Von Marc Uthmann
Halle.
Es ist noch ein weiter Weg zu einer neuen Bundesstraße 68. Doch die Politiker im Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung konnten jetzt bereits ein wenig in die Zukunft schauen. Und am Horizont tauchte eine andere Straße auf, eine andere Besiedlung, eine andere Innenstadt. Planer Roger Loh präsentierte Visionäres und lieferte den symbolischen Startschuss für einen Prozess, der das Gesicht von Halle prägen wird.Aus behördlicher Sicht stand am Donnerstagabend allerdings eine Formalie im Vordergrund. Wie mehrfach berichtet, will sich die Stadt Halle - nicht ganz unumstritten - Vorkaufsrechte an der B 68 sichern. Sie sollen es ihr ermöglichen, städteplanerisch zu gestalten, wenn der A 33-Lückenschluss umgesetzt ist.
Für eine entsprechende Satzung braucht es indes eine Rahmenplanung. Und die lieferte Roger Loh und öffnete den Blick der Politik darauf, was an der heutigen Bundesstraße alles möglich werden kann. "Sie sind schon an vielen Stellen aktiv", sagte Loh in Richtung Politik und Verwaltung und nannte als Beispiel den Abriss des ehemaligen Hotels Schmedtmann oder die Pläne zur Neustrukturierung des Viertels im Bereich Laibach. Über allem stehe jedoch der A 33-Lückenschluss.
Aus Osten und Westen nahmen Loh und sein Team die Bundesstraße in den Blick und teilten das Planungsgebiet in drei Zonen ein: Vorstadt, Innenstadt und Kernstadt. Für alle Bereiche skizzierte der Planer vom Büro Tischmann und Schrooten Entwicklungsperspektiven.
Vorstadt
Dieser Bereich - aus Richtung Westen kommend zum Beispiel stark durch große Einzelbauten wie Gerry Weber, das Parkdeck oder Geschäftshäuser geprägt - sollte laut Loh nicht wesentlich geändert werden. "Man kann über Potenziale nachdenken, aber in erster Linie sollte in diesem Bereich der Verkehr fließen." Es gelte vielmehr, die Randbebauung zu erhalten und grüne Bereiche zu pflegen.
Innenstadt
Je weiter man sich dem Haller Zentrum nähere und je freier der Blick auf die St.-Johanniskirche falle, desto mehr schotteten sich die Menschen gegen den B 68-Verkehr ab. "Es wird zunehmend enger. Hier könnten wir uns vorstellen, Baumreihen oder Alleen zu schaffen, die Menschen in Richtung Zentrum zu führen", erläuterte Loh den Politikern und der Verwaltung.
Kernstadt
Schließlich beginne der zentrale Bereich, der durch große Plätze wie den Lindenplatz geprägt sei. "Das müssen wir betonen, auch über die Straße hinweg, sie muss passierbar werden", sagte Loh. Einzelne, prägende Bäume spielten dabei eine wichtige Rolle.
Nutzung
Roger Loh empfahl, das Haller Zentrum entlang der heutigen Bundesstraße künftig mehr auf Wohnbebauung auszurichten. Zugleich habe eine grundlegende Veränderung der heutigen B 68 massive Auswirkungen auf den Einzelhandel. "Sie sollten unter Umständen darüber nachzudenken, den zentralen Versorgungsbereich auszuweiten und den Verkehr zu beruhigen." So entstünde mehr Raum für Handel - und es wäre auch attraktiver für die Menschen, dort unterwegs zu sein.
Verkehr
Konkret warf der Planer in den Raum, wie in den Bereichen Rosenstraße oder Bahnhofstraße über verkehrsberuhigte Zonen oder Tempo 30 nachzudenken. "So ein großes Konzept muss Schritt für Schritt entwickelt werden", betonte Loh.
Weitere Schritte
Die Rahmenplanung soll eine Grundlage liefern, um die Vorkaufsrechtssatzung zu entwickeln. Politik und Planer werden die Inhalte in den kommenden Monaten konkretisieren.
Kritik
Manfred Stockhecke von der UWG sah "keine Notwendigkeit" für ein Vorkaufsrecht. "Die Stadt muss nicht als Maklerin auftreten. Das ist nicht unsere Aufgabe." Nur deshalb stimmte er gegen die Rahmenplanung, die entsprechend bei einer Gegenstimme durchgewunken wurde.