Von Sonja Faulhaber
Steinhagen. Sitz! Sammy, Hanna, Alexander, Maria und Naja setzen sich brav auf den Boden der Turnhalle. Platz! Alle fünf legen sich hin. Seite! Die Gruppe rollt auf die Seite, bleibt still liegen. Vereinzelt ist Kichern zu hören. Nur einer kichert nicht: Kooikerhondje Sammy. Er begleitet Frauchen Stefanie Wanning zweimal in der Woche in den Kindergarten Regenbogen. Und ist mit seiner ruhigen, freundlichen Art schnell zum Liebling avanciert. Kein Wunder, dass es da besonders viel Spaß macht, in der Kleingruppenstunde gemeinsam mit Sammy einmal »Hund« zu spielen.
Aber Sammy kann nicht nur die Grundkomandos, wie andere Hunde. Er ist ein ausgebildeter Therapiehund und wird gezielt zur pädagogischen Arbeit mit den Kindern eingesetzt. Nur dass diese davon nicht viel mitbekommen. Ganz nebenbei - eben spielerisch - werden mit Sammy Fähigkeiten wie der richtige Einsatz der Stimme, Koordination und Selbstbewusstsein trainiert.
Kita-Leiterin Hildegard Strakeljahn: "Die Arbeit mit Sammy ist besonders für ruhige Kinder ideal. Sie lernen, ihre Stimme laut und deutlich einzusetzen. Und die Belohnung dafür, dass sie ihre Schüchternheit überwinden, folgt sofort, denn der Hund reagiert auf sie, bringt das Tau oder kommt angelaufen." Die Kinder lernen außerdem, was es heißt, Regeln aufzustellen und diese einzuhalten, denn zu viel Tohuwabohu mag der kleine Rüde gar nicht.
Er bleibt in jeder Situation ruhig - und steckt die Kinder damit meist an. Immer vier machen mit. Dafür schaut Stefanie Wanning, wer ein bisschen »Sammy-Zeit« gerade gebrauchen kann und nimmt vier Kinder mit in die Turnhalle. Dort wird dann eine Stunde lang gespielt. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wer zunächst noch Angst vor dem Vierbeiner hat, kann ihn vorsichtig mit einem langen Holzlöffel füttern. Meist fallen die Hemmungen dann schnell, denn die Kinder sehen, wie vorsichtig Sammy das Leckerchen vom Löffel nimmt.
Dann gibt es verschiedene Spiele mit dem Hund. Eines davon ist das Würfelspiel, das Hund wie Kinder gleichermaßen begeistert. Sammy stupst dabei mit seiner Nase einen großen Holzwürfel an. Es ist eine Eins. Nun legt sich Hanna auf ein Rollbrett und rollt zum Förmchen mit der Nummer Eins. Daraus nimmt sie ein Leckerchen, rollt weiter zu Sammy und gibt es ihm.
Oder das Toben mit dem Baumwolltau. Alexander steht konzentriert am Rand der Turnhalle. In seiner Hand das braun-blaue Tau. Er wirft es mit viel Schwung von sich und Sammy flitzt hinterher. DIe letzte Strecke rutscht der Kooiker auf dem glatten Hallenboden, doch dann hat er das Tau. Alexander ruft derweil "Bring!". Und Sammy bringt es - und zwar nicht zum Frauchen, wie die meisten Hunde es tun würden, sondern zu Alexander.
Rund um Wörter dreht sich das nächste Spiel. Die Kinder verstecken für Sammy Leckerli. Dabei müssen sie sagen, ob sie es hinter dem Sitzwürfel, unter der Bank oder auf der Matte tun. "Gerade für Kinder, die noch nicht so gut Deutsch sprechen, ist das eine tolle Übung", so Hildegard Strakeljahn.
Am Ende der 60 Minuten sind Hund und Kinder gleichermaßen geschafft. Da passt es gut, dass Sammy gerne kuschelt. Wer sich traut, darf am Ende noch einmal seinen Kopf auf die Brust des Kooikerhondjes legen und hören, wie sein Herz schlägt. Ein Moment, in dem die meisten Kinder ihre Zurückhaltung völlig ablegen. Und wer sich nicht traut? "Der möchte vielleicht beim nächsten Mal", betont Stefanie Wanning, denn "nicht jedes Kind möchte einen so engen Hundekontakt haben. Das erfordert viel Mut."
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