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Notfallkonzept für Archive

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Gütersloh (HK). Um nach Katastrophen oder Unfällen die Archivbestände im Kreis Gütersloh schützen zu können, haben die Kommunalarchive im Kreis ein Notfallkonzept entwickelt. Im Zuge dessen hat Kreisarchivar Ralf Othengrafen nun zwei Notfallboxen bei der Feuerwehr Gütersloh stationiert. Sollten in einem Archiv, zum Beispiel nach einem Brand oder Rohrbruch, Schäden an den Archivalien auftreten, können die Notfallboxen von den Archivaren unverzüglich zum betroffenen Archiv gebracht werden.

Die Fahrzeughalle der Feuerwehr an der Friedrich-Ebert-Straße sei als Standort gut geeignet, weil immer jemand erreichbar sei, der die Boxen aushändigen könne, so Joachim Koch, Leiter der Berufsfeuerwehr Gütersloh. Bestandteil des Notfallkonzeptes ist auch ein Notfallverbund, zu dem sich sämtliche Stadt- und Gemeindearchive sowie das Kreisarchiv zusammengeschlossen haben. Der Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln oder der Brand der Weimarer Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek hätten gezeigt, dass eine Krisenvorbereitung notwendig sei, so Othengrafen. Die Kommunalarchive bewahren das schriftliche Kulturgut zur Geschichte des Kreises Gütersloh und seiner Städte und Gemeinden auf: Verwaltungsdokumente gehören ebenso dazu wie Überliefertes von Vereinen, Verbänden und bedeutenden Privatpersonen. Dieses einzigartige und unersetzliche Schriftgut reicht bis in das 13. Jahrhundert zurück und ermöglicht erst die Erforschung der lokalen Geschichte.

Wasserschäden sind für das Archivgut die wahrscheinlichste Bedrohung. Durch den Verbund sichern sich die Archive gegenseitige Hilfe im Notfall zu und treffen Vorbereitungen für denselben. Die fertig zusammengestellt gekauften Notfallboxen sind mit Schutzkleidung sowie Materialien zur Sicherung und Reinigung der Archivalien, wie Schutzfolien, ausgestattet. Damit im Schadensfall schnell reagiert werden kann, liegen den Boxen Handlungsanweisungen und Pläne der teilnehmenden Archive samt Kontaktinformationen der Verantwortlichen bei.

Sollte es zum Beispiel zu einem Wasserschaden kommen, so besteht bei den geschädigten Archivalien die Gefahr von Schimmelbildung, weswegen den Notfallboxen auch Schutzanzüge und -masken für die Helfer beiliegen. Schnelles Handeln erhöht die Chance, die beschädigten Dokumente retten zu können. Nach der Sicherung sollte das beschädigte Archivgut möglichst innerhalb von 48 Stunden entsprechend verpackt und tiefgefroren werden, um die Schimmelbildung zu vermeiden. Größere Schadensmengen können dafür in ein Logistik-Tiefkühlcenter transportiert werden. Geringe Mengen kann das Archivamt des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe in seiner Werkstatt restaurieren. Durch das Verfahren der Gefriertrocknung kann das wassergeschädigte Archivgut später schonend wieder getrocknet werden.

Die Anschaffung der Notfallboxen wurde von der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes finanziell unterstützt. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und die Kulturstiftung der Länder haben in diesem Jahr über die Koordinierungsstelle knapp 300 000 Euro für insgesamt 22 Projekte bereitgestellt. "Ich freue mich, dass die Bestrebungen des Notfallverbunds zum Erhalt des wertvollen Archivgutes mit Hilfe der Koordinierungsstelle weiter vorangebracht werden konnten", erklärte der Kreisarchivar.


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