VON ANJA HUSTERT
¥ Kreis Gütersloh. Der Holztisch vor dem großen Deelenfenster des alten Bauernhauses in Spexard ist wie geschaffen für ausgedehnte gemeinsame Abendessen. Um 19 Uhr trifft sich hier Familie Aust und dann wird diskutiert. Meist über Politik, denn Jonas Aust ist der Bundestagskandidat der Piratenpartei im Kreis Gütersloh.
Bei der Zubereitung des Abendessens wechseln sich die Familienmitglieder ab. „Ich koche gerne Chicken Yassa, ein westafrikanisches Gericht”, erzählt Jonas Aust. Frittiertes Hühnerfleisch, Zwiebeln, Paprika, Möhren, dazu Reis - das Rezept hat Jonas Aust von seiner Stiefmutter, die aus Westafrika stammt. Seine Mutter ist vor drei Jahren an Krebs gestorben. Ihr großes Foto hängt gleich neben dem Deelenfenster.
Seit 2010 Mitglied bei den Piraten
Für einen Bundestagskandidaten ist Jonas Aust mit 22 Jahren noch sehr jung. Seit 2010 ist er Mitglied bei den Piraten. „Ich durfte 2009 das erste Mal wählen und da habe ich mich auch über die Piratenpartei informiert”, erzählt der junge Mann mit den kurzen blonden Haaren. Die „Löschen statt Sperren-Debatte” habe damals den Ausschlag zum Eintritt in die Partei gegeben. Bei der Debatte 2009 ging es darum, dass illegale Inhalte, die über das Internet erreichbar sind - wie beispielsweise Kinderpornografie - gelöscht werden sollten statt nur gesperrt. „Die Sperren kann man ganz leicht umgehen - das können Sie auch”, sagt Jonas Aust. Ein Computer-Freak ist er aber dennoch nicht, möchte aber - wie alle Piraten - die Chancen der Computer-Technologie und des Internets nutzen. Und dennoch die Privatsphäre des Einzelnen geschützt wissen. »Team Edward« mit dem Konterfei von Edward Snowden, dem Whistleblower, der mit seinen CIA-Enthüllungen auch in Deutschland die derzeitige Überwachungs- und Spionage-Affäre ins Rollen brachte. Jonas Aust nennt das bekannt gewordene Ausmaß der Überwachung „überraschend”.
Von Innenminister Friedrich
hätte er gegenüber den USA klarere Worte erwartet und rät dazu, E-Mails zu verschlüsseln. „Ich verschlüssele sie schon seit Längerem - das macht mich sowieso verdächtig”, sagt er mit einem leichten Grinsen.
Lieblingsthema Bildungspolitik und Inklusion
Und während ihm die beiden jungen Katzen Merlin und Mathilda um die Beine streichen, kommt er zu seinem Lieblingsthema - der Bildungspolitik und der Inklusion. „Ich bin selber noch Schüler, da bekommt man die Probleme eher mit.” Aust ist sich bewusst, dass er auf Bundesebene im Bereich Schulpolitik nicht so viel verändern kann wie auf Landesebene. Aber das Thema Inklusion - in das er als ehemaliger Förderschüler mit einer Sehbehinderung - große Einblicke hat, will er vorantreiben.
„Die UN-Konvention zur Inklusion ist noch nicht umgesetzt”, sagt er. Der derzeitige Wahlkampf ist für Jonas Aust nichts Neues. Bereits 2012 stellte er sich bei der Landtagswahl im Wahlkreis 96 Gütersloh III, zu dem Schloß Holte-Stukenbrock, Verl, Rietberg, Langenberg und Rheda-Wiedenbrück gehören, zur Wahl und erhielt 5,9 Prozent der Stimmen. „Die Leute erwarten, dass wir alles neu, alles anders machen”, sagt Aust. Eine große Bürde, die der 22-Jährige aber schultert. Sein Lieblingsplakat des diesjährigen Wahlkampfes hängt in Berlin und zeigt Christopher Lauer mit dem Satz »Entschuldigt, wir hatten es uns auch einfacher vorgestellt«. Unter dem Slogan steht übrigens „Aber das heißt nicht, dass wir aufgeben.”
Jonas wird von seiner Familie in seinem politischen Engagement bestärkt. Oder wie seine Schwester Nora (19) es formuliert: „Wenn Jonas etwas will, dann schafft er es auch.”
↧