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Der Rekordanmeldung folgt die Rekordabsage

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Von Andreas Großpietsch Borgholzhausen/AltkreisHalle. Schlechte Nachrichten vom Kreis Gütersloh für viele Eltern im Altkreis Halle: Mehr als 50 Jungen und Mädchen werden von der PAB-Gesamtschule eine Absage bekommen. Der Kreis Gütersloh als Schulträger hat entschieden, dass es keine zusätzliche Eingangsklasse geben wird. Dadurch stehen für 243 verbindlich angemeldete Vierklässler nur 189 Plätze zur Verfügung. Den ganzen Tag über glühten gestern die Telefondrähte zwischen dem Kreis Gütersloh, der Schulleitung, der Schulaufsichtsbehörde und der Politik, bis kurz vor 18 Uhr die entscheidende Pressemitteilung versandt wurde. "Es wird keine Mehrklasse für die Peter-August-Böckstiegel-Gesamtschule geben. Absagen werden wegen des Anmeldebooms erforderlich", heißt es darin betont nüchtern. Diese Feststellung dürfte vielen betroffenen Eltern den Angstschweiß auf die Stirn treiben, denn die Bescheide, ob ein Kind angenommen worden ist oder nicht, werden heute in die Post gegeben. Damit sollte die Mehrzahl am Samstag im Briefkasten sein. Und die Bestimmungen schreiben vor, dass Kinder nur an einer Schule verbindlich angemeldet werden können. In Halle endet das Anmeldeverfahren aber schon heute. Um sich dort anmelden zu können, wird jedoch die Ablehnung gebraucht. Und die Bewerber aus der Lindenstadt können sich darauf gefasst machen, dass sie mit einer Ablehnung durch die PAB-Gesamtschule rechnen müssen. "Entsprechend dem Schulgesetz wird der Schulträger nun denjenigen Schülern eine Absage geben müssen, die in ihrer Gemeinde eine Schule der gewählten Schulform besuchen könnten. In diesem Fall sind das die Schüler aus Bielefeld und Halle", sagt Kreisdirektorin Susanne Koch. Doch allein diese Bewerber auszusortieren, reicht nicht aus. Offenbar haben auch viele Eltern aus Versmold ihre Kinder in der PAB-Gesamtschule angemeldet. Die Verantwortlichen hätten es sich nicht leicht gemacht, eine gerechte Auswahl zu treffen. Ein wichtiges Kriterium sei die Erreichbarkeit der gewünschten Schule durch Busse und Bahnen. Praktisch bedeutet dies, dass Bewerber aus Peckeloh schlechtere Chancen als solche aus Bockhorst haben. In Halle brodelt unterdessen die Gerüchteküche. Bei Bedarf einen fünften Zug einrichten zu wollen, hatten die Verantwortlichen ja bereits öffentlich verkündet und über diese Möglichkeit mit den Aufsichtsbehörden bei der Bezirksregierung in Detmold gesprochen. Nun soll sogar über einen sechsten Zug in der Lindenstadt nachgedacht werden. Die notwendige Verlängerung des Anmeldeverfahrens dort gilt als sicher. Als Grund für die Ablehnung so vieler Mädchen und Jungen nennt der Kreis Gütersloh das Ziel, die Qualität der PAB-Gesamtschule zu erhalten. Zwar ließe sich eine weitere Eingangsklasse am Standort Borgholzhausen recht kurzfristig in einem Pavillon unterbringen, doch das löst nicht die Probleme, die sich durch den Anmeldeboom, der auch die Oberstufe betrifft, ergeben. Schon im dritten Jahr läuft die Oberstufe in Borgholzhausen vierzügig. Geplant ist die Schule allerdings nur für einen dreizügigen Betrieb der Oberstufe. Gudrun Mackensen, Leiterin der Abteilung Schule beim Kreis Gütersloh: "Das alles bindet Fachräume und Sporthallen. Unter einer weiteren Verdichtung hätten alle Schüler zu leiden." Und der Kreis wolle keine überfüllte Schule. KOMMENTAR Peinliche Momente VON ANDREAS GROßPIETSCH Das hat bestimmt weh getan: Der Kreis Gütersloh lehnt reihenweise Kinder aus Halle ab, die an die PAB-Gesamtschule in Werther oder Borgholzhausen gehen wollen – und verweist dabei auf die dortige Gesamtschule. Gegen die er geklagt hat und sie nach den heutigen Erkenntnissen zum Glück nicht verhindern konnte. Der Blick auf die demographische Entwicklung macht die Entscheidung gegen zu große Investitionen für den weiteren Ausbau von Borgholzhausen nachvollziehbar – weniger peinlich macht er ihn nicht. Die Klageführer werden sich fragen lassen müssen, warum sie das Geld des Steuerzahlers dazu nutzen, gegen den Willen der Eltern zu klagen, statt es in den bedarfsgerechten Ausbau des Schulsystems zu stecken. Die Politiker, die diese Klage unbedingt wollten, werden sich fragen müssen, warum sie sich so weit von den Wertvorstellungen der Menschen entfernt haben, die sie vertreten wollen.

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