Von Ekkehard Hufendiek
Halle-Hörste. Der Anruf kam überraschend: "Sitzen Sie?", fragte Reiner Kuhn am Telefon. Der Leiter des Gütersloher Kunstvereines fuhr fort: "Sie haben den Woldemar-Winkler-Preis gewonnen." Die 38-jährige Hörster Künstlerin Ina Schulte ist durch die Auszeichnung nicht nur um 5000 Euro reicher, sie erfuhr dadurch auch eine außergewöhnlich große Anerkennung ihrer Arbeit.
"Das ist ein super Preis. Danach habe ich tief durchgeatmet", sagte Schulte. Für sie sei es ein enormer Ansporn, weiterzumachen. Insgesamt neun Künstler waren nominiert. Schulte hatte 20 Fotos ihrer Arbeiten ans Preiskomitee geschickt. Die Mehrzahl der siebenköpfigen Jury stimmte für die Kunst der Hörsterin. Zur Jury zählten die Stiftungsangehörigen Reiner Kuhn, Dr. Silvana Kreyer, Wolfgang Meluhn und Kay Klinksieck, die Preisträgerin des Vorjahres und Fotokünstlerin Helen Jilavu sowie Christoph Winkler, der Sohn Woldemars.
Der Namensgeber des Kunstpreises, Woldemar Winkler, starb 2004 in Gütersloh nach einem bemerkenswert langen künstlerischen Schaffen - er wurde 102 Jahre alt. Noch zu seinen Lebzeiten wurde die Woldemar-Winkler-Stiftung ins Leben gerufen, die seit 1996 alle zwei Jahre die hoch dotierte Kunstauszeichnung vergibt. Dabei ist maßgebend , dass der Stiftungspreis an Künstler geht, die im Sinne Winklers arbeiten: fantastisch, geheimnisvoll und spontan. Ausgezeichnet wurden unter anderem der tschechische Lyriker und Maler Milan Napravnik, die Kanadierin Mimi Parent oder die aus Zwickau stammende Malerin Rosa Loy.
Ina Schulte ist jetzt die erste Preisträgerin aus der Region. Auch sie arbeitet wie Winkler fantastisch, geheimnisvoll und spontan. Die Malerin besitzt mehrere Skizzen- und Notizbücher, die sie nutzt, um ihre Gedanken sofort in Bilder oder Sprache umzusetzen. "Ich arbeite inspirativ."
Dazu zählen auch ihre Essays, Gedichte und Lyrik. So beginnt sie einen Text, der sich mit den Schwierigkeiten der künstlerischen Motivation befasst, mit folgenden Worten: "Am Anfang ist es immer einfach. Konzentriert, binnen weniger Minuten, weben kleine Spinnennetze die Gedanken der Fantasie in kleine Meisterwerke. Und ehe gelbes Zellophan alles Inspirierende veredeln will, holt einen eine einfache, grünschwarze Fotografie eines Typs wieder herunter."
Schulte lebt sich als Künstlerin wirklich aus. "Da würde ich mich nicht bremsen lassen." Sie arbeitet am liebsten alleine und fängt einfach an. "Wenn ich künstlerisches Talent in die Wiege gelegt bekommen habe, dann von meiner Großmutter Hedwig", erzählt Schulte. Die habe während ihrer Schulzeit im Kunstunterricht immer geglänzt.
Schulte machte die Gabe ihrer Großmutter zum Beruf. 2001 studierte sie Malerei an der staatlichen Kunstakademie in Karlsruhe. Dort war sie Meisterschülerin der Karlsruher Kunstprofessorin Corinne Wasmuth. Seit 2007 arbeitete sie dann mehrere Jahre als freischaffende Künstlerin in Köln. "Die Stadt ist einfach klasse, auch wegen der kulturellen Vielfalt", sagt Schulte.
Am 20. März kehrte sie in ihr Hörster Elternhaus zurück und im Herbst plant sie einen Umzug nach Steinhagen. "Dort haben ich dann mehr Platz zum Arbeiten." Derzeit malt Schulte Ölbilder für einen Katalog, der im Mai 2016 erscheinen soll. Außerdem wird sie auch einige aktuelle Werke am 14. Juni präsentieren. Denn dann findet die feierliche Preisverleihung in der Sparkasse Gütersloh statt.
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