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Blühende Landschaft an der B 68

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Von Marc Uthmann
Halle. Die Laster ist sie schon weitestgehend los - in vier Jahren soll die Bundesstraße 68 noch weiter verkehrsberuhigt werden. Schon heute steht fest: Wenn der A 33-Lückenschluss kommt, wird Halles in den vergangenen Jahren so schwer umstrittene Einfallstraße ihr Gesicht erheblich verändern. Das bietet Gestaltungsmöglichkeiten. Während sich die Stadt schon Grundstücke sichern will, um dafür Optionen zu besitzen, blicken auch die Haller Kaufleute gespannt in die Zukunft. Angst vor zusätzlicher Konkurrenz mischt sich mit der Hoffnung auf ein Aushängeschild für die Innenstadt. Michael Schoregge, Vorsitzender der Haller Interessen- und Werbegemeinschaft (HIW), wagt für das HK einen Ausblick.
Dem Blick in die Zukunft geht allerdings ein wehmütiger Blick in die Vergangenheit voran.

Ruhmreiche Zeiten

"Als ich vor 40 Jahren nach Halle kam, war die B 68 noch eine richtige Geschäftsstraße, an der reger Handel betrieben wurde", sagt Michael Schoregge. "Wir hatten Cafés, Bäckereien, Kneipen, Boutiquen - man fuhr hier nicht einfach nur durch." Das habe der Bundesstraße eine ganz andere Bedeutung als Einfalltor zur Stadt verliehen.

Der Wandel

"Mit Sicherheit auch durch den stetig zunehmenden Verkehr habe sich die Situation an der einst prosperierenden Straße verändert. "Das war für viele Betriebe unerträglich, Einzelhändler sind von der B 68 weggezogen oder haben mit ihren Geschäften nicht überlebt", sagt der HIW-Sprecher. "Heute ist diese Straße - auch wenn viele Lkw verschwunden sind - weiterhin unattraktiv", sagt Schoregge. Leerstehende Betriebsgebäude und Geschäfte am Straßenrand, mancherorts zugeklebte Fenster. "Und das ausgerechnet dort, wo die Menschen nach Halle hereinfahren und die Stadt ihre Visitenkarte abgibt - da bekomme ich Bauchschmerzen." Zumal Halle doch über eine wunderschöne Innenstadt verfüge.

Neue Perspektive

Zwar sind es noch vier Jahre, bis die Lücke der Autobahn 33 geschlossen werden soll. "Aber es ist gut, dass die Stadt sich schon Grundstücke sichert. So sieht vorausschauende Politik aus, mit der man Gestaltungsoptionen bekommt." Und die HIW erwartet von der Stadt Akzente: "Wohnbebauung, Anpflanzungen, Verkehrsberuhigung und eine attraktive Gestaltung" sind für Schoregge wichtig.

Rückkehr der Geschäfte

Auch Handel ist für den Kaufmann eine Option an der in Zukunft voraussichtlich verkehrsberuhigten Straße. "Es müsste gelingen, neues Gewerbe an die bisherige B 68 zu locken, dass wir hier bisher noch nicht haben. Zum Beispiel einen Drogeriemarkt, der sicherlich mindestens 500 Quadratmeter und zusätzlich noch Parkraum braucht", sagt Schoregge, der auf einen weiteren Vorteil aufmerksam macht: "Derzeit ist die Situation bei der Zu- und Abfahrt zu Grundstücken entlang der B 68 problematisch. Das würde sich im Zuge einer Neugestaltung aber sicherlich ändern. Dann hätten wir hier wieder einen attraktiven Standort geschaffen."

Angst vor Konkurrenz

Die Entwicklung eines weiteren bedeutenden Standortes für Einzelhandel würde allerdings auch Konkurrenz für die etablierten Kaufleute im Zentrum bedeuten. "Natürlich gibt es da Ängste bei unseren Mitgliedern", sagt der HIW-Sprecher, doch er vertraut auch auf die Verantwortlichen im Rathaus: "Die Stadt achtet sehr genau darauf, keine Zentren außerhalb der Innenstadt zu schaffen - solche Entwicklungen sind am Künsebecker Weg verhindert worden und die entsprechenden Gespräche gab es auch zur B 68 mit unserer Beteiligung."

Akzente im Zentrum

Im Bereich Lettow-Vorbeck-Straße, Rosenstraße und Bahnhofstraße sieht aber auch der HIW-Sprecher Handlungsbedarf: "Hier soll etwas passieren und das ist ein Verkehrsknotenpunkt in Zentrumsnähe - da passt das." Schoregge wären Häuser mit Handel und Wohnen wichtig, "denn Wohnen bedeutet auch wieder Kunden für uns". Die Gestaltung eines solchen Quartiers sieht Schoregge indes als sehr schwierig an: "Da sind komplizierte Grundstücksverhandlungen zu führen."

Wunsch nach Drogeriemarkt

Das bestätigt auch Jürgen Keil, städtischer Bauamtsleiter: "Das Grundstück des Möbelhauses Vollmer setzt uns aktuell Rahmenbedingungen, die schwierig sind." Grundsätzlich sieht Keil eine Entwicklung dieses Viertels jedoch zeitlich vor der an der B 68. "Der Drogeriemarkt, den sich viele Haller wünschen, könnte hier gut aufgehoben sein." Zudem böte die Entwicklung neue Möglichkeiten, zentrumsnahes Wohnen anzubieten.

Nächste Schritte

"Die HIW sitzt mit im Boot, wird von Politik und Verwaltung beteiligt", sagt Michael Schoregge und ermutigt die Kaufleute: "Wenn sie Anliegen habt, sollen sie sich an uns wenden - wir haben den Draht." Die Verhandlungen zu B 68 und Lettow-Vorbeck-Straße werde man eng begleiten. "Gerade zur B 68 würden wir gern Konzepte sehen, wenn sie vorliegen." KOMMENTAR

Auf besondere Weise ökologisch

VON MARC UTHMANN Noch vier Jahre dauert es bis zum Lückenschluss der Autobahn 33 – mögliche Rückschläge beim Projektfortschritt nicht eingerechnet. Trotzdem nehmen Verwaltung, Politik und Händler schon jetzt das zukünftige Aussehen der Bundesstraße 68 ins Visier. Keinesfalls verfrüht, denn es gilt, bereits heute Entwicklungen auf den Weg zu bringen, die das Gesicht Halles für Jahrzehnte entscheidend prägen werden.
Auch wenn die jetzige B?68 dann keine Bundesstraße mehr ist, wird sie den ersten Eindruck von der Lindenstadt entscheidend bestimmen. Halles Einfallstraße muss deutlich attraktiver werden, daran besteht kein Zweifel. Dabei auf Einzelhandel zu hoffen, scheint illusorisch. Und sollte auch nicht die Strategie der Verantwortlichen sein. Denn es gilt, den bestehenden Handel im Zentrum zu stärken und ihn nicht durch zusätzliche Konkurrenz zu bedrohen.
Wohnbebauung hätte demgegenüber zwei Vorteile: Sie wäre erstens zentrumsnah und damit am Bedarf der Zukunft orientiert. Und sie entstünde zweitens ohne zusätzlichen Flächenfraß. Auf eine ganz eigentümliche Art und Weise könnte der?A 33-Lückenschluss an dieser Stelle so auch ökologische Vorteile nach sich ziehen.

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