Von Birgit Nolte
Steinhagen-Brockhagen. Martin Goldbeck ist das Gesicht der Gemeindewerke. Doch jetzt zieht der Chef den Stecker. Am Samstag verabschiedeten sich gut 120 Kollegen, Weggefährten, Geschäftsfreunde und Vertreter der Politik im »Ententurm« von dem 66-Jährigen, darunter die Gütersloher Bürgermeisterin Maria Unger, ihre Wertheraner Amtskollegin Marion Weike, der Borgholzhausener Bürgermeister Klemens Keller, der CDU-Bundestagsabgeordnete Ralph Brinkhaus und natürlich Steinhagens Bürgermeister Klaus Besser.
Martin Goldbeck nannte in seiner Abschiedsrede den Satz, der für ihn in seinem Berufsleben immer der wichtigste war: "Arbeit muss Spaß machen, auch wenn es manchmal Pflichterfüllung ist." Ob ihm der Job an der Spitze der Gemeindewerke immer Vergnügen bereitet hat, thematisierte der 66-Jährige zwar nicht konkret. Doch man könnte es sich zusammenpuzzlen: "Die über Jahre gewachsenen guten Kontakte und vertrauensvollen Gespräche mit vielen Menschen haben mein Arbeitsleben erheblich erleichtert und mir viel Freude und Anerkennung gegeben", klingt auf alle Fälle positiv.
Nach Goldbecks Abschiedsrede zu urteilen, ist eines allerdings unbestreitbar: seine Hingabe zur Energiebranche. 18 Jahre lang steuerte Goldbeck die Gemeindewerke sicher auch durch unruhigere Gewässer wie etwa durch die Balsam-Pleite und die damit verbundene angespannte Haushaltslage 1997 oder durch die Unsicherheit auslösende Liberalisierung des Energiemarktes 1998. "Damals wurde davon gesprochen, dass nach zehn Jahren von den gut 900 Versorgungsunternehmen nur noch etwa 90 am Markt sein würden", erinnerte sich Goldbeck.
Erfüllt hat sich diese Prognose nicht: "Heute ist die Energieversorgung fast noch kleinteiliger geworden", bilanzierte Goldbeck, "denn Größe ist nicht mehr der Garant für die Wirtschaftlichkeit in dieser Branche, da die Vorrangeinspeisung aus regenerativen Anlagen zu einer immer stärkeren Verdrängung der erzeugten Kraftwerksmengen und damit zu erheblichen Verlusten bei den großen Stromerzeugern führt." Die Verbraucher müssten sich in Zukunft auf höhere Fixgebühren bei der Preisgestaltung einstellen.
Gut gewirtschaftet haben die Gemeindewerke in den vergangenen knapp 20 Jahren auf jeden Fall: "Einschließlich der Einlagen des Wald- und Hallenbades konnten wir unser Eigenkapital zwischen 1996 und 2013 von 5,6 Millionen auf 17,3 Millionen Euro erhöhen", berichtete der studierte BWLer, der nach seiner Ausbildung bei der Volksbank Brackwede vor seinem Wechsel zu den Gemeindewerken in einer Bielefelder Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft tätig war.
Bürgermeister Klaus Besser zog seinen Hut ob der Übersicht, die sich Martin Goldbeck stets bei den zahlreichen technischen, wirtschaftlichen und politischen Aspekten der Versorgungswirtschaft bewahrt hat: "Sie haben gewissenhaft und korrekt, mit kaufmännischer Genauigkeit und beamtengleicher Gründlichkeit Ihre Aufgabe erfüllt, ohne in den 18 Jahren in den Fokus der diversen Aufsichtsbehörden oder unzufriedener Aufsichtsratsmitglieder zu geraten."
In dem langjährigen Gemeindewerke-Mitarbeiter Stefan Lütgemeier ist ein Nachfolger für Martin Goldbeck bereits gefunden. Der Prokurist wird in seine Fußstapfen treten und in einem Punkt wird er ihm sicherlich ähnlich sein: Viel Aufhebens um seinen Posten, seine Person und Position wird auch Stefan Lütgemeier nicht machen.