Von Andreas Großpietsch
Borgholzhausen. Noch bedeckt spärlicher winterlicher Bewuchs, durchmischt mit Schneeresten, die Felder im Borgholzhausener Süden. Auf den ersten Blick deutet nichts darauf hin, dass dieser Bereich in diesem Jahr eine stürmische Veränderung erfahren wird. Diese Veränderung betrifft durchaus nicht nur das Enkefeld, wo der Plan für das Baugebiet immer konkretere Formen annimmt, sondern auch andere Flächen, die seit Jahrzehnten scheinbar unveränderlich wirkten.
Das gilt ganz besonders für ein kleines Feld am Jammerpatt, das bereits in einem Bebauungsplan aus dem Jahr 1966 als Bauland ausgewiesen ist. Fünf Häuser auf sehr großen Grundstücken sollten hier entstehen, doch dieser Plan wurde nie umgesetzt. Ungefähr 50 Jahre später könnte hier doch gebaut werden, denn die heutigen Eigentümer haben einen Antrag zur Änderung des Bebauungsplans an die Stadt gerichtet. Am Dienstag, 27. Januar, wird darüber im Planungsausschuss diskutiert.
Dem Antrag ist bereits der unverbindliche Entwurf einer Bauleitplanung beigefügt, der beispielhaft die Entwicklung der vergangenen fünf Jahrzehnte nachvollzieht. Denn statt fünf einzelner Häuser könnte die Fläche heute Platz für vier Doppelhaushälften, drei Einfamilienhäuser sowie ein Mehrfamilienwohnhaus mit neun Wohneinheiten bieten, ohne dass die Wohnverhältnisse besonders beengt wirken.
Für eine ganz in der Nähe liegende Baulücke, die zwischen Südstraße und Bahnhofstraße (L 785) liegt, gibt es einen Bauantrag, über den ebenfalls in der Sitzung des Bauausschusses gesprochen werden soll. Die Bauherren wollen von einigen der Bestimmungen aus dem Jahr 1966 abweichen. Die Stadtverwaltung schlägt dem Ausschuss vor, in beiden Fällen das gemeindliche Einvernehmen festzustellen.
Am Dienstagabend war das in unmittelbarer Nähe liegende Baugebiet Enkefeld Thema im Umweltausschuss. Dort beschäftigte sich die Politik allerdings vor allem mit der Frage, wie der ökologische Ausgleich für den Landschaftsverbrauch erfolgen soll.
Im Zuge dieser Überlegungen rückt das langfristige Konzept einer Waldbrücke, mit der die Höhenzüge Barenberg (Ravensburg) und Johannisegge (Luisenturm) miteinander vernetzt werden sollen, wieder ins Blickfeld. Es wurde bereits vor einigen Jahren beschlossen und mit der Umsetzung wurde bereits begonnen. Die Notwendigkeit des ökologischen Ausgleichs könnte das Projekt aber jetzt deutlich voranbringen.
Zwischen der Grenze des Baugebiets und dem Rand des Wäldchens, in dem der jüdische Friedhof liegt, befindet sich der Suchraum für Waldanpflanzung von immerhin 3,4 Hektar Größe. Unmittelbar daran schließt sich der Bereich des Baugebiets an, in dem die geplante Klimaschutzsiedlung entstehen soll.
Befürchtungen aus dem Ausschuss, dass ein neu gepflanzter Wald in etlichen Jahren gerade diesen Bereich verschatten könnte, widersprach die Verwaltung. Denn geplant sei ein Niederwald, dessen Bäume eben nicht in den Himmel wachsen, sondern regelmäßig frühzeitig gefällt werden sollen.
Nicht ganz so leicht aus der Welt zu schaffen ist ein anderer Einwand: der, dass eine Waldbrücke an dieser Stelle tatsächlich gut funktionieren könnte und deshalb vermehrt mit Wildunfällen zu rechnen sei. Allerdings wechseln Rehe, die besonders durch Autos gefährdet sind, auch auf freiem Feld über die Straße. Und außerdem soll das Tempo durch den geplanten Kreisverkehr reduziert werden, was das Risiko mindert.