von Herbert Gontek
Halle.
Spannend wurde es erst kurz vor Schluss. Da offenbarte sich ein Neugrundstückseigentümer am »Beckers Garten« als Initiator des Änderungsverfahrens im Bebauungsplan 21 »Becker Garten«. Er hatte nämlich ein 1900 Quadratmeter großes Grundstück erworben und wollte das dort befindliche alte Haus abreißen und durch zwei neue ersetzen. Doch da wollen die Nachbarn nicht mitspielen und verweigern das Wegerecht über die schmale Zuwegung »Becker Garten«. 60 Betroffene oder Interessierte waren am Dienstagabend in die Aula der Gerhart-Hauptmann-Schule in Gartnisch gekommen, um sich den Vortrag von Städteplaner Roger Loh vom Büro Tischmann und Schrooten anzuhören und sich mit der Frage auseinanderzusetzen: "Wie viel Verdichtung verträgt das Wohnquartier?"Eine der wichtigsten Fragen beantwortete Michael Flohr vom Bauamt der Stadt Halle zu Beginn: "Was wir hier machen ist eine Angebotsplanung. Wir werden niemanden dazu zwingen, sein Grundstück baulich zu verdichten, aber sie haben konkrete rechtliche Vorgaben, wenn sie es möchten." Aus demografischer Sicht, so Flohr, bestehe aus seinen Erfahrungen früher oder später bei mehr oder weniger Hausbesitzern der Wunsch, so große Grundstücke zu teilen und anzubauen.
Bei der 13. Änderung und Erweiterung des Bebauungsplanes 21 soll eine zeitgerechte Nutzung der Grundstücke aufgezeigt und planerisch fixiert werden. Das Gebiet wird durch die Straßen Hartmanns Kamp, Gartnischer Weg, Beckers Garten, Schloerstraße und die Bahnlinie begrenzt.
Städteplaner Loh teilte das Planungsgebiet in drei Abschnitte. Im Norden der Bereich Hartmanns Kamp. Dieses Gebiet, so Loh, sei bereits sehr eng bebaut. Erweiterungen seien an den Häusern im Wesentlichen nur durch angelehnte Bauteile wie Wintergärten möglich.
Der Planungsbereich Mitte geht bis zum Erschließungsstich »Beckers Garten«. Die große Grünfläche soll von der Planung unberührt bleiben. Am alten Pfarrhaus ist ein Bauplatz vorgesehen, um ein geschlossenes Ensemble zu bekommen. Für die vier Parzellen, die direkt am Gartnischer Weg liegen, wird eine zusätzliche Bebauung als Anbau oder ein kleiner Einzelbau vorgeschlagen.
Uraltbebauung mit Grundstücksgrößen von teilweise über 2500 Quadratmetern, Planungen aus den 60er Jahren mit sogenannten »Pottstück-Grundstücken« direkt an der Schloerstraße, aber auch Zuschnitte aus jüngster Zeit mit Standards um 600 bis 700 Quadratmeter, das bietet der letzte Abschnitt. In diesem Bereich, »Süd«, lässt sich aus Sicht der Planer am meisten verdichten. So sei entlang der Schloerstraße an jedem Grundstück wegen der enormen Tiefe ein Anbau oder gar ein kleiner eigener Baukörper möglich.
Kritisch sei die Verdichtung entlang des Stichs »Beckers Garten«. Ohne eine Verbreiterung des Weges sei sie nicht möglich, stellte Roger Loh fest.
Die Eigentümer der großen landwirtschaftlichen Fläche schlugen vor, bei einer planungsrechtlichen Änderung auch bauliche Perspektiven für das Gebiet der Grünfläche aufzuzeigen. Gegenwärtig sei man daran zwar nicht interessiert, aber zukünftig vielleicht doch.
Diese Ausführungen nahm der Neugrundeigentümer zum Anlass, festzustellen, dass er sich freue, dass die Familie jetzt auf seinen Zug aufgesprungen sei und Bewegung in die Erschließung komme.
Bei einer Befragung während der Veranstaltung durch einen Bürger wurde festgestellt, dass gegenwärtig nur etwa fünf Grundstücksbesitzer an einer intensiveren Nutzung ihrer Grundstücke interessiert sind.
Nach dieser frühzeitigen Beteiligung der Bürger kommt als nächster Schritt die Beratung der eingegangenen Anregungen durch den Stadtrat.