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Wie man eine Autobahn ausgleicht

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Steinhagen.
Was den Landschaftsschutz im Rahmen des Autobahnbaus angeht, hat Steinhagen Glück im Unglück: Zwar verläuft die Trasse mitten durch den Ort, dafür sind die Ausgleichsmaßnahmen aber großzügiger als in
Halle.

207 Hektar Ausgleichsfläche kommen auf 52 Hektar Autobahn, das Verhältnis liegt also etwa bei vier zu eins. Die »großzügige« Rechnung liegt daran, dass das Planfeststellungsverfahren hier bereits 2007 abgeschlossen wurde, die deutschlandweit gültigen Berechnungsgrundlagen aber 2010 verändert wurden. Bis dahin (also auch in Steinhagen) galten die Vorgaben der Regelung »ErekStra«, für Halle gilt »Eles«. Während bei ErekStra die Randzone der Autobahn mit bis zu 250 Metern berechnet wird, sind es nach dem neuen Eles teilweise nur noch 25 Meter, wie Thomas Lange, Projektleiter Planung des zuständigen Landesbetriebes Straßen.NRW, erklärt.

In der Folge wurde die nötige Ausgleichsfläche in Steinhagen mit insgesamt 207 Hektar berechnet, für das deutlich längere Teilstück 7.1 in Halle sind es weniger als 170 Hektar.

Ausgleichsflächen können Wald, extensiv genutzte Wiesen, Gewässer- renaturierungen und vieles mehr sein. Sie müssen allerdings nicht im direkten Umfeld der Trasse liegen, sondern können (nach einer festen Grenzsetzung) auch weit entfernt liegen - theoretisch wäre sogar noch das östliche Münsterland legitim. "Wir bemühen uns aber immer, trassennah auszugleichen", erklärt Projektleiter Lange.

Die Lage der Ausgleichsmaßnahmen für den Steinhagener Abschnitt 6 lässt sich grob dritteln: Ein Drittel liegt direkt an der Trasse, ein Drittel in und um Steinhagen - zum Beispiel in der Patthorst - und etwas mehr als ein Drittel in Harsewinkel.

An der Trasse

Die obligatorische Bepflanzung der Autobahnwälle sind sogenannte Gestaltungsmaßnahmen. Sie gehören noch nicht zu den Ausgleichsmaßnahmen. Grundsätzlich ist es so, dass Ausgleichsmaßnahmen nahe der Autobahn im Verhältnis weniger Punkte nach dem Biotopwertverfahren bringen, weshalb sie für die Planer weniger attraktiv sind. "Trassennahe Ausgleichsflächen haben teilweise Abschläge von 70 Prozent", erklärt Straßen.NRW-Planer Thomas Kämpfer. Trotzdem ist auch dort einiges geplant.

Eine große Veränderung soll zwischen A 33 und Rügener Straße an der südlichen Grenze von Amshausen stattfinden. Dort werden etwa 3,5 Hektar Acker in Laubwald und Obstwiesen umgewandelt. Baumpflanzungen auf einem Acker sind (abgesehen von der Trassennähe) die lohnendste Ausgleichsmaßnahme im Rahmen des Wertverfahrens (siehe Kasten).

Eine etwas kleinere Fläche soll auch auf der gegenüberliegenden Trassenseite zu Laubwald umgewandelt werden. Dort sollen außerdem zwei Teiche entstehen.

Die zweite größere Baumpflanzung in Trassennähe (knapp zwei Hektar) entsteht zwischen Trasse und Lange Straße. Zusätzliche Gehölzpflanzungen, die dort, besonders an der Brücke Bielefelder Straße, entstehen, gehören zum Großteil zu den gestalterischen Maßnahmen.

Weitere große Landschaftsmaßnahmen finden nördlich der Hermelinstraße an der Grenze zu Bielefeld zu beiden Seiten der Trasse (knapp neun Hektar neues Grünland, Laubwald und Ähnliches), an der Ecke Queller/Hermelinstraße (zwei Hektar Grünland) sowie nördlich der Trasse an der Queller Straße (5,8 Hektar Grünland, Laubwald und Ähnliches) statt.

Rund um Steinhagen

Obwohl Brockhagen nicht von der Autobahn betroffen ist, sollen dort Ausgleichsmaßnahmen vorgenommen werden: Südlich der Vennorter Straße wird auf einem knappen Hektar Ackerfläche Laubwald angepflanzt. Drei weitere Hektar Acker werden zu extensiv (also kaum) genutztem Grünland umgewandelt. Außerdem werden einige Meter des kleinen Reckbaches renaturiert.

Gleich vier große Maßnahmen liegen in der Patthorst. Nahe der Patthorster Straße, westlich des Gutes, werden etwas weniger als vier Hektar Acker zu Laubwald umgewandelt.

Außerdem soll nahe des Foddenbaches am Hexenbrink ein Ersatzgewässer für den Kammmolch geschaffen werden. Damit soll den Amphibien eine neue Ansiedlungsmöglichkeit gegeben werden, da ihre jetzige von der A 33 durchschnitten wird. Südlich von Obersteinhagen an der Weserstraße und nördlich der Brockhagener Straße sollen zusätzlich 5,6 Hektar Laubwald, 0,8 Hektar Obstwiese und 5,7 Hektar extensiv genutzte Fläche zum Großteil auf bisherigem Ackerland entstehen.

In Harsewinkel

Die größte Einzelmaßnahme zum Ausgleich des Steinhagener Autobahnabschnitts liegt rund um die Hofstelle Hanhart in Harsewinkel. Dort werden über 60 Hektar Fläche umgewandelt. 13 Hektar Wald entstehen, der Rest sind extensiv bewirtschaftete Weideflächen, auf denen der Landwirt, der die Hofstelle gepachtet hat, nun französische Aubrac-Rinder und andere alte Nutztierrassen züchten will. Die maximale Zahl der Tiere pro Hektar, die erlaubten Grünschnitte und einiges mehr werden ihm dabei vorgegeben.

Zusammen mit 13 weiteren Hektar Umwandlungsfläche macht dieser Bereich etwa ein Drittel des Ausgleichs für den Abschnitt 6 aus.

Statt in Harsewinkel hätte man eine ähnlich große Fläche auch in Steinhagen genommen, solch eine sei aber in den Verhandlungen hier nicht zu bekommen gewesen, erläutert Thomas Kämpfer.

Diese Auflistung stellt nur einen Zwischenstand der Planungen dar. Da immer noch Maßnahmen umgesetzt und Gespräche mit Grundeigentümern geführt werden, können sich Planungen noch verändern. Außerdem sind mehrere kleine Maßnahmen nicht aufgeführt. Deshalb besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.


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