Von Frank Jasper
Steinhagen.
Die Gemeinde Steinhagen plant an der Bahnhofstraße Ecke Waldbadstraße die Unterbringung von Flüchtlingen. Auf dem Grundstück sollen nach Informationen des Haller Kreisblattes fünf Doppelhäuser gebaut werden, die die Gemeinde zu diesem Zweck anmieten möchte. Anwohner zeigen sich überrascht von diesen Plänen und äußern Bedenken. Auf einer Informationsveranstaltung morgen im Rathaus will die Gemeinde den Nachbarn des Geländes Einzelheiten bekanntgeben.Die Grundstücke, auf denen die fünf Doppelhäuser entstehen sollen, befinden sich in Besitz der Annette-Schlichte-Steinhäger-Stiftung. Hier befanden sich einst Werkswohnungen der Brennerei Schlichte, die Anfang 2011 abgerissen wurden. Seitdem liegt das Grundstück brach. Noch im kommenden Jahr sollen an der Stelle fünf Doppelhäuser mit zehn Wohneinheiten entstehen. Wie Bürgermeister Klaus Besser gestern im Gespräch mit dem Haller Kreisblatt bestätigte, können die Pläne schnell umgesetzt werden, so dass die Häuser bereits 2015 fertiggestellt und bezogen werden könnten.
Bei einigen Anwohnern machen sich angesichts dieser Pläne Sorgen breit. In den 90er Jahre hatte die Gemeinde bereits in der Bergstraße Doppelhäuser gebaut, um hier Flüchtlinge unterzubringen. Die Bergstraße verläuft parallel zur Bahnhofstraße und befindet sich in direkter Nachbarschaft zu dem Grundstück, auf dem jetzt die Wohnhäuser für Flüchtlinge gebaut werden sollen. Anwohner erinnern sich an Lärmbelästigung, wilde Müllablagerungen und Fälle von Hausfriedensbruch, die damals für Unruhe in der Wohngegend gesorgt hätten.
Nachdem die Flüchtlingszahlen gesunken waren, veräußerte die Gemeinde die Häuser an der Bergstraße an Privateigentümer, die heute mit ihren Familien darin wohnen. Jetzt macht sich Sorge breit, dass sich die Konflikte von einst wiederholen könnten.
Auch im Fall der geplanten Neubauten auf dem Grundstück an der Bahnhofstraße sollen die Häuser, wenn sie nicht mehr für die Unterkunft von Flüchtlingen gebraucht werden, vermietet oder verkauft werden. Alternativen Unterbringungsmöglichkeiten steht man im Rathaus kritisch gegenüber. "Wohncontainer sind eine sehr teure Lösung", sagt Bürgermeister Besser, "wir brauchten auch dafür ein Grundstück, auf dem dann alle notwendigen Anschlüsse wie Wasser und Strom erst mal geschaffen werden müssten."
In Steinhagen leben zurzeit knapp über hundert Flüchtlinge. Tendenz steigend. "Allein in dieser Woche hatten wir vier Zuweisungen", berichtet der Bürgermeister. Prognosen gehen von einem stärkeren Zustrom im kommenden Jahr aus. Darauf muss die Gemeinde reagieren.
"Unser Übergangswohnheim an der Patthorster Straße wird Anfang 2015 voll belegt sein", ist sich Klaus Besser sicher. Schon jetzt habe man Wohnungen von der KWG und Privatleuten angemietet, um dort in erster Linie Familien und Frauen zu beherbergen. "Aber es steht außer Frage, dass wir früher oder später an unsere Kapazitäten stoßen werden", so der Bürgermeister. Schulen, Sporthallen und Begegnungsstätten sollen, wie in den 90er Jahren geschehen, auf keinen Fall als Unterbringung zweckentfremdet werden.