Von Silke Derkum
Versmold.
Manchmal ist es gut, in die Offensive zu gehen. "Wir sind in letzter Zeit von verschiedenen Seiten darauf angesprochen worden, ob es stimmt, dass wir unseren Betrieb verkaufen wollen", sagt Jan Carl Froböse. Und damit gar nicht erst eine Grundlage für Gerüchte entsteht, die vielleicht nichts oder nur wenig mit der Realität zu tun haben, haben der Gastronom und seine Mutter Brigitte nun den Schritt an die Öffentlichkeit gewagt: Das Traditionshaus Froböse steht zum Verkauf - aber ganz ohne Zeitdruck. "Wir haben keine Eile mit dem Verkauf", sagt Brigitte Froböse, und deshalb laufe der Betrieb genauso weiter wie bisher."Die gesamte Familie hat sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht", betonen Mutter und Sohn unisono. Ein Haus aufzugeben, das seit 115 Jahren in Familienhand geführt wird, ist immer ein großer Schritt. Doch Brigitte Froböse ist in einem Alter, in dem andere bereits ihre Rente genießen. Seit 42 Jahren steht sie fast täglich hinter der Theke. Verständlich, dass auch sie sich auf den Ruhestand freut.
Und während die Mutter auf ein arbeitsreiches Leben zurückblickt, ist der Sohn noch voller Tatendrang. "Ich habe schon immer über den Tellerrand geschaut und mich auch für andere Projekte interessiert", sagt der 39-Jährige, der sich seine Koch-Meriten unter anderem im Hamburger Gourmet-Restaurant Landhaus Scherrer verdient hat.
"Im Sommer werde ich 40, wenn ich beruflich noch mal einen neuen Weg einschlagen will, dann sollte ich damit nicht mehr allzu viele Jahre warten", sagt der Küchenmeister. Mutter und Sohn sind seit fast 15 Jahren ein eingespieltes Team. Während Jan Froböse in der Küche das Zepter schwingt, ist seine Mutter das Herz des Betriebs hinter der Theke.
Und das soll auch noch einige Zeit so bleiben. "Natürlich werden wir alle bereits terminierten Veranstaltungen und Reservierungen durchführen", versichert Jan Froböse. Und auch zukünftige Reservierungen werden wie gewohnt angenommen. "Wir selbst planen ja auch noch weiterhin Veranstaltungen. Uns ist wichtig, dass der Betrieb in gute Hände übergeben wird, deshalb lassen wir uns Zeit", sagt Jan Froböse. Und sollte sich schon eher als erwartet ein Käufer finden, "dann freut der sich ja sicher auch über gut gefüllte Terminbücher".
Wie genau seine berufliche Zukunft nach dem Verkauf aussehen wird, das lässt Jan Froböse zurzeit noch offen. "Ich habe zwar über verschiedene Optionen nachgedacht, aber es ist jetzt viel zu früh, etwas im Detail zu planen", sagt er.
Nur eines ist schon sicher: Auch wenn sie ihre Entscheidung gut durchdacht haben, ganz leicht wird Jan und Brigitte Froböse die Trennung von ihrem Betrieb nicht fallen. "Ich habe die Gäste ja nie als zahlende Kunden gesehen, sondern immer als Freunde des Hauses", sagt die 63-jährige Brigitte Froböse.
Fest steht: Mit dem Verkauf wird eine Ära zu Ende gehen - die der ältesten noch existierenden über Generationen geführten Familiengaststätte.