Altkreis Halle. Dieser Mann weiß, wovon er spricht. Hans Feuß ist Vorsitzender des Kreisportbundes. Er war im heimischen Handball als Torwart und Trainer aktiv, arbeitete als Hallensprecher und hat Fußballspiele im Radio kommentiert. Am Freitag feiert der 62-Jährige ein Jubiläum: Zum zehnten Mal moderiert Feuß die Ehrung der Altkreissportler des Jahres. Vor der Veranstaltung, die im Künsebecker Landhotel Jäckel stattfindet, sprach er mit Christian Helmig unter anderem über Krawatten, sein »erstes Mal« und verriet sogar, wem er in diesem Jahr seine Stimme gegeben hat.
Herr Feuß, die wichtigste Frage vor jedem festlichen Anlass: Wissen Sie schon, was Sie am Freitagabend anziehen werden?
Hans FeUss: Ich gucke mir ehrlich gesagt immer erst die Bilder vom Vorjahr an. Es ist schön, wenn die alten Sachen noch passen, weil man dann weiß, dass man sich körperlich nicht groß verändert hat (lacht). Trotzdem versuche ich, ein bisschen Abwechslung reinzubringen. Ich mag zum Anzug moderne Hemden in Hellblau, Schwarz oder Weiß. Leider gibt es nicht viele schöne Krawatten mit sportlichen Motiven. Ich habe vor langer Zeit mal eine geschenkt bekommen, aber die ist nicht mehr salonfähig.
Sie moderieren die Sportlerehrung am Freitag zum zehnten Mal - und das quasi ehrenamtlich. Warum liegt Ihnen diese Veranstaltung so am Herzen?
Feuß: Weil ich eine große sportliche und menschliche Beziehung zum Altkreis habe. Ich habe in Künsebeck und Oesterweg als Lehrer gearbeitet, in Steinhagen gewohnt und war in Steinhagen, Künsebeck, Versmold und Hörste als Handballspieler beziehungsweise Trainer aktiv. Da sind viele persönliche Kontakte entstanden, die bis heute halten. Mir macht das einfach großen Spaß. Die Region ist überschaubar, bietet aber sportlich unheimlich viele Facetten. Dazu kommt: Ich muss nicht davon leben, und, da bin ich ehrlich, genieße es auch ein bisschen, im Mittelpunkt zu stehen.
Können Sie sich an Ihre erste Moderation im Jahr 2006 erinnern?
Feuß: Das war vor rund 1000 Gästen im Gerry Weber Event Center. Sportlerin des Jahres war damals die Keglerin Inge Flottmann aus Oesterweg. Ihr Gesicht kam mir bekannt vor, im Gespräch hinterher hat sich geklärt, dass ihre Tochter Lena früher bei mir Schwimmunterricht hatte. Bei den Mannschaften haben damals die Handballerinnen der TG Hörste gewonnen, was irgendwie typisch für den Verein war. Ein guter Jahrgang, aber es ging danach auch wieder bergab.
Sind Sie heute noch nervös, bevor Sie die Bühne betreten?
Feuß: Natürlich, das geht mir vor allen Veranstaltungen so, bei denen ich öffentlich auftrete - egal, ob politisch oder sportlich. Sportler wissen, dass das einfach dazugehört. Ohne Anspannung geht es in die Buchse. Außerdem bin ich ja gut vorbereitet, indem ich unter anderem täglich den Lokalsportteil des Haller Kreisblattes im Online-Abo lese.
Welche Begegnungen sind Ihnen aus all den Jahren besonders in Erinnerung geblieben?
Feuß: Die Interviews mit Spitzensportlern wie Jörg Ludewig oder Nadine Jarosch waren natürlich immer etwas Besonderes, weil es einfach faszinierend ist, welche Leistungen sie bringen. Aber ich freue mich auch jedes Mal, wenn ich auf der Bühne Sportler treffe, mit deren Vätern ich noch zusammengespielt oder selbst trainiert habe. Es ist ein schönes Gefühl, dass man sich in meinem Alter noch mit dieser Generation unterhalten kann. Es zeigt, dass einen der Sport mental immer auf Ballhöhe hält.
In Ihrer politischen Tätigkeit als SPD-Landtagsabgeordneter steht das Thema Inklusion weit oben auf Ihrer Agenda. Was halten Sie von speziellen Ehrungen für Behindertensportler, die es bei der Sportlerwahl im Altkreis ja bislang noch nicht gibt?
Feuß: Im Sport ist das ein schwieriges Thema. Sportler mit und ohne Handicap können sehr gut zusammen trainieren, aber wenn es um den Wettkampf geht, müssen einfach vergleichbare Bedingungen herrschen. Trotzdem finde ich den Modus in Ordnung, weil es ja nicht nur um Leistung, sondern auch um die Außenwirkung eines Sportlers geht. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass man in Zukunft einen Sonderpreis vergibt - etwa für Vereine, die sich um die Inklusion im weitesten Sinne verdient machen.
Die Sieger der Sportlerwahl bleiben bis Freitag ein streng gehütetes Geheimnis. Verraten Sie uns denn schon Ihre persönlichen Favoriten?
Feuß: Ich habe in diesem Jahr tatsächlich selbst gewählt. Bei den Frauen sehe ich eine der Schwimmerinnen, Karolin Kuhlmann oder Christine Schubert, vorne, weil ich weiß, wie viel Aufwand sie treiben und wie schwer es für die Vereine ist, Beckenzeiten für das Training zu bekommen. Bei den Männern und Mannschaften favorisiere ich aus alter Verbundenheit zum Handball Heiner Steinkühler und die Sportfreunde Loxten. Der Verein leistet seit vielen Jahren kontinuierlich gute Arbeit und hat sich nicht umsonst zur Nummer eins in unserem Handballkreis entwickelt.
Als roter Faden Ihrer Moderation dienten in den vergangenen Jahren oft die parallel stattfindenden großen Handballturniere. Wird das auch diesmal so sein? Schließlich läuft ja gerade die WM in Katar.
Feuß: Ehrlich gesagt habe ich das Turnier bislang gar nicht verfolgt. Ich finde es nicht gut, dass die deutsche Mannschaft mit einer Wildcard dorthin gekommen ist. Außerdem wird die IHF (der Internationale Handballverband, die Redaktion) genau wie die FIFA mittlerweile von Personen geführt, die sich wie absolutistische Herrscher aufführen. Eine Handball-WM nach Katar zu vergeben, das ist einfach nur peinlich.