen, Kabarett- oder Comedyabende werden die Räume auch von der Volkshochschule oder anderen Veranstaltern rege genutzt.
40 Stühle will der Verein anschaffen und ist dafür noch auf weitere Spender neben der Sparkassenstiftung angewiesen. Die können sich dann mit einem Namensschild auf ihren gesponserten Stühlen verewigen. So dass es im kommenden Jahr dann vielleicht wieder Open-Air-Theater auf bequemen Sitzgelegenheiten gibt. "Wir haben uns noch nicht entschieden, was wir nächstes Jahr machen; vielleicht veranstalten wir auch etwas ganz anderes", sagt Annelie Pielsticker.
Wirte wollen Kosten sparen
Anders als gewohnt wird auch das Wirtefest »Versmold kulinarisch«, und zwar ebenfalls erst 2016. Seit 2005 haben Versmolder Gastronomen - mit Unterbrechung 2010 und 2011 - unter der Ägide des Wirtevereins auf dem Marktplatz gekocht und ihre Gäste verwöhnt. Und wenn das Wetter mitspielte, war der Marktplatz dabei gerade in den vergangenen Jahren gerammelt voll.
Zwar hat sich der Wirteverein im 105. Jahr seines Bestehens 2014 aufgelöst, doch die Wirte der Restaurants Parklounge, Memic, Schneider-Eggert und Parkvilla wollen weitermachen. "Es ist allerdings ein sehr großer Aufwand und auch eine Kostenfrage", sagt Sven Eggert von der Gaststätte Schneider-Eggert auf HK-Anfrage. Zum einen müssen Zelte aufgebaut und sämtliche Kochutensilien auf den Marktplatz gebracht werden. Aber auch Kosten für Versicherungen, Standgebühren und Stromanschlüsse schlagen zu Buche.
Deshalb haben sich die Wirte nun durch Vermittlung der Stadt einen Partner ins Boot geholt: den Kunstkreis, der seit 2011 einen Kunsthandwerkermarkt auf dem Marktplatz veranstaltet.
Da dieser jedoch nur alle zwei Jahre stattfindet, haben sich auch die Wirte für den Zweijahresrhythmus entschieden. Am Wochenende des 5. und 6. Juni 2016 wird auf dem Marktplatz also wieder gebrutzelt - und am Sonntag, 6. Juni, zusätzlich noch Kunsthandwerk angeboten.
Bürgerstiftung reduziert Regenrisiko
Ressourcen durch Synergieeffekte sparen will auch die Bürgerstiftung. Seit 2010 veranstaltet sie im Mai ihr »Picknick im Park«. Eine zauberhafte Idee, die aber leider nicht vom Wetterglück begünstigt war. "Mal musste es ganz ausfallen, mal mussten wir in die Sporthalle ausweichen und hatten so nicht immer den Erfolg, den wir uns gewünscht haben", sagt Stiftungsvorstand Lothar Hogreve. Zumal die Veranstaltung ja neben der Aufwertung des Stadtparks auch dem Zweck diene, Geld in die Stiftungskasse zu spülen.
Die Organisation im Vorfeld, dann der Aufbau von Tischen und Bänken und die vielen selbst gebackenen Kuchen, die bei Regen wenig Abnehmer fanden - all das hat zu einer Entscheidung auf der letzten Stifterversammlung geführt. "Das Picknick findet nur noch alle zwei Jahre statt; damit reduzieren wir den Aufwand und gleichzeitig das Risiko", sagt Hogreve.
Mitte Juni 2016 wird also die nächste Picknickparty im Stadtpark gefeiert. Gekoppelt an das kleine Schützenfest, das dann ein bis zwei Wochen später stattfindet. "Dann kann auch die Stadt sparen", sagt Hogreve, denn durch die zeitliche Nähe müsse der Stadtpark nur noch einmal im Jahr für die Veranstaltungen herausgeputzt werden.