Von Nicole Donath
Altkreis
Halle.
Der Vater Polizist. Die beiden Onkel ebenso. Irgendwie war es für die Familie da wenig überraschend, als Jan Bobe das Gymnasium nach der elften Klasse verließ, um ebenfalls Polizist zu werden. Den Einstellungstest in Münster bestand der Gütersloher auf Anhieb. Und nach einer vielseitigen Polizeikarriere hat der 55-Jährige zum 1. Januar nun die Leitung der Haller Polizeiwache übernommen.Äußerlichkeiten sind an der Kättkenstraße 7 kurz nach dem Wechsel erst einmal Nebensache. Am Büro prangt deshalb auch noch das Schild seines Vorgängers Winfried Ludwig, der nach fünf Jahren zum Jahreswechsel die Leitung der Wache in Gütersloh übernommen hat. Überhaupt muss Jan Bobe seinen neuen Arbeitsplatz noch einrichten, das ein oder andere Bild aufhängen oder eine Pflanze platzieren. Aber nach und nach. Die Prioritäten liegen gerade auf anderen Dingen - auf der eigentlichen Arbeit.
"Die meisten Kolleginnen und Kollegen kenne ich zwar ohnehin persönlich", sagt Jan Bobe. "Gerade mit den etwas älteren ist man ja oftmals schon einen Teil der Wegstrecke gemeinsam gegangen. Und ich weiß auch, dass ich hier eine sehr gut bestellte Dienststelle übernehme. Ein Team, das einerseits sehr verantwortungsbewusst und gewissenhaft arbeitet, und dabei doch eine große Gestaltungsfreiheit hat. Dennoch muss ich hier erst mal »reinriechen« ..." Auch möchte der Polizeihauptkommissar möglichst schnell Ort und Milieu kennen lernen, sich bei den Ämtern und Behörden vorstellen und dann, zu gegebener Zeit, seine eigenen Vorstellungen von Polizeiarbeit einbringen. "Die Behördenlinien und die Ziele sind ja klar", stellt Jan Bobe fest. "Kriminalitätsbekämpfung und die Minimierung von Verkehrsunfällen stehen da ganz oben. Die Frage ist ja, wie wir diese Ziele erreichen, wie kreativ wie wir auf diesem Weg sind - und da habe ich viele Ideen."
Dass er diese Ideen ausgerechnet in Halle umsetzen kann, freut den Gütersloher, der verheiratet ist und zwei erwachsene Kinder hat, übrigens sehr. "In kleineren Städten ist der Kontakt einfach direkter und unmittelbarer - ob das nun die Straftäter und Störer betrifft oder die Bürgerinnen und Bürger, die es zu schützen gilt", erklärt Jan Bobe. Vor allem, wenn man zu Fuß in der Stadt unterwegs sei, treffe man auf viele freundliche und engagierte Menschen, die einen oft ansprechen. "Das ist richtig gut."
Während seiner Zeit in Köln-Deutz habe er das ähnlich erlebt, abgesehen davon, dass die Stadt größer sei. Doch in Köln war Jan Bobe nicht lange, denn letztlich ist er eben doch bodenständig, so dass sich seine Karriere eher in OWL entwickelte: zweieinhalb Jahre Polizeischule in Schloß Holte-Stukenbrock; 1980 bis 82 Köln, davon ein Jahr Fußstreife Deutz; 1982 bis 85 Streifendienst Gütersloh; 1985 bis 88 Studium an der FH Bielefeld für den Aufstieg in den gehobenen Dienst; 1988 bis 2001 Wachdienst- und Dienstgruppenleiter Polizeiwache Gütersloh; 2001 bis 2006 Lehrender in Stukenbrock für den Bereich Spurenkunde und Unfallaufnahme; 2006 bis 2007 kommissarischer Leiter der Wache in Versmold; 2007 bis 2012 Verkehrskommissariat in Gütersloh; 2012 bis 2014 Dienstgruppenleiter Polizeiwache Gütersloh - und nun eben Leiter der Wache in Halle.
In dieser Position zeichnet er für Personalführung und die Planung und Leitung von (Son-der-)Einsätzen verantwortlich, für die Ordnungspartnerschaften mit den Ämtern und koordiniert als Regionalbeauftragter die Polizeiarbeit in Halle, Steinhagen, Werther, Borgholzhausen, Versmold und Harsewinkel. Bei allem Grund-Enthusiasmus für den Beruf, für den Wunsch, den Menschen zu helfen und den "Tunichtguten", wie Jan Bobe sich ausdrückt, auf den Füßen zu stehen, hat er dennoch ein besonderes Anliegen: die best mögliche Aufnahme und Spurensicherung bei Verkehrsunfällen. "An dem Elend selbst, das schwere Unfälle mit sich bringen, können wir nichts mehr ändern. Aber wir können den Menschen helfen, die überleben und zurückbleiben, unter anderem mit akribischen Untersuchungen und der vollen Ausnutzung aller technischen Mittel, die es heute gibt. So schaffen wir die Basis, damit die Geschädigten zu ihrem Recht kommen."
Den Ausgleich zu der Härte des Berufs findet Jan Bobe in seiner Familie. Zum Beispiel wenn er kocht - ostwestfälisch, italienisch oder spanisch. Wenn er mit seiner Irish-Folk-Band Musik macht und singt, Mandoline oder Gitarre spielt und Instrumente wie Tin Whistle teilweise sogar selber noch baut. Oder unterwegs im Wohnmobil irgendwo in Europa. Eben immer kreativ auf dem Weg zum Ziel.