Quantcast
Channel: Haller Kreisblatt
Viewing all articles
Browse latest Browse all 3262

Erinnerungen an den Absturz des Kampfjets

$
0
0

Von Uwe Pollmeier

Versmold-Hesselteich. "So matschig war es damals nicht. Da war alles gefroren", erinnert sich Heinz-Hermann Hartmann, als er über die nasse Wiese geht. Damals, am 18. Februar 1985, spazierte er nicht in Gummistiefeln über das Grün, sondern hastete als Feuerwehrmann die 100 Meter von der Oesterweger Straße bis zur Mitte der Wiese am Hesselteicher Ortsrand. Vor ihm ein Trümmerfeld und ein qualmender Starfighter der Bundeswehr, der sich tief in den Boden gebohrt hatte. Dieser war, wie kurz darauf bekannt wurde, im Luftraum über Halle mit einem britischen Harrier kollidiert. Der Bundeswehrpilot überlebte, der britische Pilot starb, als er seinen Flieger in den Wald am Bad Laerer Blomberg lenkte.

"Die Spuren der Absturzstelle erstreckten sich über eine Fläche von drei Hektar", sagt Hartmann. Der Hesselteicher war nicht nur als Feuerwehrmann in den Absturz involviert, sondern als Pächter der angrenzenden Wiese direkt betroffen. Kurz nach dem Absturz wurde klar, dass sich der einzige Insasse des Fliegers, der damalige Bundeswehrleutnant Ralf Gorath (siehe nebenstehenden Infokasten) zuvor mit dem Schleudersitz gerettet hatte und somit auf Hesselteicher Gebiet niemand zu Schaden gekommen war.

"Der ist mit seinem Fallschirm nahe der Wiesenschänke in Hörste gelandet", erinnert sich Wilfried Boschulte, Pächter der Wiese, auf der sich der Rumpf des Starfighters in den Boden gebohrt hatte. "Der steckte in einem vier Meter tiefen Loch", sagt Boschulte, der gerade von einem Arztbesuch zurückkam und die Absturzstelle kurz nach dem Crash um kurz nach elf Uhr am bitterkalten, aber sonnigen Rosenmontag 1985 passierte. "Nach dem Absturz sperrte die Bundeswehr das gesamte Gelände weiträumig ab. Ich konnte erst nach vier Tagen wieder meine Wiese betreten." Zwar habe die Bundeswehr den Großteil der Trümmerteile beseitigt, jedoch habe er selbst auch noch zwei Müllsäcke voll eingesammelt.

Grundstücksnachbar Hartmann wählte hingegen die bequeme Variante und pflügte sein Areal einfach um. "Ich konnte nicht verantworten, dass meine Kühe Metallteile schlucken und verenden." Und somit schlummern heute noch kleine Metallreste tief im Untergrund. Beide Landwirte erhielten von der Bundeswehr eine finanzielle Entschädigung.

HK-Redaktionsleiter Herbert Gontek, der damals über den Absturz berichtete, erinnert sich noch gut an das Unglück vor 30 Jahren: "Ich sah von Borgholzhausen aus das tieffliegende Flugzeug, als plötzlich jemand oben herausschoss." Blitzschnell fuhr er nach Hesselteich und traf noch vor der Feuerwehr an der Absturzstelle ein. "Das war schon etwas gefährlich, weil ich ja nicht wusste, ob der Flieger bewaffnet war", sagt Gontek. Wie sich später herausstellte, handelte es sich bei den an den Tragflächen montierten Raketen aber nur um Attrappen. "Überall lagen Trümmerteile, die bis zu 100 Bundeswehrsoldaten drei Tage lang einsammelten."

Ebenfalls schnell vor Ort war Hans-Jürgen Matthies, heutiger Fachbereichsleiter bei der Stadt

Versmold.
"Man sah kaum etwas von der Maschine, so tief saß die im Boden." Man selbst habe als Stadt wenig Arbeit damit gehabt, da die Bundeswehr alles geregelt habe.

Viewing all articles
Browse latest Browse all 3262