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Raus mit Applaus

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Von Claus Meyer
Steinhagen.
Am Ende muss sich Christian Blankert vom Extrainer trösten lassen. Frank Spannuth nimmt »seinen« ehemaligen Kapitän in den Arm, der enttäuscht ins Leere starrt. Wenige Meter weiter herrscht auf der Bank der Spvg. Steinhagen die deckungsgleiche Gefühlslage. Ein Gegentor in letzter Sekunde hat dem heimischen Handball-Verbandsligisten gerade den Weg ins Viertelfinale des deutschen Amateur-Pokals verbaut. Dieser Treffer zum 29:30 gegen den mittelrheinischen Oberligisten HSG Siebengebirge-Thomasberg ist nur der dramatische Schlussakt einer spannenden Partie. Trainer Stephan Neitzel wird später sagen, dass sein Team in der zweiten Halbzeit "nicht mehr alles richtig gemacht" habe. Was nur bedeutet, dass es im ersten Durchgang, nach dem es 17:14 steht, sehr viel richtig gemacht hat. Nach Wiederanpfiff wird Thomasberg besser, geht 27:26 und 28:27 in Führung. In der Schlussminute steht es nach Benny Rieks’ viertem Tor 29:29. Dann beginnt das eigentliche Drama. HSG-Trainer Lars Degenhardt nimmt 41 Sekunden vor dem Ende eine Auszeit. Auf der Steinhagener Bank zieht sich Robin Kasper schon das gelbe Leibchen an: Der siebte Feldspieler könnte bei diesem Spielstand noch eine Option werden. Degenhardts Taktik für den finalen Angriff lautet "lange ausspielen". Das macht Thomasberg so lange, bis das Schiedsrichtergespann Marcel Brückner und Thorsten Zimmermann Zeitspiel anzeigt - was es zuvor in der gesamten Partie nicht getan hat. Philipp Buhrmester wird’s derweil zu bunt, er langt zu und kassiert Steinhagens einzige Zeitstrafe. 25 Sekunden noch. Auch in Überzahl findet Thomasberg nicht die Lücke. Jamal Naji (Neitzel: "Der hat uns extrem verrückt gemacht") zieht aus dem Rückraum ab, Sebastian Brüggemeyer im Steinhagener Tor wehrt ab. Einwurf, noch acht Sekunden. Der Ball kommt verdächtig nah an den Kreis, wieder pariert Brüggemeyer, den Abpraller aber bugsiert Thomasbergs Malte Mondry irgendwie an Brüggemeyer vorbei ins Netz. Spielstand 29:30, gespielte Zeit 59:58 Minuten, das Pokal-Aus für Steinhagen ist besiegelt. Brüggemeyer jagt das Leder wutentbrannt an die Hallendecke. Vom begeisterten Publikum im Schulzentrum gibt es trotz des Ausscheidens Applaus. Neitzel sagt kurz darauf, dass die ansonsten starken Schiedsrichter bei dieser finalen "Spitz-auf-Knopf-Situation" vielleicht eher auf Kreis ab hätten entscheiden sollen. Dann hätte sich die Spvg. ins Siebenmeterwerfen gerettet. Knapp drei Stunden später wäre der Weg der Spvg. aber auch im Erfolgsfall gegen Thomasberg wohl ohnehin zu Ende gewesen. Die HSG zumindest geht nach dieser Partie dermaßen auf der letzten Rille, dass sie nach nur knapp einstündiger Pause die Viertelfinalpartie gegen Mönchengladbach 23:37 verliert.

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