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Maja im Paradies

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Von Uwe Pollmeier Versmold. In Bruno Grüntkemeiers Garten dominieren bunte Farben. Zwischen tiefgrünen Grashalmen wachsen strahlend gelbe Löwenzahnpflanzen und an den Obstbäumen hängen weiße und rosarote Blüten. "Es ist ein Paradies", sagt der Vorsitzende des Versmolder Imkervereins. Aber nicht nur für ihn, sondern vor allem für seine gut 500 000 tierischen Mitbewohner. "Für die Bienen ist das die beste Zeit", sagt der Hobbyimker. Allerdings schwirren die gelb-schwarzen Honiglieferanten nicht planlos durch Grüntkemeiers Garten. "Bienen sind blütenstetig", erklärt der Imker, was bedeutet, dass die kleinen Insekten so lange ein und dieselbe Pflanzenart besuchen, wie sie dort Nektar oder Pollen finden. "Da fliegen nicht die einen zum Kirsch- und die anderen zum Apfelbaum. Das ist alles geregelt", sagt Grüntkemeier. Von Ruhe und Entspannung ist bei den 15 Bienenvölkern in Grüntkemeiers Garten mit jeweils bis zu 40 000 Tieren wenig zu spüren. Während die Arbeiterbienen in einem Radius von 1,5 Kilometern hin- und herschwirren, um Nektar zu sammeln, bleibt die Königin die ganze Zeit über im Bienenstock und legt täglich bis zu 2000 Eier. Während die Arbeiterinnen oft schon nach drei Wochen sterben, wird die Königin bis zu vier Jahre alt. Angst vor den Bienen muss niemand haben. An Saftgläser oder Obsttorten geht keine Biene dran. "Das sind die Wespen", stellt Grüntkemeier klar. Aber vor Stichen ist auch Grüntkemeier nicht sicher. "Erst heute Morgen habe ich zwei Stiche in die Hand bekommen", sagt der Imker. Er sei längst abgehärtet und spüre einige Stiche schon gar nicht mehr. "Zu Saisonbeginn bin ich sogar schon etwas süchtig nach den Stichen", gesteht Grüntkemeier, der die Attacken seiner summenden Gartengäste nicht mitgezählt hat. Es sei jedoch eher selten. Die Bienen würden lediglich in Gefahrensituationen zustechen, um sich zu verteidigen. Allerdings kann jede Biene nur einmal von dieser Abwehrmethode profitieren, denn nach dem Verlust des mit Widerhaken versehenen Stachels und der daran befindlichen Giftblase stirbt die Biene. "Wenn man gestochen wurde, sollte man auf gar keinen Fall versuchen, mit beiden Fingern den Stachel aus der Haut zu ziehen", sagt Grüntkemeier. Dabei würde die Blase platzen und das Gift verteilt sich in der Wunde. Am besten könne man den Stachel vorsichtig mit einer Pinzette entfernen oder zur Seite sanft wegschaben. Allein im Frühjahr sorgt ein einziges Bienenvolk für 18 bis 20 Kilogramm Honig. Den geschmacklich besten Honig gibt es, so Grüntkemeiers Empfinden, direkt vor der Tür. "Diese Mischung aus Obstblüten und Löwenzahn sorgt für einen einzigartigen Geschmack", sagt Grüntkemeier über seinen hellen, cremigen Frühjahrshonig. Gerade der Löwenzahn verleihe dem Naturprodukt seinen ganz eigenen Charakter, daher lasse er stets die Löwenzahnpflanzen in seinem Garten blühen und mache mit dem Rasenmäher große Bögen um sie. Der in den vergangenen Jahren verstärkten Ausbreitung der seit 1977 in Deutschland nachgewiesenen Varroamilbe, dem bedeutendsten Bienenschädling weltweit, sieht Grüntkemeier gelassen entgegen. Da die Milbe bevorzugt in die Drohnenbrut geht und diese in der Regel erst drei Tage nach den Arbeiterinnen schlüpfen, müssen man diese einfach rechtzeitig isolieren. Grüntkemeier bittet jedoch auch die Bevölkerung, den Bienen das Leben so angenehm wie möglich zu machen. "Die Obstbäume blühen noch etwa zwei, der Raps noch etwa vier Wochen, aber dann finden die Bienen kaum noch Blüten", sagt Grüntkemeier. Jeder könne durch das Pflanzen von anderen Blühpflanzen dafür sorgen, dass die Bienen auch nach der Obstblüte versorgt sind. "Die Bienen können dann die Zeit überbrücken, bis die Linde Ende Juni blüht", sagt Grüntkemeier, der seit 1990 Mitglied im derzeit 46 Mitglieder starken Imkerverein Versmold ist und vor elf Jahren dessen Vorsitz übernommen hat.

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