Versmold (new).
Erst ist es nur eine abstrakte, massive und raumeinnehmende Skulptur aus Eisen. Doch schnell entwickelt der Betrachter eigene Ideen, was sie zu bedeuten hat - dann entdeckt er den Titel des Werkes und bekommt einen Hinweis darauf, was der Künstler Klaus Reincke wirklich ausdrücken will. Die Annäherung an die Perfektion, nicht die Perfektion selbst ist dem Bildhauer und Künstler wichtig. Denn das Unperfekte gefällt ihm. Am Sonntag wurde seine Ausstellung »Zeitlos« in der Versmolder Galerie et eröffnet, die seine Werke aus den vergangenen zehn Jahren zeigt."Wir sind froh, dass der Künstler heute selbst vor Ort ist. Denn gleichzeitig wird eine Ausstellung mit seinen Werken in Osnabrück eröffnet und eine läuft momentan in Köln", sagt Eckehard Ringewaldt vom Kunstkreis Versmold bei der Eröffnung erfreut.
Rund 70 Gäste tummeln sich zwischen den insgesamt 50 ausgestellten Bildern und Skulpturen in der Galerie et und spekulieren über die Bedeutung der Werke. Unterschiedlich große, raumeinnehmende Skulpturen aus Eisenguss in rostigen und damit naturnahen Farben sind zu entdecken. Und auch in seinen Bildern arbeitet Reincke mit Materialien aus der Bildhauerei auf Papier und Leinwand. Dabei kommen insbesondere Eisenpartikel in verschiedenen Oxidationsstufen zum Einsatz und werden oft als Collage zu einem Gesamtbild.
Wie es der Titel der Ausstellung bereits andeutet, geht es dem in
Versmold-Peckeloh
sowie Berlin lebenden Künstler darum, etwas Zeitloses zu schaffen. Die meisten Skulpturen sind aus einem Eisenguss hergestellt, unterschiedlich behandelt und orientieren sich an der menschlichen Figur. Eine Skulptur kann zeitlos und dennoch durch die Witterung der Zeit ausgesetzt sein.All seine Arbeiten stehen unter dem Prinzip der Klarheit, Einfachheit und der Harmonie des Ganzen, wobei diese oft von Ironie und Humor gekennzeichnet sind. Zunächst wirken alle Werke abstrakt, bekommen durch ihren Titel jedoch einen Realitätsbezug. "Den Titel zu einem Werk entwickele ich immer erst zum Schluss", verrät der ehemalige Galerist, der bereits 2004 schon einmal seine Werke in Versmold ausstellte. Doch den Prozess, wie eine Figur entsteht, überlässt er ganz innovationsfreudig dem Zufall: "Man könnte sagen, ich bin ein Sklave meiner eigenen Ideen", erklärt er lachend.
Reinckes Stil ist einigen Versmoldern bereits bekannt. Seit zehn Jahren schmückt seine Eisen-Nike den Brunnen vor dem Versmolder Rathaus. Daniela und Ralph Schmitten kannten den Künstler vorher überhaupt nicht und sind aus Interesse zur Ausstellungseröffnung gekommen. Auch sie entwickeln schnell Fantasien zu einer bestimmten Skulptur im Raum. Dass es sich dabei um eine im Rechteck liegende Frau handeln soll, darauf wären sie auf Anhieb nicht gekommen. "Es regt die Fantasie an und man kommt mit anderen Betrachtern schnell über die verschiedenen Ideen und Eindrücke ins Gespräch", findet Daniela Schmitten, während ihr Ehemann bei den Werken etwas den Realitätsbezug vermisst.
Eigene Spekulationen und Fantasien über die Werke von Klaus Reincke können die Besucher noch bis zum 24. Mai in der Galerie et entwickeln. Am letzten Tag der Ausstellung wird der Künstler dann auch selbst noch einmal vor Ort sein und gerne Fragen zu seinen Werken beantworten.