Quantcast
Channel: Haller Kreisblatt
Viewing all articles
Browse latest Browse all 3262

„Kinder ausbilden, Armut verhindern”

$
0
0
Während seines zweitägigen Aufenthalts in Steinhagen war Noel Dassou gestern im Rathaus zu Gast, wo ihn Bürgermeister Klaus Besser in Empfang nahm. Begleitet wurde der Schulleiter der Privatschule Bethléem von Heike und Harald Kunter, Annette Dessin sowie Mounira Alassane vom Steinhagener Bürgerkomittee für Entwicklungszusammenarbeit. Das Bürgerkomitee setzt sich seit der Gründung der Schule vor 14 Jahren für deren Aufbau und Weiterentwicklung ein. Vorsitzende Heike Kunter überreichte Noel Dassou 3050 Euro, mit denen die Schule unterstützt wird. 300 Euro stammen vom diesjährigen Abiturjahrgang des Gymnasium, der während eines Gottesdienstes für Benin gesammelt hatte. Mit dem Geld sollen Schulbänke gekauft werden. 750 Euro sind für Schüler gedacht, die das Ausbildungszentrum Bethléem demnächst verlassen. „Sie haben in unseren Werkstätten Berufe wie Näherin oder Fotograf gelernt. Wir wollen ihnen Nähmaschinen und Fotoaparate schenken, damit sie sofort in das Berufsleben starten können”, berichtete Noel Dassou. Das Konzept, das hinter Ausbildungen wie diesen steht, lautet »Hilfe zur Selbsthilfe« und entspricht voll und ganz dem Ansatz der Entwicklungshilfe aus
Steinhagen.
Mit den restlichen 2000 Euro übernimmt das Bürgerkomitee für Entwicklungszusammenarbeit die Patenschaft für weitere Kinder und sichert ihnen damit den Besuch der Privatschule. „250 Euro reichen aus, um einem Kind ein Jahr lang das Schulgeld inklusive Uniform, Mittagessen und Unterrichtsmaterialien zu bezahlen”, rechnet Heike Kunter vor. „Damit sichert man nicht nur die Zukunft eines Kindes, sondern hilft, das Land Benin aus der Armut zu führen”, so die Vorsitzende. Im Rathaus berichtete Noel Dassou von den Anfängen der Schule und davon, wie der Kontak über den damaligen Vorsitzenden Dieter Halle zum Bürgerkomitee nach Steinhagen entstanden ist. „Wenn man heute ein Klassenzimmer betritt, hat man fast das Gefühl, man kommt nach Steinhagen”, merkte Heike Kunter schmunzelnd an, „denn auf vielen Klassenbänken sind die Namen der Spender eingraviert, darunter auch viele Namen aus Steinhagen.” Heute besuchen 506 Kinder und Jugendliche - davon knapp 300 Mädchen - die Einrichtung, die neben der schulischen auch eine berufliche Ausbildung in eigens dafür eingerichteten Werkstätten anbietet. Als zweite Fremdsprache wird neben Englisch übrigens Deutsch gelehrt. „Die Beziehungen zu Deutschland sind gut. In vielen Bereichen Benins sind Deutsche aktiv. Sei es in der Landwirtschaft oder in der Entwicklungshilfe. Darum wollen viele Menschen bei uns Deutsch lernen”, erklärt Noel Dassou. Während eines informellen Gesprächs am Mittwochabend haben Mitglieder des Bürgerkomitees zusammen mit Noel Dassou neue Entwicklungshilfe-Projekte ausgelotet. Beispielsweise wird darüber nachgedacht, die Schule mit einer Solaranlage auszustatten, um langfristig die Stromkosten zu senken. „Dazu brauchen wir jedoch nicht nur eine Firma, die so eine Anlage installiert, sondern auch eine, die sie vor Ort wartet”, gab Heike Kunter zu bedenken. Weiter diskutierten die Helfer darüber, wie der Erlös der schuleigenen Werkstätten optimiert werden kann. Die hauseigene Weberei wird vermutlich schon bald schließen müssen. Der Grund: „Kleiderspenden aus Europa und Billigimporte stehen in Konkurrenz zu den selbstgefertigten Produkten. Das dämpft die einheimischen Entwicklungsmöglichkeiten”, weiß Heike Kunter. Daneben gibt es Werkstätten, um das Friseurhandwerk zu lernen, eine Schneiderei und ein Fotostudio. Für viele junge Leute eine Chance, einen Beruf zu lernen, mit dem sie künftig sich und ihre Familien ernähren können. Bevor sich Noel Dassou gestern verabschiedete, durfte sich der Gast aus Benin in das Goldene Buch der Gemeinde Steinhagen eintragen.

Viewing all articles
Browse latest Browse all 3262