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Das Aus für die Kufencracks

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„Es ging einfach nicht mehr, die personelle Basis war nicht mehr gegeben”, nennt Janina Schmitz die Gründe für die Auflösung des Frauenteams. „Der harte Kern bestand am Ende nur noch aus einem knappen Dutzend Spielerinnen - das war zu wenig”, sagt die langjährige Torfrau und Pressesprecherin der SVB. Zum Schluss wurde jede Partie für den Zweitligameister der Jahre 2008 und 2010 zum Personal-Puzzle. „Immerhin haben wir die Serie aber ordentlich zu Ende gespielt”, betont Schmitz: Auch wenn manchmal wirklich das allerletzte Aufgebot mit nur acht oder neun Spielerinnen zum Einsatz gekommen sei, habe man alle Pflichttermine wahrgenommen. Bundesliga war finanziell nicht zu stemmen Frauen-Eishockey war in Brackwede eine Erfolgsgeschichte. Nachdem sich das Team im Sommer 2002 entschlossen hatte, nach zwei zuvor errungenen Landesliga-Meisterschaften den Schritt in die 2. Liga Nord zu wagen, spielte es sofort vorne mit. Zwei vierten Plätzen in den Spielzeiten 2002/2003 und 2003/2004 folgten zwei Vize-Meisterschaften und ein dritter Rang, ehe in der Saison 2007/2008 erstmalig der Zweitliga-Titel an den Teuto geholt wurde. „Natürlich hat es uns damals gereizt, unser Glück auch mal in der Bundesliga zu versuchen. Das wäre aber finanziell nicht zu stemmen gewesen”, erinnert sich Schmitz. Allein die Fahrt- und Unterbringungskosten hätten wohl eine fünfstellige Summe ausgemacht - eine illusorische Zahl für die Kufencracks der SVB. So blieben die Brackwederinnen in Liga zwei und wurden zwei Jahre später noch einmal Meister. Und das allen Widrigkeiten wie etwa dem Spieltermin am Sonntagmorgen um 7.30 Uhr zum Trotz. Die folgenden Spielzeiten mit einem fünften und zwei sechsten Plätzen standen dann schon im Zeichen der immer knapper werdenden personellen Ressourcen. „Im April dieses Jahres war allen klar, dass es so nicht weitergehen konnte”, sagt Ursula Altmann, die Vorsitzende der SVB-Eissport-Abteilung. Um den Standort Bielefeld für die Frauen zu erhalten, erging ein Kooperationsangebot an den EC Bergkamen, dem es ebenfalls an Spielerinnen mangelte: Ein Fusionsteam aus beiden Klubs solle mal hier und mal dort trainieren und abwechselnd in Brackwede und Bergkamen um Punkte spielen. Doch auch dieser Plan scheiterte. „Wir hatten zu wenig Masse”, seufzt Janina Schmitz: Nur sie selbst, Kristin Blase und die Youngster Daniela Rogalski und Jessica Schuck waren bereit, noch weiter 2. Liga zu spielen - da winkten die Bergkamenerinnen ziemlich schnell dankend ab. Das Ende vom Lied war der Wechsel des genannten Quartetts nach Bergkamen - einfach so, ohne Fusion. Und damit war’s das mit dem Frauen-Eishockey bei der SV Brackwede. Schmitz: „Haben uns nur noch so dahingeschleppt” „Wir haben uns ja schon seit ein paar Jahren nur noch so dahingeschleppt, deshalb waren wir nicht allzu traurig”, berichtet Schmitz, deren Teamkolleginnen sich in alle Himmelsrichtungen verstreut haben. Nicole Rjasanow spielt jetzt für den Zweitligisten Langenhagen, Lina Meder ist nach Essen gegangen und Inka Schlüter nach Soest. Andere wie Kerstin Fischer und Elena Unterlöhner widmen sich fast nur noch dem Inline-Hockey, der verbleibende Rest hat aufgehört. „Wir haben die Mannschaft ganz still zu Grabe getragen”, sagt Schmitz - und bei diesem Satz schwingt ein bisschen Wehmut in ihrer Stimme mit. Darüber, dass es, „als wir alle junge Küken waren, eine schöne Zeit war”, und da-rüber, dass „der Beruf und die Familie halt irgendwann ihren Tribut gefordert haben”. Es wird lange dauern, bis - wenn überhaupt - eine neue Frauenmannschaft in Brackwede heranwächst. „Vom Alter her spielt das nächste Mädchen bei den Kleinschülern”, weiß Ursula Altmann. Trotzdem wird man noch ab und an eine Frau im SVB-Trikot Eishockey spielen sehen: Janina Schmitz hat ein Doppelspielrecht beantragt und darf deshalb in der Bezirksliga bei den SVB-Männern das Tor hüten.

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