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"Wir sind nur ein neuer Sportverein in Pium"

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Von Anke Schneider

Borgholzhausen.
Die Bilder erinnern an Szenen aus einem Bürgerkrieg: Maskierte junge Männer bewegen sich geduckt zwischen Hindernissen hindurch und schießen mit Gegenständen, die wie Gewehre aussehen, auf andere maskierte junge Männer. Doch statt tödlichen Geschossen aus Blei fliegen kleine, farbgefüllte Bälle durch die Gegend - Paintballs genannt. Sie geben einem Hobby den Namen, dem man bald auch in Borgholzhausen nachgehen kann - in der Paintball-Arena in Borgholzhausen-Bahnhof.

"Wir sind ein neuer Sportverein in Pium", sagt Corrado Schumacher, der zusammen mit einigen Gleichgesinnten daran arbeitet, Paintball in Pium zu etablieren. Für die jungen Männer handelt es sich um einen aufregenden sportlichen Wettkampf, der nach strikten Regeln abläuft und einfach viel Spaß macht. Bislang konnte man in Borgholzhausen nur verbotenerweise in Feld und Flur diesem Hobby nachgehen.

Bislang müssen Paintball-Spieler nach Bielefeld oder Osnabrück fahren, um ihrem Hobby nachzugehen. Das soll sich ab März ändern, wenn im Industriegebiet am Borgholzhausener Bahnhof die Paintballarena »Flying Balls« eröffnet. Ein halbes Dutzend junger Männer ist derzeit dabei, das Gelände für die Spiele mit Markierer und Farbkugeln zu präparieren.

"Der Sturm hat uns im Zeitplan deutlich zurückgeworfen", sagt Corrado Schumacher. Denn ihm fiel ein Teil der fünf Meter hohen Fangzäune zum Opfer, die das 55 mal 20 Meter große Spielfeld eingrenzen. Der Zaun ist nur eine von vielen Auflagen, von denen die offizielle Genehmigung abhängig ist. Auf einem Gelände an der Firma Voß Direktwerbung entsteht ein Spielfeld, das den Bestimmungen der DPL (Deutsche Paintball-Liga) gerecht wird.

Dazu stehen den Spielern zwei Areale zur Verfügung: Ein »Woodland-Feld«, auf dem die Hindernisse und Deckungen aus Reifenstapeln, Paletten-Hütten oder Tonnen bestehen. Es wird in der Regel von Freizeit- und Hobbymannschaften genutzt. Das zweite Feld wird ein sogenanntes »Subair-Feld«, auf dem aufblasbare Formen als Deckungen benutzt werden. "Das ist ein Feld, wie es auch bei Turnieren vorzufinden ist", erklärt Corrado Schumacher, einer der Initiatoren.

Und genau da wollen die jungen Männer auch hin. Der Paintballclub, dem Spieler für einen Monatsbeitrag von zwölf Euro beitreten können, möchte nämlich nicht nur eine Hobbymannschaft, sondern auch ein Turnierteam aufbauen, das im kommenden Jahr bei den »X-Series« teilnehmen soll. "Das ist vergleichbar mit dem DFB-Pokal beim Fußball", sagt er. Wer dem Club beitreten möchte oder die neue Anlage auch als Gast benutzen möchte, muss mindestens 18 Jahre alt sein. In Sachen Ausrüstung ist ein Helm mit Gesichtsschutz zwingend vorgeschrieben. Den können Anfänger ebenso wie einen Leih-Markierer und Farbkugeln in der Paintball-Arena bekommen. "Jeder Spieler bekommt von uns auch eine Einweisung", sagt Corrado Schumacher.

Nach dem Reiz gefragt, den der Mannschaftssport auf die Spieler aus Pium ausübt, sagt er: "Das ist wie eine Sucht. Wer das einmal gespielt hat, kommt nicht mehr davon weg." Sein Mitspieler Sven Perstrup stellt fest, dass Paintball für ihn nichts mit Krieg spielen zu tun habe. Es seien vielmehr die Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten und die taktische Herausforderung, die das Spiel für ihn so faszinierend machen.

Um sich vom Vorwurf der Gewaltverherrlichung abzugrenzen, gilt es, einige Regeln zu beachten. So ist den Spielern das Tragen von Tarnkleidung ebenso verboten wie die Benutzung von roter Farbe in den Paintballs. Und ganz bewusst wird das Spielgerät eben nicht als Gewehr, sondern als Markierer bezeichnet. Die Masken und Helme dienen dem Schutz - denn die mit Druckluft abgefeuerten Geschosse haben immerhin genug Wucht, um manchmal blaue Flecken zu hinterlassen. Diese Gefahr schätzt Schumacher aber als gering ein: "Kurze Hose und T-Shirt würde ich dabei nicht tragen, aber eine besondere Schutzkleidung ist auch nicht nötig", meint er.

Die Farbe in den Kugeln ist biologisch abbaubar. Wer getroffen oder besser gesagt, markiert ist, scheidet aus. Und kann sich dann, anders als in einer echten Auseinandersetzung, für die nächste Partie eine bessere Taktik ausdenken.


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