Von Silke Derkum
Versmold.
Irgendwie steckt der Wurm drin im Offenen Ganztag der Sonnenschule. Das bezieht sich keinesfalls auf die pädagogische Arbeit, sondern vielmehr auf das 2012 errichtete freundliche und lichtdurchflutete Gebäude, in dem die Sonnenschüler nach Schulschluss betreut werden. Das erwies sich nämlich nicht nur direkt nach seiner Öffnung als viel zu klein, sondern hat auch ein ernstes Luftproblem.
Der Niedrigenergiestandard, in dem das Gebäude errichtet wurde, war der ganze Stolz von Architekt Frank Schönberg und der Stadt. Doch wo bei anderen Häusern in Passivbauweise das ausgeklügelte Lüftungssystem seinen Dienst tut, scheint der umweltfreundliche Luft- und Wärmeaustausch beim Offenen Ganztag nicht das richtige Konzept zu sein.
Denn damit das funktioniert, dürfen die Fenster nicht geöffnet werden - unabhängig vom Wetter oder der Jahreszeit. Hinzu kommt, dass das Gebäude ursprünglich für 75 Kinder ausgelegt war. Bereits acht Monate nach Fertigstellung wurde aber schon über die Erweiterung um einen zusätzlichen Raum diskutiert - der jedoch nie gebaut wurde.
Aktuell sind es inzwischen 128 Kinder in der Ganztags- und 40 Kinder in der Randstundenbetreuung. "Für Verwaltungsgebäude ist so ein Niedrigenergiestandard sicher gut, aber nicht für eine Kita oder ein Schulgebäude; die Kinder sind ja dauernd in Bewegung", sagt Ulrike Boden, Geschäftsführerin des AWO-Kreisverbandes, der den Ganztag an der Sonnenschule betreibt.
Die Mitarbeiterinnen im Ganztagsgebäude hätten aufgrund der Luftbedingungen über Kopfschmerzen und Kreislaufbeschwerden geklagt, berichtet Ulrike Boden. Deshalb habe man bereits zu Beginn des Schuljahres die 14 Kinder des vierten Jahrgangs im Hauptgebäude der Schule untergebracht.
Seit 1. Februar werden nun auch die 37 Kinder des dritten Schuljahres wieder dort betreut, wo bis 2012 der gesamte Ganztagsbereich angesiedelt war. Dafür musste kurzfristig sogar eine weitere Betreuungskraft eingestellt werden.
So sind nun noch 77 Ganztagskinder im OGS-Gebäude plus der Randstundenkinder. "Wir hoffen nun auf eine Verbesserung der Situation", sagt Ulrike Boden und betont, dass es nicht sein könne, dass es den Kindern gesundheitlich schlecht gehe.
"Eine gute Lösung", nennt Fachbereichsleiter Hans-Jürgen Matthies von der Stadt Versmold die Umsiedlung der Dritt- und Viertklässler. Er habe über einen längeren Zeitraum nichts von dem Luftproblem gehört und sei erst kürzlich von Ulrike Boden darauf hingewiesen worden.
Dass es nun in der Sonnenschule wieder zu eng wird, glaubt Matthies nicht. Wenngleich 2011 gerade die extreme Raumnot der Grundschule den Ausschlag dafür gegeben hatte, dass die OGS aus dem Schulgebäude ausgegliedert wurde.
Durch den Neubau des Lehrerzimmers samt Multifunktionsraum habe es in der Sonnenschule bereits Entlastung gegeben, sagt Matthies. Auch dass der Ganztag nun wieder den Kunst- und Musikraum der Sonnenschüler nutzt, stelle kein Problem dar. Denn die OGS nutze die Räume ja eher im Nachmittagsbereich.
Von einer Fehlplanung des Ganztags wollen sowohl Hans-Jürgen Matthies als auch Ulrike Boden, die die gute Zusammenarbeit mit der Stadt betont, nicht sprechen. Beide sagen, dass zwar die Entwicklung der Schülerzahlen anhand der Geburtenrate vorhersehbar sei. Dass es aber nicht vorauszusagen ist, wie viele Eltern sich für die Nachmittagsbetreuung ihrer Kinder im Offenen Ganztag entscheiden.